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Swissport Genf: Verhandlungen gescheitert

Nach mehr als einem Monat Kampf bei Swissport Genf hat eine Personalversammlung von fast 200 Personen am 12. Februar mit knapper Mehrheit einen zweijährigen «Krisen-GAV» abgelehnt.

Knapper Entscheid gegen den Krisen-GAV und für weiteren Kampf. Foto: Eric Roset

Der Arbeitskonflikt war Anfang Januar eskaliert, als Swissport den über 1000 Mitarbeitenden in Genf Einzelarbeitsverträge mit massiv verschlechterten Anstellungs- und Arbeitsbedingungen zusandte und ihnen bei Nichtunterzeichnung bis 28. Januar mit der Kündigung drohte. Das Personal des Swissport-Standorts Genf ist seit 1. Oktober nicht mehr durch einen GAV geschützt. Nach zahlreichen Versammlungen und Aktionen des Personals, organisiert von den drei Gewerkschaften SEV, VPOD und Avenir syndical, erklärte sich Swissport Ende Januar bereit, sich einer Schlichtung unter der Ägide des vom Staatsrat eingesetzten Mediators David Hiler zu unterziehen.

Doch zwei Wochen waren nicht genug, um eine gemeinsame Basis zu finden. An der Personalversammlung vom 12. Februar lehnten die Mitarbeitenden den jüngsten Vorschlag des Unternehmens mit knapper Mehrheit ab: 104 Nein, 79 Ja und 12 Enthaltungen. Das knappe Ergebnis zeigt, dass die Entscheidung schwierig war: Sowohl bei einer Annahme als auch bei einer Ablehnung des Krisen-GAV drohte den Mitarbeitenden eine starke Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen. Denn das Management hielt an Einsparungen von 25 % durch Lohnkürzungen und erhöhte Flexibilität fest und machte nicht genügend Zugeständnisse, um die Versammlung zu überzeugen, schwere Opfer zu akzeptieren.

«Die Geschäftsleitung hat es der Versammlung wirklich nicht leicht gemacht, die Vereinbarung zu unterstützen, da sie auf fast nichts verzichtet hat», sagt SEV-Gewerkschaftssekretär Pablo Guarino. «Der einzige Vorteil war, einen Krisen-GAV zu haben. Zwischen einem Krisen-GAV und gar nichts, zog es die Mehrheit vor, ihre Handlungsfreiheit zu behalten.»

Zum weiteren Vorgehen sagt Pablo Guarino: «Nur eine grosse Mobilisierung könnte ein besseres Ergebnis bringen. Es wird schwierig sein. Mittelfristig hat auch die Politik eine Karte zu spielen. Eine der Ursachen für den Preiskampf am Flughafen ist die fehlende Regulierung. Branchen- oder Standort-GAVs würden es ermöglichen, gleiche Bedingungen für alle Unternehmen zu haben und den Dumping-Wettbewerb auf dem Rücken der Mitarbeitenden zu vermeiden.»

Yves Sancey / Übers. Fi   
yves.sancey@sev-online.ch