SEV-Kongress gibt grünes Licht für Strukturreform und wählt neuen Präsidenten
Auf in die Zukunft mit neuen Gremien - und Giorgio Tuti
Mit 233 Ja-Stimmen, 5 Enthaltungen und 0 Gegenstimmen hat der Kongress einer schlankeren und klareren SEV-Führungsstruktur zugestimmt; diese erlaubt schnellere Entscheide, ohne dass der Einfluss der Basis geschmälert wird. Gar noch deutlicher, ja geradezu phänomenal fiel die Wahl von Giorgio Tuti als neuer SEV-Präsident aus.
Statt der bisherigen vier Führungsgremien Kongress, Verbandsvorstand, Geschäftsleitung und Leitung des Profiapparats hat der SEV ab Anfang 2010 nur noch deren drei:
- Das oberste Organ, der Kongress, zählt weiterhin 250 Delegierte und findet wie bisher alle zwei Jahre statt, dauert aber neu jedes zweite Mal nur noch einen Tag statt zwei.
- Zwischen den Kongressen liegt die strategische Führung beim Vorstand, dessen 21 Mitglieder monatlich zusammenkommen und aus der Milizstruktur nominiert werden.Er ersetzt den 37-köpfigen Verbandsvorstand, der nur halbjährlich tagte, und die bisherige Geschäftsleitung, die aus 13 Miliz- und Profigewerkschaftern zusammengestellt war.
- Für die Umsetzung der strategischen Beschlüsse ist die Geschäftsleitung zuständig. Sie besteht aus vier bis fünf Mitgliedern der professionellen Leitung (Präsident, Finanzverwalter, Vizepräsident/innen) und tritt wöchentlich zusammen.
Die neue Struktur bringt eine klarere Trennung zwischen der strategischen und der operativen Ebene, die in der bisherigen Geschäftsleitung miteinander verquickt waren, sowie schnellere Entscheidprozesse. Insbesondere kann der neue Vorstand monatlich strategische Entscheide fällen und bleibt dennoch in der Miliz verankert. Seine Mitglieder werden trotz ihrer Doppelbelastung durch Gewerkschaft und Beruf dem Profiapparat Paroli bieten können, weil sie im Betrieb direkt am Puls des Geschehens sind.
Kurt Egloff vom SBV regte aber an, nochmals zu prüfen, ob die neun Zentralpräsidenten, die zusammen mit je einem Kollegen aus ihrem Unterverband dem Vorstand angehörigen, zu 10 bis 20% vom SEV angestellt werden könnten. SEV-Präsident Giorgio Tuti antwortete, dass ein künftiger Kongress darauf nötigenfalls zurückkommen könne. Die Teilprofessionalisierung der Zentralpräsidenten war während der fast zweijährigen, breiten Diskussion der Reform geprüft und schliesslich fallen gelassen worden, weil sie nicht für alle wirklich vorteilhafter wäre als die Mandatsentschädigung und die Freistellung mittels Urlaubsschecks. Auch hätte damit die Reform nicht kostenneutral gehalten werden können, was angesichts des Mitgliederrückgangs eine klare Zielsetzung war.
Auch der PV machte mit
Ein Vertreter des Unterverbandes der Pensionierten (PV) stellte klar, dass die geplante Stimmengewichtung im Vorstand nach voll zahlenden Mitgliedern von vielen Pensionierten als ungerecht empfunden wird. Sie bezahlen nicht den vollen Beitrag, weil sie die SEV-Dienstleistungen weniger in Anspruch nehmen als die Aktiven (z.B. Rechtsschutz). Die Gewichtung nach voll zahlenden Mitgliedern hat im SEV aber eine lange Tradition und wurde von den PV-Delegierten denn auch nicht zum Anlass genommen, die für den SEV sehr wichtige Reform abzulehnen.
Nach der Abstimmung dankte Giorgio Tuti dem Kongress für sein klares Ja. Die Reform habe viel Energie gekostet, doch sei dies in einer grossen, heterogenen Organisation wie dem SEV fast unvermeidlich. «Wir haben gezeigt, wie man eine Reform macht!»
Markus Fischer