Die Bahnbranche des VPT tagte in Olten
Der Bahnwettbewerb und seine Folgen
Spannende Informationen und unterschiedliche Meinungen hören: Davon lebte die Tagung der Bahnleute der privaten Transportunternehmen.
Die Branchentagungen dienen verschiedenen Zwecken: Da ist einmal die Vernetzung mit Kolleg/innen der gleichen Branche, aber anderer Betriebe und aus anderen Landesteilen. Es ist doch spannend, sich mit Kollegen und Kolleginnen zu treffen und sich ihre Probleme, aber auch die Lösungsvorschläge anzuhören! Ein zweiter Zweck ist die Auffrischung und Verbesserung des Wissens über die Strukturen der Gewerkschaft. Die Information über aktuelle arbeitspolitische Fragen kommt auch nicht zu kurz, und schliesslich soll jeweils auch ein Thema vertiefter behandelt werden. Genug Stoff also für einen Tag, der zugleich interessant und lehrreich ist.
Vorstand ist an der Arbeit
Den Unterverband VPT stellte Zentralpräsident Kurt Nussbaumer vor (siehe Kasten ganz rechts). Danach standen die Wahlen des Branchenvorstandes auf der Traktandenliste. Gewählt wurden Jean-François Milani als Präsident, Bruno Müller als Kassier, Bernhard Siegenthaler als Sekretär und Calogero Ferruccio Noto als Beisitzer. Vorläufig vakant bleibt ein weiterer Sitz eines Beisitzers oder einer Beisitzerin, für den ein Kollege oder eine Kollegin aus der Zentralschweiz gesucht wird. Interessierte können sich bei Kurt Nussbaumer anmelden, der auch gern weitere Auskünfte erteilt.
Der Wettbewerb im Bahnsektor und die Folgen fürs Personal
«Wettbewerb» ist das Zauberwort aller Neoliberalen, der Wettbewerb wird zum Allheilmittel emporstilisiert. Auch im Bahnsektor soll er zu besseren Leistungen bei tieferen Kosten führen. Was bedeutet diese Entwicklung aber fürs Bahnpersonal? Über diese Frage diskutierten unter der Leitung von Peter Moor, Chefredaktor kontakt. sev, SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger und Walter Finkbohner, selbständiger Berater im Bahnsektor – und seit bald 50 Jahren SEV-Mitglied.
Wettbewerb, so führte Spalinger
aus, solle alles billiger machen.
Weil es aber unterschiedliche
Märkte gibt, funktioniert er nicht
überall (gleich gut). Die Bahnen
haben einmal als private Unternehmen
begonnen, wenn sie
nun wieder dereguliert werden,
droht eine Re-Regulierung. Der
Wettbewerb im Bahnsektor ist
schwierig, weil er vom Anbieter
grosse Mittel verlangt und weil
das Schienennetz begrenzt ist;
er ist aber auch nicht nötig, weil
das bisherige System gut funktioniert
und grundlegende Reformen
wie etwa der Taktfahrplan
oder Tarifverbunde durchgeführt
wurden. Ausschreibungen bringen
einen unverhältnismässigen
Aufwand bei fraglichem Nutzen.
Walter Finkbohner war ebenfalls
der Meinung, «billig» allein
genüge nicht, wenn die Qualität
nicht stimme. Letztlich brauche
es in erster Linie zufriedene
Kunden. Und diese Kunden
wünschten etwa im Güterbereich
vor allem ein Angebot aus
einer Hand, Schnelligkeit und
Kundennähe zählten heute. Wo
aber die Qualität schlecht sei,
könne der Wettbewerb zu einer
Verbesserung führen. Auch im
Unterhalt habe die Konkurrenz
zu Preissenkungen geführt.
Nach diesem grundlegenden
«Stellungsbezug» verlangte
Moor nach Beispielen, die die
Behauptungen zu stützen vermöchten.
Finkbohner führte
darauf Beispiele aus der Vergangenheit
an, die nicht recht
überzeugen konnten.
Bald schwenkte die Diskussion
deshalb auf gewerkschaftliche
Fragen um. Spalinger plädierte
für Branchengewerkschaften,
die sich international in die Verkehrspolitik
einmischen. Auch
Finkbohner fand, der Lohn müsse
«fair» sein, dann könne man
auch eine anständige Qualität
verlangen.
2017 wird der Gotthardbasistunnel eröffnet. Wie wird die Bahnlandschaft dann aussehen? Während Spalinger keine wesentlichen Änderungen erwartet, hofft Finkbohner, «dass sich im Tessin etwas bewegt» und das Niveau gehoben werde. Die Situation in Italien sei aber gegenwärtig «ganz schlimm».
Die stärkste Konkurrenz der Schiene ist sicher die Strasse. Nur wenn die Bahnunternehmen international zusammenarbeiten, können sie bestehen. Hier besteht auch noch Sparpotenzial. Die Diskussion ist sicher lange noch nicht abgeschlossen und wird in den nächsten Jahren andauern.
pan.
Jahr des Kampfes
In diesem Jahr gibt es für die
Gewerkschaften kein wichtigeres
Thema als den Kampf
gegen die Senkung des Umwandlungssatzes
bei der Pensionskasse
(«Rentenklau-Abstimmung
»). Kurt Nussbaumer
rief in Erinnerung, dass
es darum geht, die Schwächung
der Sozialwerke zu
verhindern: «Es ist wichtig,
dass wir zusammenhalten
und kämpfen!», schloss er
seinen Aufruf zur Teilnahme
an der Abstimmung vom
7. März. Ebenfalls die Pensionskasse
betrifft der Wechsel
von der Ascoop zur neu zu
gründenden Symova, die
zurzeit in vielen privaten
Transportunternehmen zu
reden gibt. «Ich glaube, die
Symova ist eine gute Lösung
», meinte etwa SEV-Vizepräsidentin
Barbara Spalinger.
Sie rief die Anwesenden
dazu auf: «Interessiert euch
für eure Pensionskasse!» Einem
Wechsel der Pensionskasse
(von der Ascoop zur Symova
oder zu einer andern
Versicherung) müssen sowohl
die Arbeitgeber wie die
Arbeitnehmer zustimmen. Es
ist deshalb wichtig, dass man
sich über die vorgeschlagene
Lösung informiert. Wenn einem
das Blaue vom Himmel
herab versprochen werde, sei
Vorsicht am Platz, meinte sie.
Die Branchentagung bot
den passenden Rahmen, sich
auch über Detailfragen näher
informieren und austauschen
zu können. Die Mitglieder
des SEV sind damit
wieder einmal jene mit dem
Informationsvorsprung!
pan.