Langenseeschifffahrt (NLM)
Die NLM-Schiffsleute leben für den See
Beim ersten Treffen mit den Unternehmensspitzen hat sich nichts getan. Durch das Treffen mit den Gewerkschaften konnte der Dialog nach dem langen Streik der Angestellten auf dem Schweizer Seebecken wiederhergestellt werden, doch wurde kein einziger Streitpunkt beseitigt . Die Gewerkschaften fordern ein Treffen mit dem Kanton.
Die NLM befindet sich wieder in ruhigen Gewässern, aber der Schein trügt. Einige zentrale Punkte fehlen noch in der Zukunftsplanung. Am Donnerstag, 21. September, traf die Verhandlungsgemeinschaft von SEV, Unia, OCST und Peko der NLM unter der Leitung von SEV-Gewerkschaftssekretär Angelo Stroppini auf die Unternehmensspitzen der Luganerseeschifffahrt (SNL) sowie der Langenseeschifffahrt (NLM). Das Treffen wurde spontan einberufen und war das Erste seit dem Streik auf dem Langensee. Weitere Gespräche werden folgen. Nachdem das Eis gebrochen war, erklärten sich die Parteien bereit, das gegenseitige Misstrauen beiseite zu schieben und so die Basis für offene und konstruktive Verhandlungen zu schaffen.
Einige Stolpersteine im Weg
Agostino Ferrazzini, CEO der SNL, deklarierte gleich zu Beginn, dass er noch auf den Businessplan warte und dass er ohne dieses strategische Dokument noch keine wirklichen Informationen über die Zukunft der Schifffahrt geben könne. Des Weiteren konnte das Konsortium, das von den italienischen wie auch von den Schweizer Ministern dringend erwünscht ist, noch nicht gebildet werden. Es steht nämlich eine Bestätigung aus, welche die Sicherheit garantiert. Zur auf den 27. September verschobenen Ministerkonferenz sagt Agostino Ferrazzini, «dass damit noch ein weiterer wichtiger Mosaikstein fehlt, ohne den wir die Nachhaltigkeit des ganzen Unterfangens nicht beurteilen können». Obwohl das Schiff der Zukunft noch im Hafen steht, brachten Angelo Stroppini, Enrico Borelli (Unia) und Lorenzo Jelmini (OCST) brennende Fragen auf den Tisch, und zwar vor allem die Bedingungen des Personalwechsels von der NLM zur SNL.
Die Zeit drängt und am Horizont zeichnet sich noch keine Lösung ab. Deshalb wandte sich Angelo Stroppini direkt an Angelo Ferrazzini und erinnerte ihn daran, dass auch er das Abkommen und die Bedingungen der Konzession kenne: «Herr Ferrazzini, Sie sind ein guter Unternehmer. Wir haben gesehen, dass Sie viele Ideen für den Neuaufbau haben und die Branche kennen. Sie müssen doch eine Idee haben, wie es für das Personal weitergehen soll?» Die Gewerkschaften konnten die von den beiden Unternehmensspitzen vorsichtig umschifften Fragen bezüglich der Stellen, der Vertrags- und der Arbeitsbedingungen nicht einfach übergehen und riefen diese in Erinnerung. Wie auch, dass sich der Staatsrat zum Garant für die oben genannten Punkte erklärt und die Finanzierung der Linie Locarno–Magadino garantiert hat, um den Service public zu sichern. In Anbetracht des undurchsichtigen Ausgangs des Treffens verlangen die Gewerkschaften jetzt vom Staatsrat ein Gespräch, um die Unklarheiten zu beseitigen.
Noch immer grosse Sorgen
Bei der Personalversammlung tat die Belegschaft ihre Sorgen und Unsicherheiten kund. «Wir sind Menschen, Väter, Ehemänner und Freunde mit familiären Pflichten. Wir wollen wissen, wie es mit uns weitergeht.» Die Angestellten fühlen sich als Spielbälle der verschiedenen Akteure und spüren das Damokles-Schwert über ihren Köpfen. Nichtsdestotrotz sind sie bereit, mit dem üblichen Stolz für ihre Rechte zu kämpfen.
Die Rolle der Gewerkschaften ist und bleibt der Schutz der Mitarbeitenden, der in einem soliden GAV verankert werden soll. Aber auch die politische Unterstützung ist unentbehrlich; schliesslich geht es um die Aufrechterhaltung des Service public und um den Tourismus.
Françoise Gering/kt