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Luftfahrt

Swiss: Keine Entlassungen!

Der Abgang von Swiss-CEO Thomas Klühr mitten in der Coronakrise irritiert SEV-GATA, die Luftfahrtabteilung des SEV. Ebenso seine Aussage vom letzten Samstag in der «Schweiz am Wochenende», dass nächstes Jahr Entlassungen möglich seien.

Der Hub Zürich muss seine Relevanz im Lufthansa-System behalten. Foto: ©Zürich Flughafen AG

«Den CEO in der Krisenzeit auszuwechseln wirft – bei allem Verständnis für die privaten Gründe von Thomas Klühr für seinen Rücktritt auf Ende Jahr – Fragen auf», sagt Philipp Hadorn, SEV-Gewerkschaftssekretär und Präsident von SEV-GATA. «Wir machen uns Sorgen um die Arbeitsplätze, Löhne und Arbeitsbedingungen der Swiss-Mitarbeitenden und fordern von der Swiss-Leitung, dass sie für deren Erhalt weiterhin ihr Möglichstes tut. Und der Hub Zürich muss seine Relevanz im Lufthansa-System behalten.»

SEV-GATA verlangt Garantien für den Werkplatz Schweiz

Auf dem Spiel steht nicht «nur» die Zukunft der Swiss-Mitarbeitenden selber, sondern auch die Aufrechterhaltung systemrelevanter Strukturen des Schweizer Luftverkehrs und die Entwicklung der ganzen Flugbranche und der Wirtschaft in den betroffenen Regionen. Ein Job-, Sozial- und Leistungsabbau bei der Swiss hätte auch Auswirkungen auf flugnahe Betriebe, den Arbeitsmarkt in Zürich und Genf, den Schweizer Tourismus und die ganze Volkswirtschaft. «Es geht darum, den Corona-Teufelskreis nicht noch zu verstärken, sondern zu durchbrechen», sagt Philipp Hadorn.

Verhandlungen abgesagt, Aussprache terminiert

Die Bodenpersonal-Gewerkschaften sagten die für den 30. September 2020 angesetzten Verhandlungen zu Sparmassnahmen ab, weil ihnen die Swiss den Nachweis schuldig blieb, dass Kostensenkungsmassnahmen bei der Swiss aufgrund ihrer Verträge mit dem Bund zwingend sind. «SEV-GATA ist nicht bereit, auf dem Rücken des Personals unternehmerische Freiheiten zu finanzieren», erklärt Philipp Hadorn. «Steuerzahlende erwarten den qualitativen Erhalt dieses systemrelevanten Betriebes, wofür die Bundeshilfe auch Garant sein muss.»

Eine Aussprache der Gewerkschaften mit dem abtretenden CEO, dem CFO und der HR-Chefin ist inzwischen terminiert. Vom Gespräch erwartet Philipp Hadorn, «dass es dazu dient, die gesunde Basis der Swiss mit dem motivierten Personal in die Nach-Corona-Ära zu retten, zur Sicherheit von Arbeitsplätzen und Arbeitsbedingungen.»

Entlassungen darf es nicht geben

Thomas Klühr sagte letzten Samstag im Interview mit der «Schweiz am Wochenende», dass die Swiss zurzeit damit rechne, dass ihr Geschäft mittel- bis langfristig um 20% schrumpfe. In diesem Fall genüge ein Abbau von 1000 der aktuell 9500 Stellen. «Wir setzen zunächst auf drei sozialverträgliche Massnahmen: Einstellungsstopp, Teilzeitmodelle mit Lohnverzicht und frühzeitige Pensionierung. Mit diesen Massnahmen und wenn sich die Fluktuation wie in den letzten Jahren entwickelt, können wir rund 1000 Stellen innerhalb von zwei Jahren abbauen. So müssten wir niemanden entlassen», sagte Klühr. «Wenn wir im ersten Quartal für den Sommer 2021 erkennen, dass sich die Situation nicht verbessert, insbesondere auf der Langstrecke, dann werden die 1000 Stellen nicht reichen. Jetzt eine Zahl darüber hinaus zu nennen, fände ich verfrüht. Denn wir kennen den weiteren Pandemieverlauf nicht. Im ersten Quartal wird wohl klar sein, ob die sozialverträglichen Massnahmen reichen oder ob Entlassungen nötig sind.»

«‹Keine Entlassungen› ist die Grundlage dafür, dass diese Krise sozialpartnerschaftlich bewältigt werden kann», hält Hadorn fest. «Anstatt bei Situationsverschlechterungen dann doch Entlassungen in Betracht zu ziehen, gilt es im Bedarfsfall die Kurzarbeit zu verlängern oder mit einer weiteren Finanzspritze die systemrelevante Luftfahrt und damit unsere Volkswirtschaft temporär zu stützen.»

Markus Fischer
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