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Delegiertenversammlung SGB

5000 Franken nach der Lehre

Wer eine berufliche Grundbildung abgeschlossen hat, soll mindestens 5000 Franken verdienen. Löhne waren das zentrale Thema der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes in Bern. Die Delegierten verabschiedeten mehrere Resolutionen. Zudem erhielten mehrere Gewerkschaftssekretärinnen und Gewerkschaftssekretäre ihre eidgenössischen Fachausweise überreicht.

Simon Burgunder, Koordinator Politik des SEV, ist frischgebackener Gewerkschaftssekretär mit eidgenössischem Fachausweis und wird von den Delegierten des SEV gefeiert.

«Es droht ein verlorenes Jahrzehnt. Die Reallöhne sind heute nicht wesentlich höher als im Jahr 2016. Zahlreiche Arbeitgeber waren in den letzten Jahren nicht bereit, ihrem Personal den vollen Teuerungsausgleich zu zahlen», hält SGB-Zentralsekretär David Gallusser in seiner Rede fest. Für die Delegierten des SGB, die sich am 31. Mai in der Unia versammeln, ist klar, es braucht eine Wende in der Schweizer Lohn- und Einkommenspolitik. 4500 müssen die Löhne mindestens betragen. «Wer eine Berufslehre abgeschlossen hat, muss mindestens 5000 Franken erhalten», fordert der SGB.

Höhere Löhne sind ein wichtiges Mittel gegen den Fachkräftemangel

Rednerinnen und Redner aus verschiedenen Branchen zeigen anhand von Beispielen, warum es dringend nötig ist, dass hier ein Umdenken bei den Unternehmen passiert. «Viele Fachleute Betreuung, die in Kitas arbeiten und für die Kinderbetreuung verantwortlich sind, haben sehr schlechte Löhne, auch nach abgeschlossener Berufslehre», erzählt Natacha Wey, Generalsekretärin des VPOD. «Kein Wunder haben viele von ihnen keine langfristigen Perspektiven und verlassen den Beruf nach ein paar Jahren.» Auch in vielen anderen Branchen führt die unbefriedigende Lohnsituation zum Mangel an Fachkräften. Das passiert, obwohl Lohnerhöhungen betriebswirtschaftlich vielerorts möglich wären. Die Ertragslage und die Margensituation vieler Schweizer Unternehmen sind gut. «Den Unternehmen muss bewusst werden, dass der soziale Frieden einen Preis hat», zitiert Natacha Wey den ehemaligen SEV-Vizepräsidenten Christian Fankhauser. Die Delegierten stimmen einer Resolution zu, die eine Aufwertung der Löhne nach der Lehre und substanzielle Lohnerhöhungen für alle fordert.

Solidarität mit Arbeitnehmenden in der Schweiz und international

Unbestritten ist auch eine Resolution, welche sich für eine Unterstützung des Personals der Glasfabrik von Vetropack in St-Prex (VD) ausspricht. Dieses führt im Moment einen intensiven Arbeitskampf für die Rettung seiner Arbeitsplätze (siehe auch Seite 11).

«Prekär ist auch die Situation von Kulturschaffenden. Nur Angestellte von Kulturinstitutionen können einigermassen von ihrem Beruf leben. Die Hälfte aller professionellen Kulturschaffenden muss mit einem Jahreseinkommen von 25 000 Franken auskommen und höchst flexible Arbeitszeiten in Kauf nehmen», sagt Matthias Albold, Präsident vom Berufsverband Darstellende Künste SzeneSchweiz, der selber Schauspieler am Theater St. Gallen ist. In einer Resolution hält der SGB fest, dass anständige Löhne mit der nationalen Kulturpolitik gefördert und die soziale Absicherung Kulturschaffender verbessert wird. Die Einhaltung ihrer GAV-Löhne, Gagen- und Honorarempfehlungen muss auch im Rahmen der staatlichen Kulturförderung garantiert sein.

Zwei weitere Resolutionen werden gegen den Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten verabschiedet. Die Delegierten fordern einen Waffenstillstand in Palästina, die Freilassung der israelischen Geiseln und aller aussergerichtlich verhafteten Palästinenserinnen und Palästinenser sowie weitere Massnahmen für einen dauerhaften Frieden in der Region.

Am Schluss der Versammlung erhalten Gewerkschaftssekretärinnen und Gewerkschaftssekretäre, welche erfolgreich die Berufsprüfung abgelegt haben, ihren eidgenössischen Fachausweis. Unter den diplomierten Gewerkschaftssekretärinnen und Gewerkschaftssekretären ist auch Simon Burgunder, Koordinator Politik des SEV.

Michael Spahr