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VöV-Strategie zum Schienengüterverkehr: eine Rechtfertigung des Abbaus bei SBB Cargo?

Wagenladungsverkehr bleibt volkswirtschaftlich wichtig

Der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) stellte am 15. Mai seine Strategie zum Schienengüterverkehr vor. Gewisse Ziele kann der SEV unterstützen, wie faire Rahmenbedingungen oder eine enge Kooperation von Bahn und Kunden beim Wagenladungsverkehr. Doch darf mehr Effizienz des WLV nicht heissen, dass er seine volkswirtschaftlichen Ziele nicht mehr erfüllt. Dafür bleibt ein flächendeckender Einzel-WLV nötig.

Auf die Frage, ob der VöV mit seiner Strategie einen weitgehenden Abbau des Zustell- netzes des Einzel-WLV unterstütze, antwortete VöV-Direktor Ueli Stückelberger, es brauche Anpassungen an die geänderten Rahmenbedingungen. Er relativierte aber, dass SBB Cargo Lösungen mit den Kunden suche. SEV-Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn hält dazu fest: «Auch wenn der Bund den Betrieb von SBB Cargo im Moment nicht mehr direkt subventionieren will, sondern Eigenwirtschaftlichkeit fordert, verlangt er von der SBB trotzdem weiterhin, dass sie im Import/Export- und im Binnen-Güterverkehr ein Angebot betreibt, das auf den Bedarf der verladenden Wirtschaft in der Schweiz ausgerichtet ist. SBB Cargo muss also auf die Bedürfnisse der Kunden Rücksicht nehmen. Sie darf nicht einfach Bedienpunkte schliessen mit der Begründung, das Mindest-Verkehrsvolumen müsse plötzlich mehr als verdoppelt werden.»

«Es gibt einen Zielkonflikt zwischen der Eigenwirtschaftlichkeit des Einzel-WLV und dessen Erschliessungsfunktion für die KMU, besonders in Randgebieten», sagt Daniela Lehmann, die im SEV die Verkehrspolitik koordiniert. «Eine Güterverlagerung auf die Strasse würde zudem Bevölkerung und Umwelt stärker belasten und so die Gesundheitskosten erhöhen. Auch würden die schon jetzt oft verstopften Strassen noch stärker frequentiert.»

Einzelwagenladungsverkehr als Service public abgelten

«Hinzu kommt die stärkere Strassenabnützung – vor allem, wenn Lastwagen schwer beladen sind, zum Beispiel mit Holz», ergänzt Philipp Hadorn. «Manche Strassen müssten gar verstärkt werden. All das belastet die Volkswirtschaft mit Zusatzkosten, die über die eingesparten Bundessubventionen für Cargo weit hinausgehen. Das neue politische Dogma der Eigenwirtschaftlichkeit des Einzel-WLV ist deshalb kurzsichtig. Anstatt dessen Subventionierung den Kantonen zu überlassen, sollte der Bund der SBB diesen Service public im Güterverkehr weiterhin abgelten. Warum nicht im Rahmen von Leistungsvereinbarungen wie im Personenverkehr?» Hadorn, der als Nationalrat auch Mitglied der Verkehrskommission (KVF) ist, prüft einen entsprechenden Vorstoss im Parlament. «Denn es gilt dringend die Kapazitäten für die wachsenden Volumen der Zukunft auf der Schiene aufzubauen. SBB Cargo darf sich nicht aus kurzfristiger Optik Schritt für Schritt aus dem Markt verabschieden.»

Fi

Kommentare

  • Samuel

    Samuel 31/05/2018 01:57:53

    Sehr interessant. Ich bin auch der Meinung, dass WLV ein Service Public sein muss und eben etwas kostet, ähnlich wie bei der Ausbildung von Lehrlingen oder Arbeitsplätze für Intergration. Aus diesem Grund würde ich es sehr begrüssen, wenn der WLV nicht auf den Schultern eines einzigen Unternehmen lastet, sondern Schweizweit verteilt wird, auf die Unternehmen, die Güterverkehr betreiben. Es kann nicht sein, dass es zig Unternehmen in der Schweiz gibt, die die Rosinen picken und nur rentable Güterzüge führen, aber das Abholen und Zustellen von einzelnen Wagen Cargo überlassen. Das sollte der Bund eingreifen. Z.b. Ein Pflichtenheft erstellen, dass zb. Wer in der Schweiz Güter auf der Schiene transportiern will, auch einen angemessenen Beitrag zu WLV leistet. Die ganze Schweiz aufgeteilt in verschiedene sektoren zb. Und ebenfalls müssten die anschlussgleise verstaatlicht werden, sodass deren Erstellung und Unterhalt wie die Strassen zur Infra Schweiz gehört. Somit würden einige Unternehmen einen Teil Ihrer Ware auf die Schiene verlagern. Ebenfalls wäre so endlich das Gefälle Strassengüter und Schienengüter etwas kleiner. Wenn nämlich sämtliche Fimen Ihre Strasse bis zur Autobahn selbst finanzieren und unterhalten müssten, wäre die Schiene plötzlich günstiger.. ;-)

  • Federico Carbone

    Federico Carbone 20/06/2018 10:43:07

    Es ist offensichtlich der einzige Weg den WLV zu retten in dem er als Service Public gilt und dabei soviel Güter auf der Schienen befördert werden kann wie möglich. Natürlich in einem gesunden Verhältnis zwischen "soviel wie möglich" und der finanzielle Tragbarkeit. Falls der Vorstoss im Parlament nicht fruchtet, warum nicht auf der Welle der Bilag Initiative reiten und ein entsprechende Initiative lancieren?