Das fahrende Personal braucht Pausenräume und Toiletten
Aufs WC oder hinter den Busch?
Das Fehlen – sauberer! – Toiletten an den Endpunkten ihrer Linien ist nicht die kleinste Nachlässigkeit der Unternehmen. Das Durchsetzen des Gesetzes ist Aufgabe der kantonalen Arbeitsinspektorate.
In der Bundesgesetzgebung ist der Gesundheitsschutz des Personals in der Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz geregelt (Art. 29ff.). Darin heisst es auch, es seien saubere «Toiletten in ausreichender Zahl zur Verfügung zu stellen», und zwar für Frauen und Männer getrennte Toiletten, oder zumindest sei eine getrennte Benutzung vorzusehen.
Doch genau hier harzt es, insbesondere im Regionalverkehr. In Genf liegt der SEV schon länger mit RATP DEV im Clinch, einem Subunternehmen der öffentlichen Verkehrsbetriebe TPG. Welches der beiden Unternehmen muss das Einhalten des Gesetzes sicherstellen? Muss das Bundesamt für Verkehr als Kontrollorgan der Unternehmen des öffentlichen Verkehrs auch die Einhaltung der Verordnung 3 prüfen? «Tatsächlich sind es die kantonalen Arbeitsinspektorate, die darüber wachen müssen», erklärt Valérie Solano, die für das Dossier RATP zuständige Gewerkschaftssekretärin, «deshalb haben wir beim OCIRT nachgehakt», der kantonalen Stelle für die Arbeitsinspektion und die Arbeitsbeziehungen in Genf.
Am 2. Juni hat das OCIRT einen Runden Tisch organisiert, an dem der SEV, der Personalvertreter von RATP DEV – Pierre Delias –, der Unternehmensleiter, sein Adjunkt sowie ein TPG-Verantwortlicher für die Vergabe von Linien an Subunternehmen. «Pierre Delias erinnerte daran, dass die WC bei den Endstationen wesentlich sind. Die öffentlichen Toiletten lassen in hygienischer Hinsicht oft zu wünschen übrig, und wenn es nicht eine Abmachung etwa mit einem Laden gibt, müssen die Fahrer etwas konsumieren», sagt Valérie Solano.
Die TPG und ihr Subunternehmen wiesen darauf hin, dass sich das fahrende Personal die Zeit zum Aufsuchen der Toiletten nehmen darf, auch wenn es nicht an der Endstation ist. Dies muss den Fahrgästen aber gesagt werden… «Abgesehen davon, dass sich manche genieren, leidet darunter auch die Qualität des Service public, weil die Fahrt unterbrochen werden muss», fährt Solano fort.
Ist der Vorschlag der RATP DEV, Toiletten nur an einem der beiden Endpunkte einzurichten, die Lösung? «Es gibt Kurse, die 40 Minuten dauern. Somit kann es 80 Minuten dauern, bevor man zur Toilette gehen kann», rechnet die SEV-Gewerkschaftssekretärin vor.
Der SEV bleibt dran
Auch wenn man versteht, dass es nicht immer einfach ist, eine gute Lösung zu finden, weil oft auch die Gemeinden nicht mitspielen, ist die gegenwärtige Situation nicht befriedigend. RATP DEV hat nun anlässlich des Runden Tischs deutlich gemacht, dass sie eine Lösung wünscht. «Ein Weg wäre, eine für Hygiene und Sicherheit zuständige Kommission zu gründen– wie bei den TPG», erklärt Valérie Solano. «Diese würde die Problemstellen auf allen Linien benennen. Eine weitere Massnahme ist, den Weg zu den Toiletten als Arbeitszeit anzurechnen, denn das Personal kann ja seine Pause nicht so nutzen, wie es das Recht hätte. Schliesslich müssen auch entsprechende Pausenräume zur Verfügung gestellt werden. Zu oft muss das Personal im Fahrzeug essen und sich ausruhen.»
Ende Sommer sollen die Gespräche fortgesetzt werden. Etwas aber ist heute schon klar: Der SEV wird den Druck aufrechterhalten, damit der Schutz der Gesundheit des Personals gewährleistet wird.
Vivian Bologna/pan.