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KTU

Es folgt ein heisser Herbst

Die zweite Jahreshälfte wird hart. Vizepräsident Christian Fankhauser, zuständig für die KTU, nimmt Stellung zu den Hauptthemen der KTU.

Die Coronakrise wird einen grossen Einfluss auf die Verhandlungsrunden dieses Herbsts haben. «Wir führen in den allermeisten Unternehmen Verhandlungen. Dabei werden wir selbstverständlich die jeweiligen wirtschaftlichen Umstände mit einbeziehen», erläutert SEV-Vizepräsident Christian Fankhauser. Das heisst jedoch nicht, dass sich der SEV nicht fürs Personal einsetzen wird, ganz im Gegenteil. «Wir halten an unserer grossen Linie fest: Das Personal soll nicht für die Krise bezahlen. Das heisst konkret, dass wir an den Lohnentwicklungen festhalten, wie sie in den Lohnsystemen festgeschrieben sind, die wir mit den Unternehmen ausgehandelt haben. Wir halten auch daran fest, dass das Personal für seinen grossen Einsatz in diesem ausserordentlichen Jahr belohnt werden muss, beispielsweise mit einer Prämie», ergänzt Christian Fankhauser.

Eine Priorität: die Arbeitszeit

Die Zeitabrechnungen während der Coronakrise sind ein weiterer wichtiger Punkt für die SEV-Mitglieder. «Unsere Haltung hat sich nicht verändert. Die Unternehmen müssen es mit uns besprechen, wenn sie Speziallösungen wollen. Wir haben die Einfrierung der Arbeitszeitkonten per 15.März verlangt und sind der Meinung, dass die zahlreichen Überstunden, die das Personal vor der Krise geleistet hat, nicht einfach wie Schnee in der Sonne wegschmelzen dürfen. Die Leute stehen zu ihrem Unternehmen und haben sich flexibel gezeigt. Einzelne Mitarbeitende haben während Monaten, ja Jahren, grosse Überzeitguthaben aufgebaut, was den Unternehmen genützt hat. Andere hatten während der Krise keine Arbeit; sie alle sollen nicht dafür bezahlen müssen», betont Christian Fankhauser.

… und der Gesundheitsschutz

Seit die Coronakrise begonnen hat, stand der Gesundheitsschutz im Zentrum der SEV-Forderungen. Dies mit einigem Erfolg, wie Christian Fankhauser feststellt: «Wir haben in den Unternehmen klare Forderungen gestellt. Eine davon betraf das Busfahrpersonal, das während mehreren Monaten keine Billette mehr verkauft hat. Seit dem 19.Juni ist der Verkauf im Bus nun wieder erlaubt. Für uns kommt er nur in Frage, wenn der Gesundheitsschutz garantiert ist. Das heisst insbesondere, dass eine Plexiglasscheibe die Fahrkabine von den Passagieren trennt. Mehrere Betriebe haben diesen Schutz so umgesetzt!»

Und jene Betriebe, die finden, dass eine Maske als Schutz genügt? «Wir erklären, dass das keine Lösung ist. Ganz einfach, weil ein Busfahrer, eine Busfahrerin nicht während der ganzen Diensttour die Maske tragen kann. Das ist äusserst unangenehm wegen der Hitze, und es kann gar gefährlich sein, wenn jemand eine Korrektur- oder Sonnenbrille trägt. Die Brille beschlägt, und das ist heikel. Allen, die das Problem nicht begreifen wollen, empfehlen wir, einmal für mehrere Stunden mit einer Maske hinter einer Scheibe zu sitzen», ergänzt der SEV-Vizepräsident.

Vivian Bologna/Übersetzung: Peter Moor

Mitglieder besuchen und ihre Probleme lösen

Zu den Plänen, welche die Coronakrise gestoppt hat, gehören die Besuche vor Ort, die der SEV dieses Jahr deutlich intensivieren wollte. Die Gewerkschaftssekretäre und -sekretärinnen hatten mit den Sektionen zahlreiche Werbeveranstaltungen geplant. Diese mussten zwangsläufig verschoben werden. «Seit Juni haben wir das Programm schrittweise wieder hochgefahren. Zusammen mit lokalen Aktivisten haben wir die Kolleginnen und Kollegen vor Ort besucht, um ihnen für den Einsatz während der Krise zu danken. Das kam sehr gut an. Wir verstärken damit unsere Sichtbarkeit», findet Christian Fankhauser.
In der zweiten Jahreshälfte wird es nun noch häufiger Besuche vor Ort geben. Jede Region geht anders vor. «An einigen Orten organisieren die Kolleg/innen Hot-Dog-Stände, andere haben ihre eigenen Spezialitäten», schmunzelt Christian Fankhauser. «Das wichtigste ist der Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen, der sich daraus ergibt. Dabei werden Erfahrungen ausgetauscht, und wir erklären ihnen die Vorteile der Mitgliedschaft beim SEV. Wir können unsere hochwertigen Leistungen herausstreichen, angefangen mit den sehr guten Gesamtarbeitsverträgen, die wir verhandelt haben, und dem Berufsrechtsschutz. Von diesen Besuchen kommen wir mit einer Liste von Anliegen zurück, die wir zu lösen haben», unterstreicht Christian Fankhauser. «Dann packen wir es an und präsentieren danach die Lösung, die wir getroffen haben. Wir steigern damit unsere Glaubwürdigkeit, können unseren Einsatz und unseren Erfolg vorweisen. Und schliesslich können wir die Nicht-Mitglieder vom Beitritt überzeugen!» Und es funktioniert. «Seit den letzten Schritten der Öffnung im Juni gelingt es uns wieder viel besser, neue Mitglieder zu werben als während der härtesten Phase der Krise, als die Arbeit vielenorts reduziert war», hält Christian Fankhauser fest.