Schifffahrt auf dem Neuenburger- und Murtensee LNM
Die LNM kreuzt momentan in trüben Gewässern
Ein Artikel im L’Express/L’Impartial vom 1. Juli führte zum Eklat. Ausgehend von den schwer defizitären Zahlen der LNM des letzten Jahres, waren es die Vorstellungen von VR-Präsident Olivier Arni und von Direktor Jean-Jacques Wenger, die den SEV zur schriftlichen Reaktion — mit Kopie an die Presse — bewogen. «Wir haben der Presse entnommen, dass die LNM in einer Phase der tiefgreifenden Veränderungen ist und in der letzten Kurve auf die Strategie 2022, die den Aktionären Anfang 2017 präsentiert werden soll. Das Personal befürchtet, am Schluss vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Deshalb fordert es ein Treffen mit dem VR-Präsidenten am Ende der Schifffahrtssaison», erklärt SEV-Gewerkschaftssekretär Jean-Pierre Etique, der die entsprechende Forderung am 4. Juli an Olivier Arni gesandt hat. Die 21 Angestellten fordern insbesondere Garantien zur Zukunft des Unternehmens und ihrer Arbeitsplätze. Die Strategie 2022 der LNM muss das Personal einschliessen und zu einem Resultat führen, das die heutigen Arbeitsplätze in der Region sichert. Das Personal wird keine Auslagerungen hinnehmen. Olivier Arni hat Jean-Pierre Etique am 11. Juli geantwortet. Er gibt sich beruhigend: «Die Strategie 2022 wird den Aktionären anlässlich einer ausserordentlichen GV Anfang 2017 präsentiert. Es ist klar, dass die Strategie vorgängig dem Personal unserer Unternehmung präsentiert werden wird, denn ohne dieses können wir ganz einfach die Leistungen an unsere Kunden nicht in der gewünschten Qualität erbringen.»
Und die Ausbildungskosten?
Noch ein weiteres Element ist beunruhigend. «Dem Artikel im Impartial konnte man entnehmen, dass die Ausbildungskosten in den letzten zwei Jahren die Rechnung schwer belastet haben und dass jetzt, da die Leute ausgebildet sind, für die nächsten Jahre keine entsprechenden Kosten mehr erwartet werden», führt Jean-Pierre Etique weiter aus. Die Gesamtbildungskosten der Jahre 2014 und 2015 erreichen 370000 Franken. «Glaubt die LNM, in den nächsten Jahren kein Personal mehr ausbilden zu müssen? Aufgrund des Alters des fahrenden Personals werden in vier bis fünf Jahren sechs Angestellte das Pensionierungsalter erreichen. Sie müssen ersetzt werden. Ist nicht vorgesehen, Personal für ihre Nachfolge zu schulen?», fragt sich Jean-Pierre Etique.
Auf Anfrage des SEV wird bestätigt, dass es heute eine Zusammenarbeit zwischen der CGN [Schifffahrtsgesellschaft des Genfersees, Anm. d. Red.] und der LNM gibt. Laut Brief der Direktion der LNM vom 29. Februar 2016 ist das Ziel dieser Zusammenarbeit die Ausbildung des LNM-Personals, technische Unterstützung und der Austausch von Fähigkeiten, insbesondere für die Übernahme des Dampfbetriebs.
All dies ist für den SEV noch zu undurchsichtig und auch das Personal möchte gern wissen, wofür die 370000 Franken eingesetzt wurden und welche Bildungsmassnahmen in den nächsten Jahren vorgesehen sind. Der See brennt noch nicht gerade, aber auf den Schiffen der LNM steigt die Temperatur. Der VR wird über das Schreiben des SEV am 26. September beraten. Ende September soll es zwischen den Parteien ein Gespräch geben. In welcher Atmosphäre?
vbo/pan