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Serviceanlage Herdern: untragbares Arbeitsklima

Teamleiter, die sich auf dem Parkplatz verstecken, um zu kontrollieren, wer wann von der Arbeit wegfährt, fast täglich Beleidigung und Kündigungsandrohungen ans Personal: Zwischen Oktober und Dezember 2020 erhielt der SEV wöchentlich mehrere Anrufe von Cleaning-Mitarbeitenden aus der Unterhaltsanlage Zürich Herdern, die von Mobbing, Rassismus und Schikane berichteten.

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«Uns wurde z.B erzählt, dass ein Teamleiter Fotos verlangt als Beweis, dass die Reiniger/innen am Arbeiten waren oder zur Kontrolle den Schrittzähler auf dem Natel überprüft», erzählt die zuständige SEV-Gewerkschaftssekretärin Sheila Belometti. Des weiteren fühlten sich Mitarbeitende von ihren Vorgesetzten schlecht oder sogar abschätzig behandelt.

Nach mehreren Interventionen seitens Gewerkschaft und nachdem auch über das vertrauliche Meldewesen eine Meldung eingegangen war, entschied die SBB Anfang Jahr, eine interne Untersuchung einzuleiten. Dazu wurden mit 32 zufällig ausgewählten Mitarbeitenden Gespräche über das Arbeitsklima und die mutmasslichen Missstände in den Reinigungsteams geführt.

«Die Untersuchung der SBB hat klar gezeigt, dass die Situation in der Unterhaltsanlage Herdern so nicht mehr tragbar ist», sagt Sheila Belometti, die selbst mehrere Mitarbeitende zu den Interviews begleitete.

Die SBB betont in einem Schreiben an die betroffenen Führungskräfte und Mitarbeitenden, dass sie die Aussagen des Personals zu den unterschiedlichsten Themen sehr ernst nehme, aber auch festgestellt habe, dass sie sich zum Teil widersprächen. Dennoch sieht die SBB klar Handlungsbedarf in den Punkten Kommunikation / Information, Zusammenarbeit in den Führungs- und Reinigungsteams so wie in der Arbeitsorganisation der Schichtleiter.

Das Führungsteam Cleaning Zürich Herdern werde nun rasch zusammen mit einer HR-Unterstützung diese Themen aufarbeiten und nach Verbesserungen suchen, heisst es im Schreiben weiter. «Wie die SBB dies konkret angehen will, ist allerdings noch nicht bekannt», erzählt Sheila Belometti.

Seit der Untersuchung hat sich der Umgangston bereits verändert. Dennoch: Das Vertrauen zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten sei stark beschädigt, so die Gewerkschaftssekretärin. Für den SEV ist deshalb klar, dass die SBB nun agieren und der Belegschaft gegenüber zeigen muss, dass sie gewillt ist, spürbare Veränderungen einzuleiten.

«Wir werden mit den Mitarbeitenden in Kontakt bleiben und den Druck aufrecht erhalten, um die bestmögliche Lösung für das Personal zu finden», betont Sheila Belometti. Obwohl die Untersuchung abgeschlossen ist, können Mitarbeitende jederzeit Meldungen bezüglich des Arbeitsklimas respektive Unregelmässigkeiten am Arbeitsplatz machen.

Elisa Lanthaler
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