Lötschbergtunnel: Ein Meilenstein der Schweizer Verkehrspolitik
SEV fordert: In Tunneln immer zu zweit
Ein Quantensprung im Bahnverkehr: Die heutige Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels ist auch für die Transportgewerkschaft SEV Anlass zu grosser Freude. Sie erachtet dieses Werk als wegweisend für die weitere Entwicklung, besonders unter dem Aspekt der Verkehrsverlagerung. Der SEV erneuert an diesem Festtag seine Forderung nach Doppelbegleitung von Reisezügen, die lange Tunnel durchfahren.
Im Rahmen des Zeitplans und des Budgets ist der Bau des Lötschberg-Basistunnels abgeschlossen worden. Der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband SEV gratuliert allen beteiligten Arbeiterinnen und Arbeitern aller Stufen zu dieser grossen Leistung für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz und Europa. Mit dem Lötschberg-Basistunnel bieten sich neue Möglichkeiten für den Personen- und Gütertransport.
Mehr tun für Verlagerung
Allerdings ist damit die Arbeit nicht getan: Die Flachbahn mit Gotthard- und Ceneri-Basistunnel wird ein nächstes Element sein. Doch ebenso wichtig sind weitere Ausbauten des Schienennetzes, wenn die Schweiz ernsthaft Verkehr von der Strasse auf die Schiene verlagern will. Die heutigen Planungen erwecken eher den Eindruck, dass sich die Schweiz damit zufrieden geben will, den Verkehrszuwachs auf der Schiene zu bewältigen, jedoch nicht ernsthaft ein Umsteigen weg von der Strasse fördern will. Dazu wären weit grössere Kapazitäten auf der Schiene erforderlich. Im Rahmen der laufenden Bestandesaufnahme wird es die Politik in der Hand haben, hier die Weichen richtig zu stellen.
Die Haltung des SEV dazu ist klar: Weder reichen die vorgesehenen Finanzen aus, noch ist es angebracht, die Planung auf die Jahre nach Inbetriebnahme der Gotthard-Flachbahn auszurichten. Vielmehr ist in den kommenden Jahren systematisch ein weiterer Ausbau der Schienenkapazitäten anzupacken, sowohl durch technische Lösungen auf dem bestehenden Netz als auch durch den raschen Ausbau des Netzes bei offensichtlichen Engpässen.
Doppelbegleitung zwingend nötig
Der Lötschberg-Basistunnel akzentuiert ein Problem, auf das der SEV seit langem hinweist: Nach wie vor ist es zulässig, dass ein einziger Zugbegleiter auf einem Reisezug unterwegs ist. Dabei hat ein an sich kleiner Zwischenfall (Elektrobrand in einem Cisalpino im Zimmerbergtunnel) aufgezeigt, wie schnell dieser Einzelkämpfer an seine Grenzen kommt, wenn tatsächlich etwas geschieht: Information, Rettung und Evakuierung der Passagiere sind durch einen einzelnen Zugbegleiter nicht zu leisten. Der SEV fordert deshalb seit längerem: In Tunneln immer zu zweit!
Konkret lautet die Forderung: Reisezüge, die durch Tunnel von über einem Kilometer Länge fahren, müssen immer mindestens mit zwei Zugbegleitern besetzt sein. Obwohl der Lötschberg-Basistunnel mit viel Sicherheitseinrichtungen ausgerüstet ist, sind Zwischenfälle, insbesondere ein Fahrzeugbrand, auch dort nicht ausgeschlossen. Es lässt sich gar nicht ausmalen, wie ein einzelner Zugbegleiter in einem solchen Fall, über 10 Kilometer von beiden Portalen entfernt, mehrere hundert Reisende betreuen, geschweige denn retten sollte.
Die SBB hat Gesprächsbereitschaft signalisiert; der SEV erwartet aber von der Aufsichtsbehörde, also vom BAV, dass die Doppelbegleitung für alle Bahnen für Fahrten durch lange Tunnel in der Schweiz vorgeschrieben wird.