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Swissport

Das Personal stimmt über den Krisen-GAV ab

Nach langen und intensiven Verhandlungen haben sich die Gewerkschaften und Swissport Zürich gefunden. Das letzte Wort haben nun die Mitglieder der Gewerkschaften: Das Personal stimmt in diesen Tagen darüber ab, ob das Paket zum Krisen-GAV in Kraft tritt.

Es brauchte grosse Eingeständnisse beider Parteien, um bei Swissport doch noch zu einer Einigung zu gelangen.

Trotz Einstellungsstopp, Sparmassnahmen und Kurzarbeit schreibt Swissport seit Beginn der Pandemie massive Verluste. Das Bodenabfertigungsunternehmen forderte deshalb temporäre Anpassungen am GAV, um die Personalkosten um 15 Prozent zu senken.

Monatelang haben SEV-GATA, VPOD und der kaufmännische Verband mit Swissport Zürich über die Sparmassnahmen, primär für die Dauer der Krise, verhandelt. Beide Seiten mussten schliesslich grosse Eingeständnisse machen, um doch noch zu einer gemeinsamen Lösung zu finden. «Getroffen haben wir uns nun beim Minimum der für Swissport notwendigen Einsparungen und am Maximum des für die Mitarbeitenden Tragbaren», erklärt SEV-Gewerkschaftssekretärin Regula Pauli, die für die Verhandlungen mit Swissport zuständig ist.

Die Vereinbarung beinhaltet einen Krisen-GAV, die Einführung eines neuen Sozialplans sowie Anpassungen bei der Pensionskasse und die Abschaffung der Überbrückungsrente. Swissport International hat dem vereinbarten Paket bereits zugestimmt. Nun ist das Personal am Zug: In diesen Tagen können die SEV-GATA-Mitglieder online über das Verhandlungsresultat abstimmen.

Bei Annahme treten die temporären Anpassungen am Gesamtarbeitsvertrag mehrheitlich ab 1. Januar 2021 für die Dauer der Krise in Kraft. «Dabei haben wir uns auf eine gemeinsame Krisendefinition geeinigt», erklärt Regula Pauli. Diese bezieht sich auf den operativen Unternehmenserfolg jeweils per Ende Jahr.

Der Krisen-GAV beinhaltet für das Personal einige wesentliche Verschlechterungen. So verzichten die Angestellten im Jahr 2021 etwa auf drei Ferientage und arbeiten eine Stunde pro Woche mehr. Zudem wird vom Personal durch die Einführung von Kurzschichten, die Erhöhung von Splittouren sowie die Reduktion von Freitagen mehr Flexibilität verlangt.

«Wir wissen, dass das Paket happig ist», betont Regula Pauli. «Dennoch sind wir überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, um eine solche noch nie dagewesene Krise zu überstehen und möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. Deshalb empfiehlt der Vorstand von SEV-GATA das Verhandlungsergebnis zur Annahme.» Sollten die Mitglieder die ausgehandelte Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Swissport ablehnen, werden nach Aussage von Swissport keine weiteren Verhandlungen mehr geführt und die Mitarbeitenden nach dem Auslaufen des bestehenden GAV in Einzelarbeitsverträge überführt.

Elisa Lanthaler
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Das Resultat der Abstimmung ist ab 18. Dezember auf der SEV-Webseite zu finden: www.sev-online.ch

Swiss: Verhandlungen stocken

Kommentar von Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär SEV und Präsident von SEV-GATA   

Das Coronajahr 2020 wird in die Bücher eingehen. Nebst der wirtschaftlichen Extremsituation für den Luftverkehr befinden wir uns in den Verhandlungen in einem ungewohnten Balanceakt. Sind sich Unternehmen doch gewohnt, auf unsere Forderungen grosszügig oder knausrig reagieren zu können, ist es jetzt klar anders: Um die Existenz ringend tritt Swiss als Bittsteller auf – für Bundeshilfe und bei uns für temporäre Kostensenkungen beim Personal. Mit Blick auf das Ende der Kurzarbeit ist dies nachvollziehbar und im Rahmen der Opfersymmetrie ist auch ein Beitrag beim Bodenpersonal gerechtfertigt. Während es unbestritten ist, dass Sparmassnahmen beim Personal nur befristet sein dürfen, stehen wir wegen Differenzen zu deren Höhe und Ausgestaltung in schwierigen Verhandlungen. Zudem wollen wir bereits jetzt sicherstellen, dass die über viele Jahre hochprofitable Swiss nach Erholung von der Krise auch gegenüber dem Bodenpersonal grosszügig zu sein verpflichtet ist.

Kommentare

  • Mischler Ernst

    Mischler Ernst 17/12/2020 08:30:03

    Betrifft die Streichung von Ferientagen:

    Es wird vergessen oder bewusst verschwiegen, dieses Jahr haben wir auch 1 Ferientag geopfert. Neu wollen sie, dass wir 2 Ferientage opfern, das macht zusammen schon 3. Übernächstes Jahr dann 4 etc. In der Teppichetage wird dabei eine "goldene Nase" verdient.

    Gruss
    Aschi