GAV-Konferenz SBB und SBB Cargo zur Weiterentwicklung der Personalkommissionen
Sitzabbau stösst auf Widerstand
119 GAV-Delegierte nahmen am 26. Mai in Bern Kenntnis vom Stand der Verhandlungen zur Zukunft der betrieblichen Mitwirkung, das heisst der Personalkommissionen (Peko).
Eine Weiterentwicklung der betrieblichen Mitwirkung wurde von der SBB bereits bei den letzten GAV-Verhandlungen angestrebt mit dem klaren Ziel, Kosten zu sparen. Sie einigte sich dann aber mit der Verhandlungsgemeinschaft (VG) von SEV, VSLF, Transfair und KVöV darauf, im GAV 2015 bei der Mitwirkung noch alles beim Alten zu belassen und diese ab Mitte 2015 bis Ende Juni 2016 weiterzuentwickeln. Seit Oktober 2015 haben die Delegationen bei vier Treffen ihre Ideen ausgetauscht, aber noch nicht auf alle Details eintreten können. Zu diesem Zweck wurde beim letzten Treffen am 13. Mai eine Arbeitsgruppe eingesetzt. «Nachdem die SBB zwei Treffen verschoben hat, sind wir gegenüber dem Zeitplan in Verzug», stellte SEV-Vizepräsident und VG-Delegationsleiter Manuel Avallone klar. Bis Ende Juni schon ein Verhandlungsresultat zu haben sei deshalb ambitiös, bis zur nächsten GAV-Konferenz am 6. Oktober sollte es reichen. Die neuen Bestimmungen sollen mit dem nächsten GAV 2019 in Kraft treten.
Lieber mehr Leute mit wenig als wenige mit viel Freistellung
Beide Seiten sind sich einig, dass es auf den drei Stufen Fläche, Division und Konzern weiterhin Peko geben soll. Jedoch will die SBB die Peko-Sitze auf den Stufen Division und Fläche erheblich reduzieren, vor allem beim Personenverkehr und der Infrastruktur. Dies löste bei betroffenen, grossen Berufskategorien wie dem Zug-, Lok- und Verkaufspersonal Protest aus. Mehrere Delegierte hielten fest, dass sie lieber mehr Peko-Leute mit weniger Freistellung hätten als weniger Peko-Leute mit mehr Peko-Zeit und entsprechend verkleinerten Arbeitspensen. Letztere führten nämlich dazu, dass man den Kontakt zur Basis verliere und bei einer Nichtwiederwahl Mühe hätte, in der angestammten Funktion wieder den Anschluss zu finden. Diese Meinung fand in einer Konsultativbefragung eine klare Mehrheit.
Eine zweite Konsultativabstimmung ergab eine ebenso klare Mehrheit dafür, dass man für Arbeit in der Peko im gleichen Anforderungsniveau entlöhnt werden soll wie bei der angestammten Arbeit, und nicht in einem speziellen Peko-Anforderungsniveau. Zusätzlich ist eine pauschale Entschädigung vorgesehen. Mehrfach betont wurde, dass die Peko von der SBB nicht mit Projektarbeit «zugemüllt» werden dürfen und dass Sitzungen, zu denen die SBB einlädt, weiterhin als Arbeitszeit zählen sollen wie im jetzigen GAV festgehalten.
Die von der SBB verlangte Streichung der Fachgruppen auf Divisionsstufe stiess auf einhellige Ablehnung. Zu reden gab auch die Wahlkreisaufteilung: Die VG solle darauf hinwirken, dass auch kleinere Berufsgruppen in den Peko vertreten sind, wurde gefordert. In einer dritten Konsultativbefragung stimmten die Delegierten den vorgestellten SEV-Stossrichtungen einstimmig zu.
Manuel Avallone teilte zudem mit, dass sich bei den schwierigen Diskussionen mit der SBB über die Umsetzung der Vereinbarung zu den Temporärangestellten eine Lösung mit einer Begleitgruppe abzeichne. Und Dore Heim vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund zeigte sachlich die grossen Nachteile der Service-public-Initiative auf.
Markus Fischer