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Rund 1400 Eisenbahner/innen demonstrieren für ihren Gesamtarbeitsvertrag

Heute Montag, 18. Juni, sind an sechs Orten in der Schweiz rund 1400 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner für den GAV SBB auf die Strasse gegangen. Sie folgten dem Ruf der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV. In Bern waren es rund 150, in Olten 300 und in Zürich 350 Bähnler/innen, die mit Ballon-Postkarten an die SBB-Führung appellierten, nicht länger auf ihren überzogenen Forderungen zu beharren und beim zu erneuernden GAV auf Kosten des Personals zu sparen.

«Wir Eisenbahner/innen kämpfen um unseren GAV. Sozialabbau verhandeln wir nicht!» Dies war die Hauptbotschaft an die Führung der SBB. Die Demonstrierenden machten klar, dass für sie Produktivitätssteigerungen und gleichzeitige Verschlechterungen der Anstellungsbedingungen wie Lohnabbau, Reduktion der Anzahl dienstfreier Tage oder Vereinfachung des Kündigungsverfahrens nicht in Frage kommen.

Das Personal hat in den letzten Jahren schon enorme Opfer gebracht, insbesondere mit dem Sparprogramm RailFit 20/30, dessen Auswirkungen zurzeit noch nicht abzusehen sind. Das Bahnpersonal arbeitet gewissenhaft und genau, um den Reisenden möglichst gute Dienstleistungen zu bieten. Es fordert von der Bahnführung Respekt und Wertschätzung statt Verachtung. Die Bähnler/innen adressierten Postkarten an «unseren CEO, der zurzeit an einem unbekannten Ort und unerreichbar ist», mit der Botschaft: «Die GAV-Forderungen der SBB sind eine Kampfansage an die gesamte Belegschaft: Kürzungen, Abbau, Verschlechterungen. Jetzt reicht’s! Das lassen wir uns nicht gefallen!»

In Bern, Olten, Zürich, Bellinzona und Genf schickten die Bähnler/innen ihre Postkarten mit Ballonen ab. Da der SBB-CEO im Sabbatical und auf einem anderen Planeten sei, sei er wohl am ehesten auf dem Luftweg zu erreichen, witzelten sie. Die Symbolik war klar: Die Führung, die abgehoben von ihren Mitarbeitenden in einer anderen Welt lebt, soll zu diesen zurückfinden.

Die Aktion in Zürich

Bilder von allen Standorten

Video: Ballonstart in Olten

«Wir stehen gemeinsam ein für einen guten GAV und den Service public»

Kommentar von Manuel Avallone, Vizepräsident SEV

Ein Meer von roten Ballonen, rote SEV-Warnwesten so weit das Auge reicht, Jubel und lautes Pfeiffen – unsere Protestaktion vom 18. Juni setzte gleich mehrere Zeichen: ein Zeichen, dass wir uns Verschlechterungen des GAV SBB / SBB Cargo nicht gefallen lassen; ein Zeichen, dass wir bereit sind, für einen gleichwertigen GAV zu kämpfen; ein Zeichen, dass wir gemeinsam einstehen für gute Arbeitsbedingungen und einen guten Service public.
Im Verlauf dieses Jahres sollen neun SBB-Verkaufsstellen geschlossen werden (siehe Webartikel «Enthumanisierung der Bahn geht weiter»). Das Verkaufspersonal ist bereits heute angewiesen, die Kundschaft möglichst für die Billett-Automaten und die digitalen Verkaufskanäle fit zu machen und sie so – ganz unauffällig – langsam umzuerziehen. Schritt für Schritt verschwinden die Menschen von den Bahnhöfen in unserem Land, und mit ihnen die Dienstleistungen.
Bei SBB Cargo sieht es nicht besser aus: Per Fahrplanwechsel 2018/19 sind auch dort Schliessungen geplant. Mehrere Bedienpunkte stehen vor dem Aus, die Kundschaft springt teilweise jetzt schon ab vom teuren Cargo-Zug, der auf dem falschen Gleis unterwegs ist. Sie steigen lieber auf die Strasse um … Auch hier lautet das Schlagwort «Serviceabbau». Ohne die staatlichen Subventionen geht es, wie es scheint, wohl doch nicht.
Die SBB ist ein Unternehmen mit Service-public-Auftrag. Verladebahnhöfe, Verkaufsstellen, Zugbegleitung – all das ist Service public. Doch was wir zurzeit von ihr bekommen, ist Abbau, Ausdünnung und Enthumanisierung. Langsam regt sich auch in der Politik Widerstand gegen diese Entwicklungen.
Unsere Mobilisierung am 18. Juni war ein Erfolg, und nicht ohne Grund war das mediale Interesse derart gross. Denn am Ende kämpfen die Kolleginnen und Kollegen bei der SBB nicht nur um ihren GAV, sondern auch um einen starken Service public – und das geht uns alle etwas an.

Kommentare

  • Cinzia

    Cinzia 19/06/2018 13:22:41

    I vostri palloncini sono arrivati fino qui.... Brandizzo Torino