Textilindustrie
Gewerkschaftsmitglieder erreichen Rücknahme ihrer Entlassung in Myanmar
Die Textilfabrik Rui Ning in Myanmar nutzte die Coronakrise als Vorwand, um Gewerkschaftsmitglieder zu entlassen. Doch die Gewerkschaft wehrte sich und erzielte nach einem zähen Arbeitskampf und dank einer internationalen Solidaritätsaktion einen wichtigen Erfolg, zu dem auch Markenfirmen wie Inditex und Tally Weijl einen Beitrag geleistet haben.
Nach dreieinhalb Monaten kam am 14. Juli 2020 endlich der Durchbruch: Die Gewerkschaft der Textilfabrik Rui Ning konnte ein Abkommen mit dem Fabrikmanagement unterzeichnen, welches wichtige Forderungen umsetzt. Der entlassene Gewerkschaftspräsident wird zum 1. August wieder eingestellt und erhält rückwirkend seinen ausgefallenen Lohn. Zudem werden die über 298 entlassenen Gewerkschaftsmitglieder bevorzugt wiedereingestellt, sobald die Fabrik wieder Einstellungen vornimmt. Die Entlassungen vorwiegend von Gewerkschaftsmitgliedern unter dem Vorwand von Covid-19-Schutzmassnahmen Anfang April 2020 hatten den Verdacht gezielter Gewerkschaftsunterdrückung nahegelegt. Sie verletzten grundlegende Arbeitnehmerrechte, die sowohl in den Verhaltenskodizes der Modeunternehmen Tally Weijl, Zara (Inditex) oder Bestseller (Only), welche in der Fabrik produzieren, als auch in den internationalen Arbeitsrechtskonventionen festgelegt sind.
Arbeitskampf mit internationaler Unterstützung
Die Gewerkschaft von Rui Ning übernahm eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen und appelierte dabei auch an die Modeunternehmen, u.a. mit einem offenen Brief an Tally Weijl, Inditex und Bestseller. Sie wandte sich auch direkt an die Basler Modefirma Tally Weijl, die sich daraufhin in den Fall einschaltete. Auch die Spanische Gewerkschaft CCOO solidarisierte sich und übte gezielt Druck auf den spanischen Textilgiganten Inditex aus. Parallel dazu unterstützten die Clean Clothes Campaign und Public Eye den Arbeitskampf mit Aktionstagen in den sozialen Medien, mit Briefen an die Firmen und mit öffentlichen Forderungen, die viele Menschen mobilisierten. Nach wochenlangem internationalem Druck erklärte sich Inditex schliesslich zu einem Gespräch mit dem Fabrikmanagement und der Gewerkschaft bereit. Dieses Treffen war ein Schlüssel zum Erreichen des Abkommens. Tally Weijl kommunizierte parallel ebenfalls mit dem Management und der Gewerkschaft. Inditex wie auch Tally Weijl haben damit einen Beitrag zum erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen geleistet.
Es braucht auch den Druck der Modemarken
Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, dass Modefirmen Menschenrechtsverletzungen und anderen Vorfällen in ihren Zulieferfabriken nachgehen und einschreiten, wenn Rechte oder ihre Verhaltenskodizes verletzt werden. Indem Inditex und Tally Weijl die direkten Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Fabrikmanagement unterstützten, haben sie zu einem positiven Ausgang beigetragen.
Die Verhandlungen waren nicht einfach, und viel Nachdruck war nötig, um das Fabrikmanagement zu dieser Einigung zu bewegen. Ausschlaggebend für den Erfolg war neben dem hartnäckigen Arbeitskampf der Gewerkschaft der internationale Druck auf die Modeunternehmen durch sich solidarisierende Menschen weltweit.
Jetzt ist es wichtig, dran zu bleiben, damit das Agreement auch wie vorgesehen umgesetzt wird. Public Eye wird auch weiterhin einfordern, dass Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen – bei diesem und auch bei anderen Fällen. Denn die Entlassungen bei Rui Ning waren leider kein Einzelfall: Es gibt in Myanmar weitere Fälle von Gewerkschaftsdiskriminierung in Fabriken, wo grosse Modeunternehmen wie Inditex oder Primark produzieren.
Mehr Informationen zum Thema: publiceye.ch
Public Eye,
Clean Clothes
Mode verspricht Stil und Schönheit – doch der Alltag der meisten Arbeiterinnen und Arbeiter, die Schuhe, Bekleidung und Textilien herstellen, ist von Ausbeutung und Repression geprägt. Als Teil der internationalen Clean Clothes Campaign engagiert sich Public Eye für bessere Arbeitsbedingungen und Gerechtigkeit in der Modeindustrie.