Frauenbildungstagung 2015
Wie mit Beruf und Familie jonglieren?
Eine Spezialistin für Gendermedizin, Elisabeth Zemp-Stutz, bestritt den ersten Teil der Frauentagung am 20. November im Hotel Bern. Darauf folgten verschiedene Workshops mit nützlichen Hinweisen für Frauen, die Berufsarbeit und Familie vereinbaren müssen.
Die Frauenbildungstagung war schon seit mehreren Wochen ausgebucht. Sie ist im SEV ein echter Renner.
Am Morgen referierte Professorin Elisabeth Zemp-Stutz, die wir in kontakt.sev Nummer 11/2015 vom 11. Juni bereits interviewt haben. Sie ging auf medizinische Unterschiede zwischen Mann und Frau ein, etwa beim Tabakgenuss, dem die beiden Geschlechter nicht aus den gleichen Gründen und nicht gleich häufig frönen: In Schweden rauchen mehr Frauen als Männer, in Norwegen und Dänemark ist der Anteil der Raucher/innen bei Frauen und Männern etwa gleich hoch und sonst überall bei den Männern höher. Weil Männer und Frauen nicht aus den selben Gründen rauchen, müssen Präventionsmassnahmen auf die Geschlechter zugeschnitten sein, um zu wirken.
Ein sehr empfindliches Thema ist für die Frauen das Gewicht: Sie sehen sich selber dicker, als sie es wirklich sind, und bei den Männern ist es gerade umgekehrt! Dabei sind sie von Übergewicht und den damit einhergehenden gesundheitlichen Problemen häufiger betroffen als die Frauen.
Frauen werden anders behandelt
Bei einem Herzinfarkt zum Beispiel warten Frauen länger, bis sie ins Spital gehen und eine Therapie beginnen. Sie gehen auch klar weniger häufig in Rehabilitationskliniken als Männer. Kurz, sie werden anders behandelt als ihre männlichen Kollegen. Was die Medikamente betrifft, unterstrich Elisabeth Zemp-Stutz, dass dafür die meisten Studien an Männern vorgenommen werden, obwohl es für Männer und Frauen vielleicht unterschiedliche Medikamente bräuchte.
Wechsel in der Frauenkommission
Im statutarischen Teil der Versammlung dankte Lucie Waser, die Gleichstellungsbeauftragte des SEV, der auf den 1. Dezember pensionierten Irène Avanthey für ihr zwölfjähriges Engagement in der Frauenkommission als Vertreterin des Unterverbands TS.
In die Kommission neu aufgenommen wurden vier Frauen: Elisabeth Küng, VPT, Brigitte Fanjak, ZPV, Claudia Zeindler und Béatrice Luisier (die sich an der Tagung spontan meldete), beide vom Unterverband AS. Es fehlt der Kommission nun noch ein Mitglied des TS.
Workshops
Am Nachmittag widmeten sich fünf Workshops, in die sich die Teilnehmerinnen bereits vor der Tagung eingeschrieben hatten, folgenden fünf Themen: Zeitmanagement aus Sicht der Frauen, ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, Ernährung und Bewegung für Frauen mit unregelmässigen Arbeitszeiten, bewusste Abgrenzung als Prävention gegen Burn-out und Leben in einer sich ständig ändernden Welt im Rentenalter.
Im Workshop zur Burn-out-Prävention, der durch eine Zürcher Psychologin moderiert wurde, konnten die Teilnehmerinnen lernen, wie man Nein sagt und wie man Prioritäten und Grenzen setzt. Die Moderatorin empfahl den Frauen vor allem, sich Bedenkzeit zu lassen, bevor sie entscheiden, statt automatisch Ja zu sagen, und ihr Nein klar und höflich zu kommunizieren.
«Nein» ist ein vollständiger Satz
Es ist nicht nötig, ein Nein zu rechtfertigen, Gründe dafür zu nennen und sich dafür zu entschuldigen. Das «Nein» muss genügen. Wer andern Nein sagt, sagt Ja zu sich selber und zu seinen eigenen Grenzen. Die Männer haben dies vielleicht besser begriffen als die Frauen… Bleibt nur noch, zu üben. Es ist besser, ein Time-out zu nehmen als ein Burn-out zu erleiden.
Henriette Schaffter / Fi
Präsidiale Grüsse zum 30-Jahr-Jubiläum
Die erste Frauentagung des SEV fand 1985 statt, heuer konnte also das Jubiläum gefeiert werden. SEV-Präsident Giorgio Tuti erinnerte an die Gründung der ersten Frauenkommission 1959: «Wir waren nicht die Schnellsten», in den Siebzigerjahren nahm mit der Barrierenwärterin Uma Kaufmann erstmals eine Frau Einsitz im damaligen Verbandsvorstand. Heute befasst sich die Frauenkommission mit nach wie vor aktuellen Themen wie Chancen- und Lohngleichheit. pan.