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SBB-Werk Olten

Polsterei streicht Stellen – SEV pocht auf gute Lösungen

Mangels Aufträgen baut die Polsterei des Werks Olten auf Mitte 2017 10,5 von 26,5 Stellen ab. Der SEV steht den betroffenen Mitarbeitenden mit Rat und Tat zur Seite und appelliert an die Sozialkompetenz der Vorgesetzten.

Am 1. Dezember 2015 haben die SBB-Verantwortlichen die Sozialpartner über die angespannte Situation in der Polsterei im Werk Olten in Kenntnis gesetzt. Sie informierten damals auch über die Anstrengungen von Seiten Linie, interne und externe Aufträge für die Polsterei zu generieren.

Kleinere Aufträge gab es seitens Disposition und Flottentechnik. Für SBB Historic gab die Polsterei zwei Angebote ab, erhielt aber leider keinen Zuschlag. Anfragen gingen ebenfalls an städtische Verkehrsbetriebe und andere Bahnen, doch ist bisher lediglich ein Auftrag vom RBS in der Pipeline.

Harter Stellenabbau

Durch den Abschluss der Modernisierungsprojekte Domino, Eurocity und Bpm hat sich das Auftragsvolumen in der Polsterei erheblich reduziert. Die aktuelle und künftige Auslastung (mit einem Fertigungsvolumen von 2000 Stunden pro Monat) sieht nur noch einen Personalbestand von 16 Vollzeitstellen (FTE) vor, gegenüber 26,5 FTE aktuell (bei einem Fertigungsvolumen von 3500 Stunden pro Monat). Deshalb werden in der Polsterei bis 1.Juli 2017 10,5 FTE abgebaut.

Aufgrund dieser Reduktion haben seit der Projektbekanntgabe vom 10. November Einzelgespräche mit den betroffenen Mitarbeitenden stattgefunden. An den individuellen Erst- und Zweitgesprächen zeigte die Leitung den Betroffenen das weitere Vorgehen auf.

Personalversammlung und Sprechstunden

Auf Verlangen des SEV fand am 25. November vor Ort im Werk Olten mit den betroffenen Mitarbeitenden eine Aussprache statt. Zu Beginn der Betriebsversammlung standen die Vorgesetzten für Fragen der Mit-arbeitenden zur Verfügung, konnten aber zu etlichen Fragen nur vage oder andeutungsweise Erklärungen abgeben. Auch mussten sie zugeben, dass die Darstellungen der Stundenentwicklung und der Produktionsauslastung nicht genügten und somit mehr Verwirrung stifteten als Antworten aufzeigten.

Am 14. Dezember organisierten der SEV und der Unterverband TS für die betroffenen Mitarbeitenden eine Sprechstunde, um die Fragen zur Umsetzung der individuellen Lösungen zu diskutieren und das weitere Vorgehen zu regeln.

Zurzeit präsentiert sich die Situation der Betroffenen so:

Drei Kollegen erhielten ein Angebot für eine vorzeitige Pensionierung. Ein Kollege erhielt eine neue interne Stelle vorgeschlagen, und drei weitere können per 1. Juli 2017 ins Arbeitsmarktcenter (AMC) wechseln, falls sie bis dann keine neue Stelle finden. «Allerdings hat die Leitung die vier Kollegen unnötig unter Druck gesetzt, indem sie drohte, dass sie entlassen werden könnten, falls sie nicht sofort unterschreiben würden. Doch alle vier haben eine Bedenkzeit verlangt. Schliesslich hat der SEV interveniert und eine anständige Bedenkzeit erwirkt», berichtet SEV-Gewerkschaftssekretär Jürg Hurni.

Schwieriges Arbeitsklima und fehlende Sozialkompetenz

Im Hinblick auf Weihnachten hat TS-Zentralpräsident Werner Schwarzer an die Vorgesetzten der Polsterei im Werk Olten einen persönlichen Wunsch: «Ich wünsche mir von ihnen, dass sie ihre Sozialkompetenz besser unter Beweis stellen.»

«So hat man den elf Betroffenen am 12. Dezember eröffnet, dass ihre Stellen aufgehoben werden», empört sich Werner Schwarzer. «Man macht das genau vor Weihnachten. Das hätte man früher nie gemacht. Wo bleibt das soziale Gewissen? Die Chefs sagten, dass sie Klarheit schaffen wollten, damit die 16 Nichtbetroffenen beruhigt Weihnachten feiern können. Das stimmt, aber was ist mit den andern elf? Bei der Sprechstunde von SEV-TS am 14. Dezember in Olten sahen wir ein paarmal Tränen, und zwar auch bei Kolleginnen und Kollegen, die ihre Stelle behalten können. Sie sagten, das sei die absolut grösste Sauerei, die sie je erlebt haben: dass man bei ihnen zwölf Tage vor Weihnachten elf von 27 Mitarbeitenden sagt, dass man sie nicht mehr braucht.»

Wer macht künftig die Arbeit der Bodenleger?

Unverständlich ist für den SEV zudem, dass das Team der Bodenleger in der Polsterei komplett aufgehoben werden soll. «Wer soll im Werk Olten in Zukunft die Bodenlegerarbeiten machen?», möchte Jürg Hurni wissen. «Sollen diese ausgelagert werden?»

Medienstelle SEV-TS & Markus Fischer