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Swiss-Bodenpersonal

Deutliches Ja zum «Krisen-GAV»

©Swiss

Das Swiss-Bodenpersonal hat die «Krisenvereinbarung» über temporäre Kostensenkungsmassnahmen zur Meisterung der Corona-Krise mit Verlängerung des GAV bis Ende 2026 in drei separaten Abstimmungen deutlich angenommen. Die Gewerkschaften SEV-GATA und VPOD und der Kaufmännische Verband haben die Vereinbarung nach langwierigen, schwierigen Verhandlungen am 29. Januar mit der Swiss unterzeichnet und ihren Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt.

Bei SEV-GATA (Groundstaff Aviation Technics and Administration), der Abteilung Luftverkehr des SEV, fand die Online-Abstimmung vom Montag, 22. Februar, 8 Uhr bis zum Donnerstag 25. Februar, 8 Uhr statt. Die Stimmbeteiligung betrug 47,2 %. Von den Teilnehmenden sagten 89,3 % Ja zur «Krisen-Vereinbarung».

Inhalt der Vereinbarung

Die Sozialpartner haben für die fast 2000 «Groundstaff»-Mitarbeitenden der Swiss in der Schweiz nach mehrmonatigen Verhandlungen am 29. Januar folgende temporären Massnahmen vereinbart:

  • eine Reduktion des 13. Monatslohns um einen Drittel,
  • die Aussetzung einer Performance-Prämie gemäss GAV
  • sowie Anpassungen am Sozialplan.

Für das Paket gelten folgende Rahmenbedingungen:

  • Die Massnahmen sind zeitlich beschränkt ab Ende der Kurzarbeit bis spätestens Ende 2023.
  • Der bisher gültige GAV Bodenpersonal wird nach Ende der temporären Krisenmassnahmen um drei Jahre verlängert.
  • Nach Erholung von der Krise wird das vom Sparpaket betroffene Personal eine «Corona-Prämie» über 2500 Franken erhalten.
  • Die Swiss verpflichtet sich, die Sozialpartner quartalsweise über die Wirkung der Sparmassnahmen und die unternehmerischen Kennzahlen zu informieren.

Warum die Vereinbarung?

Die Corona-Pandemie trifft die Swiss wie alle Betriebe der Luftfahrtbranche hart. Die Airline schreibt weiterhin täglich Verluste, und die weitere Entwicklung der Krise ist offen.

Auch SEV-GATA hat sich dafür eingesetzt, dass die Swiss vom Bund eine Kreditgarantie bekam sowie Kurzarbeit bewilligt und verlängert erhielt. Damit ist für das Personal ein Lohnopfer verbunden, wobei die Airline immerhin die Tiefstlöhne aufzustocken verpflichtet ist.

Insgesamt will die Swiss die Personalkosten um 15 bis 20 % senken, wobei möglichst ohne Stellenabbau weitestgehend über Fluktuation und freiwillige Massnahmen wie etwa Frühpensionierungen. Für die verschiedenen Personalkategorien versuchte die Swiss in den letzten Monaten Kostensenkungsmassnahmen im Detail auszuhandeln.

Markus Fischer
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Zukunftsperspektive trotz Krise

Bei allen drei Gewerkschaften schluckten die Mitglieder die ‹kleine› bittere Pille in der Erwartung, mit diesem Solidaritätsbeitrag die Zukunft ihrer Arbeitsplätze längerfristig zu sichern und bis Ende 2026 garantiert keine weiteren Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen zu müssen. Denn der GAV 2018 ist damit auf aktuellem Niveau bis Ende 2026 gesichert, und auch die Sozialplanleistungen sind klar geregelt.

Mit diesen Massnahmen leistet das Bodenpersonal einen schmerzhaften, aber zumutbaren und wichtigen Beitrag, damit die Arbeitsplätze und auch die Arbeitsbedingungen längerfristig gesichert sind und Kündigungen verhindert werden. Diese moderaten, befristeten Kostensenkungsmassnahmen geben den Mitarbeitenden eine Zukunftsperspektive. Das ist wichtig für ihre Motivation und ihre Treue zum Unternehmen und dient auch dem Know-how-Erhalt.

Kommentar von Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär SEV und Präsident von SEV-GATA, der die Verhandlungsgemeinschaft der Gewerkschaften anführte.

Personal leistet Corona-Opfer

Seit dem Lockdown im März 2020 ist der Luftverkehr in der Schweiz grösstenteils «gegroundet». Trotzdem versucht die Swiss bisher ihre Strukturen durch «Freezing» zu erhalten, solange Corona die Reiseoptionen einschränkt. Warum nicht «Hire and Fire»? Ein Grund sind die Bundeshilfen, für die sich auch der SEV starkgemacht hat: Dank der Kreditgarantie von 1,275 Mia. Franken konnten die Lufthansa-­Töchter Swiss und Edelweiss bei Banken 1,5 Mia. aufnehmen. Und einen Teil der Personalkosten trägt zurzeit die Arbeitslosenversicherung bzw. der Bund über die Kurzarbeitsentschädigungen (SEV-GATA setzt sich für eine Verlängerung der Bezugsdauer um weitere sechs Monate ein). Obwohl diese Hilfen nicht explizit an ein Entlassungsverbot geknüpft sind, würde die Swiss ihrem Image massiv schaden, würde sie plötzlich Hunderte Mitarbeitende durch Entlassung in Not stürzen und so den Schweizer Arbeitsmarkt zusätzlich belasten. Zudem gilt es die Knowhow-Tragenden bei der Stange zu halten für den Wiederaufschwung.

Doch die Krise zieht sich in die Länge. Der Luftverkehr leidet besonders stark unter dem Wirrwarr nationaler Regulierungen. Ständig wechselnde Quarantäne- und Testbestimmungen schrecken vom Reisen ab. Bleibt der Aufschwung bis im Sommer aus, droht der Swiss das Geld auszugehen. Darum pochte sie auf ein weiteres Opfer des Personals, zusätzlich zum Lohnopfer durch Kurzarbeit.

Für das Bodenpersonal einigten sich die Sozialpartner Ende Januar auf massvolle temporäre Beiträge, sozial abgefedert und verbunden mit einer Verlängerung des «GAV 2018» bis Ende 2026. Die Swiss bekräftigte damit ihre Bereitschaft zu Stabilität und sozialem Frieden, und die krisenerprobten, aber verunsicherten Mitarbeitenden leisten mit ihrem deutlichen Ja zum Krisen­­­-GAV ihren Teil – Respekt!

Der SEV hat mit seiner Sektion SEV-GATA den Tatbeweis erbracht, dass bei gemeinsamem Willen Lösungen möglich sind. Nun ist es an der Swiss und ihrem neuen CEO Dieter Vranckx, alles zu unternehmen, um die letzten Krisenmonate ohne Entlassungen zu meistern und danach mit der ganzen Belegschaft den Wiederaufbau zu stemmen.

Auch mit Swissport Zürich hat sich SEV-GATA sozialpartnerschaftlich geeinigt, während Swiss­port Genf mit ihrem Machtpoker den letzten Goodwill ihrer Mitarbeitenden zu verscherzen scheint. Möge sie bald ein Einsehen haben!

Editorial von Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär SEV und Präsident SEV-GATA