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Konzessionierte Transportunternehmungen

Intensive Verhandlungen und Erfolge

In den allermeisten Transportunternehmen konnte der SEV eine Einigung in den Lohnverhandlungen erzielen. Die Verhandlungen waren mehrheitlich sehr intensiv, was insbesondere auf die hohe Jahresteuerung und die damit verbundenen Forderungen des SEV zurückzuführen ist. Diese beinhalteten grundsätzlich den vollen Teuerungsausgleich, eine Reallohnerhöhung und die benötigten Mittel für das jeweilige Lohnsystem.

Der SEV vor Ort: Hot-Dog-Aktion in der BLS-Werkstätte in Spiez.

Die Resultate können sich sehen lassen: Auch wenn das Ziel des vollen Teuerungsausgleichs nicht überall erreicht wurde, haben der SEV und die Unternehmen sich auf gute Lösungen für die Mitarbeitenden einigen können.

Was auffällt: Einmalzahlungen, sogenannte Prämien, sind öfters Teil der erzielten Ergebnisse. Sie standen für den SEV nicht im Fokus der Forderungen, weil sie einmalig und damit nicht nachhaltig sind. Die Rückmeldungen aus diversen Unternehmen zeigen aber, dass auch Prämien mehrheitlich geschätzt wurden.

Im Vergleich mit Unternehmen aus anderen Branchen zeigt sich, dass sich die Lohnabschlüsse im Transportsektor sehen lassen können. Dies ist nicht zuletzt auf den hohen Organisationsgrad des SEV in den Unternehmen zurückzuführen. Der SEV hat dadurch in Verhandlungen eine starke Verhandlungsposition.

Nachfolgend findest du einzelne Resultate im Überblick:

Bern

BLS: Nach vier Verhandlungsrunden konnten sich die Sozialpartner auf Lohnmassnahmen im Umfang von insgesamt 3,2 Prozent der Lohnsumme einigen. Darin enthalten ist eine generelle Lohnerhöhung von 2 Prozent, 0,3 Prozent in Form einer Einmalprämie sowie 0,9 Prozent für das Lohnsystem BLS. Die Verhandlungen bei der BLS Schifffahrt sind noch nicht abgeschlossen.

STI: Die Sozialpartnerschaft mit den Verkehrsbetrieben Thun ist aktuell eher schwierig. Das Verhandlungsergebnis fiel bescheiden aus. Die Mitarbeitenden erhalten einen Teuerungsausgleich in Form einer generellen Lohnerhöhung von 1,2 Prozent. Für die Lohnaufstiege werden ebenso 1,2 Prozent eingesetzt. Zwischen den Sozialpartnern besteht zudem ein noch offener Konflikt, der in den nächsten Wochen gelöst werden muss.

MOB: Die Mitarbeitenden der Montreux–Berner Oberland-Bahn erhalten eine generelle Lohnerhöhung von 2,5 Prozent sowie die individuellen Lohnaufstiege. Ausserdem gibt es eine Entschädigung von 492 Minuten für Diensttouren im Gleisbau, die weniger als 24 Stunden vorher abgesagt wurden. Problematisch bleibt die Anwendung dieser 2,5 Prozent auf die Klassen A und B der Lohntabelle, die im Februar mit der Direktion diskutiert werden wird.

Freiburg

TPF: Die Löhne der Mitarbeitenden, die unter den GAV der Freiburger Verkehrsbetrieben fallen, werden um 2000 Franken erhöht und ab Januar 2023 mit dem Monatslohn ausbezahlt. Die gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und Kollegen stimmten am 5. Dezember 2022 über das vom Vorstand als gut eingestufte Verhandlungsergebnis ab. Es wurde von 96,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler angenommen, bei einer Stimmbeteiligung von 65 Prozent.

Zentralschweiz

SGV: Bei der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee konnte der SEV das maximale Ergebnis von 6,8 Prozent erreichen. Massgeblich dafür verantwortlich waren – wie es auch SEV-Vizepräsident Fankhauser im Interview schon erwähnte – die sehr erfolgreichen Sommermonate 2022. Der Verwaltungsrat SGV hat sich bereit erklärt, das Personal an diesem Erfolg zu beteiligen. Das Resultat setzt sich aus individuellen Aufstiegen und Beförderungen im vollen Umfang von 1 Prozent, aus dem vollen Teuerungsausgleich (Basis September: 3,3 Prozent) und einer Prämie von 1800 Franken, abhängig vom Beschäftigungsgrad (2,5 Prozent) zusammen.

Zentralbahn: Nach einem schwierigen Start in die Lohnverhandlungen haben sich die Sozialpartner schliesslich auf ein gutes Resultat einigen können. Sämtliche Lohnbänder der dem GAV unterstellten Mitarbeitenden werden um 3,2 Prozent erhöht. Alle Mitarbeitenden erhalten eine generelle Lohnerhöhung von 1,8 Prozent, und für die individuelle Lohnerhöhung werden 1 Prozent der Lohnsumme eingestellt. Ausserdem erhöht die Zentralbahn die Arbeitgeberbeiträge in die Pensionskasse um 0,5 Prozent.

Ostschweiz/Zürich

Thurbo: Bei Thurbo einigten sich die Sozialpartner auf insgesamt 3,3 Prozent Lohnerhöhungen (1,8 Prozent generell, 1,5 Prozent individuell). Ausserdem wird die Lohnbandobergrenze schrittweise um 2,35 Prozent angehoben und es gibt eine Einmalprämie für alle Mitarbeitenden.

SOB: Nach zähen Verhandlungen konnten die Gewerkschaften auch die SOB dazu bringen, ihren Mitarbeitenden eine Lohnmassnahme von 3,35 Prozent zu gewähren – bestehend aus 2 Prozent Lohnerhöhung und einer einmaligen Prämie von 1300 Franken. Auch die Lohnbänder werden erhöht (Maximal-Lohnband 3 Prozent, Minimal-Lohnband 1,5 Prozent).

RhB: Die Rhätische Bahn gewährt ihren Mitarbeitenden per 1. April eine generelle Lohnerhöhung von 2,5 Prozent sowie eine individuelle Lohnerhöhung gemäss Lohnsystem von 1 Prozent. Ausserdem werden die Löhne des Lokpersonals angehoben und der Rückstand gegenüber anderen Bahnunternehmungen etwas aufgeholt, was einer langjährigen Forderung des SEV entspricht.

Zürcher Verkehrsverbund (ZVV): Ursprünglich wollte der Zürcher Verkehrsrat dem Verkehrspersonal nur eine Lohnerhöhung von 1,9 Prozent gewähren, obwohl der Zürcher Regierungsrat dem Kantonspersonal 3,5 Prozent zusprach. Nach einer Intervention des SEV lenkte der Verkehrsrat ein und gewährte dem Verkehrspersonal schliesslich 3 Prozent. Somit erhält das Personal der Forchbahn sowie von SZU, VZO und ZSG eine entsprechende Lohnerhöhung.

Romandie

Subunternehmer der TPG: Ende 2022 wurde ein Antrag auf Aufnahme von Lohnverhandlungen gestellt. Die Forderungen entsprechen den Forderungen des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds nach einer generellen Lohnerhöhung von 5 Prozent. Der SEV wartet nun auf eine Rückmeldung der «Gruppierung der Subunternehmer» der TPG, der Genfer Verkehrsbetriebe.

CJ: Nach drei Verhandlungsrunden hat der SEV dank der Mobilisierung der Basis eine Erhöhung der Lohnsumme für das Personal der Chemins de fer du Jura von gesamthaft 3,3 Prozent erreicht. Diese setzt sich aus 2,1 Prozent Teuerungsausgleich und 1,2 Prozent für das Lohnsystem zusammen.

MBC: Am 5. Dezember 2022 übergab eine SEV-Delegation der Direktion der Transportunternehmung der Region Morges-Bière-Cossonay eine Petition. Die 162 unterzeichnenden Kolleginnen und Kollegen fordern eine generelle Lohnerhöhung von 3 Prozent. Am 26. Januar – nach Redaktionsschluss – fand eine Verhandlung mit der Geschäftsleitung der MBC statt.

TL: 5,05 Prozent Lohnerhöhung für die Angestellten der öffentlichen Verkehrsbetriebe der Region Lausanne ab 1. Januar 2023. Das erzielte Ergebnis umfasst einen Teuerungsausgleich von 2,8 Prozent rückwirkend ab 1. September 2022, die 0,75 Prozent, die bereits am 1. Januar 2022 gewährt wurden, und die 1,5 Prozent des Lohnsystems. Ein sehr gutes Ergebnis, das auf eine stark steigende Mitgliederbasis und auf Mobilisierungskraft der Belegschaft zurückzuführen ist.

CGN: Die Angestellten der Schifffahrtsgesellschaft des Genfersees erhalten nebst dem Lohnaufstieg nach GAV von 1,1 Prozent auch 2,2 Prozent Teuerungsausgleich und 0,8 Prozent generelle Lohnerhöhung. Zudem gewährt die CGN eine Einmalprämie von 800 Franken.

LNM: Die Erhöhung der Lohnsumme für die Mitarbeitenden der Schifffahrt auf dem Neuenburger- und Murtensee beläuft sich auf insgesamt 3 Prozent. 1,5 Prozent generelle Erhöhung und zusätzlich 1,5 Prozent für das GAV-System für das gesamte Personal, einschliesslich der Beschäftigten mit einer Obergrenze, die eine Prämie in Höhe der 1,5 Prozent erhalten (ausbezahlt im Januar 2023).

Tessin

Auch wenn die Inflation in der Schweiz im internationalen Vergleich eher bescheiden ausfällt, dürfen die Unterschiede zwischen den Regionen nicht unterschätzt werden. Gemäss einer Umfrage von Comparis und der KOF ist das Tessin die am stärksten von der steigenden Inflation betroffene Region des Landes.

Dieser Anstieg der Lebenshaltungskosten hat erhebliche Auswirkungen auf verschiedene Bereiche, darunter auch auf die Lohnverhandlungen, die infolgedessen sehr intensiv geführt wurden. Angesichts der wirtschaftlichen Situation forderte der SEV in den Verhandlungen den vollen Teuerungsausgleich, eine Reallohnerhöhung und die notwendigen Mittel für die Lohnaufstiege. Die Verhandlungen in den Tessiner Verkehrsbetrieben endeten mit guten Ergebnissen. Es gelang dem SEV, überall eine Erhöhung von 2,5 Prozent zu vereinbaren, zusätzlich zu den automatischen Schritten, die durch die Lohnsysteme der betroffenen Verkehrsunternehmen vorgegeben sind. Darüber hinaus erreichte der SEV in einzelnen Betrieben weitere Verbesserungsvereinbarungen zugunsten des Personals. Die erzielten Ergebnisse sind als zufriedenstellend zu bezeichnen, insbesondere im Vergleich zu dem, was in anderen Sektoren im Durchschnitt erreicht wurde. Einer der Gründe für den Erfolg des SEV ist sicherlich sein hoher Organisationsgrad, der ihm eine starke Verhandlungsposition verschafft

Die Lohnverhandlungen mit der Schifffahrtsgesellschaft SNL für die Angestellten im Schweizer Becken des Lago Maggiore sind noch nicht abgeschlossen. Je nach Ausgang wird geprüft, ob die Angelegenheit vor das Schiedsgericht gebracht werden soll, wie es im GAV für solche Fälle vorgesehen ist. In der ersten Verhandlungsrunde war die Geschäftsleitung der SNL nämlich nur bereit, eine Reallohnerhöhung von 2 Prozent anzuerkennen, die seit langem in den Verhandlungen über die Erneuerung des GAV festgelegt worden war. Sie lehnte es hingegen ab, auf die Forderung des Teuerungsausgleichs einzugehen.

Chantal Fischer, Yves Sancey, Veronica Galster, Michael Spahr
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