SEV nimmt Stellung zum Halbjahresabschluss der SBB
SBB profitiert von produktivem Personal
Der Halbjahresabschluss der SBB enthält keine Überraschungen: Die Schlingerfahrt von Cargo war bereits bekannt, und die Gewinne des Personenverkehrs waren abzusehen. Das Jammern der SBB beim GAV-Abschluss stellt sich als verfehlt heraus – und auch das überrascht nicht.
Die SBB hat insgesamt ein gutes erstes Halbjahr zu verzeichnen. Das freut auch den Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband SEV, denn es zeigt, dass die SBB beim Abschluss des Gesamtarbeitsvertrags im letzten Dezember völlig überflüssig lamentiert hat.
Die Verschlechterungen der Ergebnisse bei Immobilien und Cargo sind erklärbar: Die Immobilien tragen ab diesem Jahr die Sanierung der Pensionskasse für die aktiven Eisenbahnerinnen und Eisenbahner (wogegen der Bundesrat entgegen seinen Versprechen nach wie vor nichts unternimmt, um die Finanzlöcher bei den Pensionierten zu schliessen).
BB Cargo hat wie erwartet finanziell nicht mit der Transportleistung mitziehen können. Während im Juli eine Steigerung der transportierten Tonnenkilometer um 13 Prozent verkündet wurde, stieg der Verkehrsertrag bloss um 8 Prozent. Wie der SEV seit langem kritisiert, zahlt SBB Cargo weiterhin teuer für ihr Wachstum im Ausland.
Das insgesamt gute Resultat der SBB ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass das Personal weitere Produktivitätssteigerungen mitgetragen hat, in erster Linie die Arbeitszeiterhöhung um eine Stunde. Umso weniger versteht der SEV, wenn die SBB nun bereits in zahlreichen Bereichen weiter an der Schraube drehen, die Zitrone weiter auspressen will. Im Interesse des Gesamtunternehmens wäre es an der Zeit, sich vermehrt um die Motivation des Personals zu kümmern – daraus lässt sich letztlich wiederum Nutzen gewinnen. Motivierte, zufriedene Leute arbeiten besser und erfolgreicher als frustrierte!
Es besteht kein Zweifel, dass die gesunde Lage der SBB Spielraum für die bevorstehenden Lohnverhandlungen lässt. Die zuständigen Gremien der Gewerkschaft SEV legen zurzeit die konkrete Lohnforderung ans Unternehmen fest, dies zusammen mit den weitern Personalverbänden der Verhandlungsgemeinschaft.