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Wie geht es weiter auf Untersee und Rhein?

Stimmung bleibt angespannt

Verschiedentlich mussten wir an dieser Stelle über unerfreuliche Entwicklungen bei der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein berichten. Wo stehen wir heute?

Felix Birchler, du bist als SEV-Gewerkschaftssekretär unter anderem für die SEV-Mitglieder zuständig, die bei der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein arbeiten. In den letzten Jahren war das Klima in diesem Unternehmen öfters angespannt. Kannst du nochmals kurz zusammenfassen, woran das lag?

Anfangs 2016 setzte der Verwaltungsrat einen Sanierer ein, der das Defizit der Schifffahrt beseitigen sollte. Die Kantone Thurgau und Schaffhausen wollten Beiträge für neue Schiffe nur unter der Bedingung einer Sanierung leisten. Dem Sanierer Benno Gmür ging ein denkbar schlechter Ruf voraus wegen seiner Radikalkur in der gleichen Funktion auf dem Bodensee. Der Firmenarbeitsvertrag des SEV mit URh schützte zwar vor Schnellschüssen, doch die Unternehmensleitung war nicht zu ernsthaften Verhandlungen bereit. Gmür versuchte es mit einem Ultimatum, Erpressungen und Druckversuchen.

Die Belegschaft lehnte die Forderungen einstimmig ab, der SEV intervenierte via die Kantonsparlamente. Schliesslich konnte eine Lösung gefunden werden, bei der die Schiffsleute zwar von der sogenannt «unproduktiven» Arbeitszeit opfern, dafür bleibt die finanzielle Seite mehr oder weniger unangetastet. Es kam zu Personalabgängen und in dieser Saison half sich der Betrieb mit vielen Saisonarbeitskräften.

Jetzt neigt sich ein überdurchschnittlicher Sommer seinem Ende entgegen. Wo stehen wir heute?

Die Passagierzahlen sind dem Vernehmen nach – wie überall – gut, wir erwarten ein überdurchschnittliches Resultat. Die Betriebsleitung wird dies wohl als Erfolg der «Sanierung» darstellen. Wir anerkennen Fortschritte beim Marketing.

Kannst du noch einen Blick in die Zukunft wagen? Haben wir das Schlimmste überstanden, oder stehen uns die härtesten Proben noch bevor?

Die Stimmung beim Personal bleibt angespannt. Der Geschäftsführer hat sich mit unverständlichen Entscheiden ins Abseits manövriert. Das Personal fühlt sich übergangen und nicht ernst genommen. So wurde beispielsweise ein Spesenreglement ohne Anhörung des Personals erlassen. Durch die Kündigung einer langjährigen und beliebten Mitarbeiterin auf der Geschäftsstelle droht der Konflikt nun zu eskalieren.

pan.