Flughafen Zürich
Swissport will Baggage-Bereich integrieren
Die Swissport will am Flughafen Zürich ihre Struktur vereinfachen und die bisher eigenständige Swissport Baggage Sorting AG ins Mutterhaus integrieren. Eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften soll für Klarheit beim Übergang sorgen.
Voll von der Krise getroffen
Das Personal bei Swissport und SBS arbeitet seit rund einem Jahr mit einem Krisen-GAV, in dem die Beschäftigten deutliche Zugeständnisse machen mussten: eine Stunde längere Arbeitszeit, weniger Freitage, mehr Arbeit auf Abruf, Kurzschichten in den täglichen Verkehrsspitzen.
«Das Personal hat dem Krisen-GAV zugestimmt, weil die Notlage klar war, aber seither hat sich einiges geändert und die Klagen des Personals nehmen zu», stellt Regula Pauli fest. In der Zwischenzeit hat rund ein Viertel des Personals Swissport verlassen, ohne Kündigungen, durch freiwillige Abgänge. Für die Verbliebenen wurde der Arbeitsalltag deutlich härter: «Es fliegen zwar weniger Flugzeuge, diese aber sehr viel konzentrierter in den Spitzenzeiten», erläutert Pauli. Über Mittag fliegen in Zürich an gewissen Tagen heute bereits mehr Flugzeuge als 2019, was für die Gepäckabfertigung grosse Belastungen mit sich bringt. Umso mehr, als die Auflagen bei den Passagieren ihre Auswirkungen haben: «Regelmässig müssen bereits verladene Koffer wieder aussortiert werden, weil die jeweiligen Passagiere die erforderlichen Dokumente nicht haben», berichtet Pauli. «Das erfordert vom Personal brutal grosse Flexibilität!»
Swissport war bereits vor Corona in Schwierigkeiten, weil der chinesische Eigentümer stark verschuldet war. Investoren haben dafür gesorgt, dass der Betrieb weitergeführt werden konnte. Für die Gewerkschafterin ist eine Veränderung im Unternehmensklima spürbar: «Die Wege sind kürzer geworden, und die Führung hat mehr Interesse am Personal – und an der Sozialpartnerschaft.» In diesem Sinn wurde denn auch die Vereinbarung über die Integration von SBS abgeschlossen: «Wir konnten im Voraus Fragen klären, mit denen wir sonst hinterher ohnehin konfrontiert worden wären.»
GAV-Verhandlungen nur eine Frage der Zeit
Die beiden Gesamtarbeitsverträge von Swissport und SBS unterscheiden sich nur minimal, zudem werden beide Unternehmensteile schon jetzt gemeinsam geführt und haben auch eine gemeinsame Personalkommission. Auch die Auswirkungen der Krise treffen sowohl das Stammhaus als auch die Tochter, sind doch nur die Leute der Gepäcksortierung bei SBS angestellt, jene beim Ein- und Ausladen aber beim Stammhaus.
«Die Leute sind zurecht unzufrieden», hält Regula Pauli fest. «Es gibt Mitglieder, die eine Kündigung des Krisen-GAV wünschen, damit ordentliche GAV-Verhandlungen aufgenommen werden müssen. Die Frage ist nicht, ob ein neuer GAV verhandelt werden muss, sondern lediglich wann.»
Da die Laufzeit des Krisen-GAV an Wirtschaftszahlen des Unternehmens gekoppelt ist, lässt sich heute nicht sagen, wie lange er noch in Kraft bleiben wird. Mit dem wieder zunehmenden Flugverkehr spitzt sich der Druck aufs Swissport-Personal jedoch laufend zu.
Peter Moor