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GAV SBB/SBB Cargo

GAV-Verhandlungen gestartet: «Die SBB will eine riesige Sparübung»

Am 19. Januar fand der Kickoff zu den GAV-Verhandlungen bei der SBB statt, wo beide Seiten ihre Forderungen vorstellten. Wie sieht nach diesem Treffen der Leiter der Verhandlungsgemeinschaft der Gewerkschaften (VG), SEV-Vizepräsident Manuel Avallone, die Ausgangslage für den Start der eigentlichen Verhandlungen am 2. Februar?

Manuel Avallone an einer Versammlung zum Sparprogramm Railfit20/30 im November 2016.

kontakt.sev: Welcher Wind blies der VG am Treffen entgegen? Was sind die Forderungen der SBB-Führung?

Manuel Avallone: Dass die SBB-Führung den Gesamtarbeitsvertrag angreifen würde, hatten wir erwartet. Sie tut das aber sehr gründlich und verweist dabei auf die Rahmenbedingungen: Sie betont, dass die SBB politisch, wirtschaftlich und technologisch vor grossen Herausforderungen stehe. Kurz gesagt spricht die SBB-Führung von der «Weiterentwicklung des GAV für die Unternehmung» und meint damit eine riesige Sparübung. Ganz im Sinn und Geist von Railfit20/30. Dabei vergisst sie aber oder wischt unter den Tisch, dass sie für einige Probleme selber mitverantwortlich ist. Man denke insbesondere an die Software Sopre für die Einsatzplanung des Lokpersonals, an die Baustelle bei der Fernverkehrskonzession oder an die Situation bei der SBB Cargo AG.

Du willst offenbar nicht detaillierter auf die Forderungen der SBB-Führung eingehen. Warum?

An das erste Treffen kamen beide Seiten mit ihren Forderungskatalogen. Darin müssen nun Prioritäten gesetzt werden. Ab dem 2.Februar werden wir klarer sehen. Im Moment kann man sagen, dass die Forderungen der beiden Seiten weit auseinandergehen und dass die Angriffe der SBB sämtliche Themen betreffen, die im GAV geregelt sind. Weil die Prioritäten noch nicht klar sind, bringt es aber nichts, jetzt schon auf die Barrikaden zu steigen. Aber eines ist sicher: Falls die SBB diesen Kurs weiterfährt, läuft sie Gefahr, das Personal gegen sich aufzubringen.

Welche Forderungen hat der SEV mit seinen Partnergewerkschaften VSLF, Transfair und Kaderverband des öffentlichen Verkehrs der SBB vorgestellt?

Gestützt auf die Umfrage, die der SEV im Juni bei seinen Mitgliedern durchgeführt hat, fordern wir eine Verbesserung der Lohnentwicklung innerhalb der Lohnbänder, vor allem für die jüngeren Mitarbeitenden. Und weil die Digitalisierung neue Arbeitsformen mit sich bringt, kommt dem Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden höhere Bedeutung zu. Das Personal braucht auch Weiterbildung, um für die Herausforderungen der Digitalisierung gerüstet zu sein. Es braucht Sozialleistungen für eine bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Und es braucht Verbesserungen bei der Arbeitszeit zur Steigerung der Lebensqualität.

In der Umfrage haben die Mitglieder auch gesagt, was sie sicher nicht wollen. Wo gibt es für den SEV Grenzen, die die SBB nicht überschreiten darf?

Die Umfrage hat klar gezeigt, dass für unsere Mitglieder der Kündigungsschutz und die Lohngarantien sehr wichtig sind. Diese sind somit nicht verhandelbar. Es ist daran zu erinnern, dass die Lohngarantien die Bedingung dafür waren, dass wir 2011 das neue Lohnsystem Toco akzeptiert haben. Wir haben unser Verhandlungsmandat von unseren Mitgliedern. Sie legen unsere Stossrichtung fest. Und sie werden an der GAV-Konferenz vom 21. Februar bereits Gelegenheit haben, anhand der Tendenzen bei den ersten Verhandlungsrunden ein Zeichen zu setzen.

Vivian Bologna/Fi

«Jede/r Angestellte kann in den Spiegel schauen und sich sagen: "Ich bin vom Sparprogramm betroffen, das meine Unternehmensleitung umsetzen will."»

Manuel Avallone, Vizepräsident SEV

Stellen wir uns einmal vor, die Verhandlungen zum GAV SBB / SBB Cargo scheitern am 30. Juni 2018. Stellen wir uns vor, die beiden Seiten können sich nicht einigen und dem Unternehmen droht ab 1. Januar 2019 ein vertragsloser Zustand.
Und nun kehren wir wieder in die Realität dieses Jahresanfangs zurück. Die GAV-Verhandlungen haben begonnen, wir haben unsere Forderungen präsentiert. Jede/r Angestellte kann in den Spiegel schauen und sich sagen: «Ich bin vom Sparprogramm betroffen, das meine Unternehmensleitung umsetzen will.» Ihr Rezept für Kostensenkungen besteht
darin, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und die Produktivität zu erhöhen.
Wenn du diese Situation, die eher an ein Sparprogramm als eine Weiterentwicklung des GAV erinnert, nüchtern betrachtest, hast du zwei Möglichkeiten: Still sein, im Pausenraum schimpfen und dabei hoffen, dass die SEV-Verhandlungsdelegation Verbesserungen erreicht oder den Abbau mildert. Oder du kannst einsehen, dass eine Verteidigung und Verbesserung des GAV nicht geht, wenn sich nicht jede und jeder für seine Arbeitsbedingungen einsetzt.
Ich bin für die zweite Möglichkeit. Warum? Einerseits hat sich die Haltung des Managements der SBB seit einigen Jahren verhärtet, was eine entsprechende Reaktion unsererseits verlangt. Von
jeder, jedem und allen.
Aber auch, weil die Positionen gegenwärtig derart weit voneinander entfernt sind, dass wir ohne breite Mobilisierung unsere Forderungen nicht durchbringen werden. Morgen Freitag gehen die Verhandlungen weiter; wir werden euch nach jeder Verhandlungsrunde so schnell wie möglich auf dem Laufenden halten. Die GAV-Konferenz vom 21. Februar, wo sich deine Delegierten mit den Verhandlungen befassen, ist eine weitere wichtige Etappe.
Sprich bis dahin in deinem Umfeld vom GAV, nenn deinen Kolleg/innen, ob in der Gewerkschaft oder nicht, seine Vorteile. So können wir ihn am besten anpassen und damit verteidigen. Alle zusammen.

Kommentare

  • Martinez Jose Luis

    Martinez Jose Luis 05/02/2018 02:37:00

    Cela fait un Moment que les CFF ont fait des économies sur le dos du personnel, alors que l'on Augmente la productivité, selon moi Avec une baisse de la qualité, horaires d'esclaves, retrogradations en Echelon de fonction, pas de reconnaissance de l'effort accompli, Valorisation du personnel en berne, plein de choses qui font que déjà beaucoup d'agents sont partis, ou sont sur le départ, des agents Avec le savoir faire, les CFF se tirent des balles dans les pieds, jusqu'à quand ?

  • Gezim

    Gezim 19/02/2018 16:06:40

    auf keinen fall soll die Ortszulage verhandelbar sein es sind 4800fr die uns fehlen ganz klar nein nein nein nein nein

  • Küsu

    Küsu 24/02/2018 07:21:23

    Hallo Ortzulagen ist bei mir ein Fremdwort und diese sind veraltet, es kann nicht sein das in Bern Ortszulagen gibt und in den ländlichen Regionen nicht. In Bern Kantine und alles vorhanden = günstig Essen, auf dem Land Restaurant = teuer.

  • Sibylle

    Sibylle 26/02/2018 13:44:32

    Wenn schon sollte der CEO allen MAIN die Ortszulage direkt auf den Lohn aufrechnen und dann die Löhne Marktgerecht gestalten. Marktgerecht heisst, die Lohnentwicklung bleibt nicht am Lohnband stehen, sondern gegen oben offen. Wer gut ist kann mehr verdienen und die anderen erhalten den normalen Teuerungsausgleich - also keine Begrenzung durch das Lohnband.
    DAG - nicht mehr in Zeit beziehen ist ja ein Witz, genau das bringt die Erholung für die geleistete Arbeit. Im Management hat jeder immer mal wieder sein Sabbatical und die die Schuften sollen dann nicht einmal nach vielen Jahren engagierter Arbeit einmal die Freitzeit erhalten, die der CEO geschenkt kriegt!!! was ist das für einen Welt? Ist das wirklich Mitarbeiterwertschätzung was unsere Topmanager da gerade vorschlagen?

    Wo ist die Emphatie, die Führungsstärke, das Zwischenmenschliche???

  • Andy

    Andy 06/03/2018 10:21:47

    Bei den Regionalzulagen ist es so eine Sache. Wenn die SBB das schon streichen oder kürzen will und man darauf besteht kann man eher den Wohnort zählen und nicht den Arbeitsort. Denn am Wohnort hat man die Mehrausgaben. Beim Arbeitsort hat man sogar Vorteile wenn man in enier Region wie Zürich wohnt oder Bern ( meist Kantine etc. ) Ganz streichen auf keinen Fall. Wer in Zürich oder Basel etc wohnt hat mehr Ausgaben. Zählt man den Wohnort ist das eine Art Kompromiss wo die SBB evt. drauf eingeht. Da die Leute in den tiefsten Lohnstufen wie Reinigung, Instandhaltung etc. mehrheitlih in Städten wohnen und die Besser Verdiener eher auf dem Lande etwas ausserhalb der Stadt wäre es auch sozial gesehen ein Komporomiss. Allerdings: Verliert ein Reiniger in Zürich die Ortszulage hat er glaube ich 4500 weniger. Und das ist in dieser Lohnstufe B relativ ein hoher Anteil! Ein Manager merkt das kaum. Von dem her würde sich eine Streichung vermehrt auf die tiefen Lohnklassen auswirken rein prozentual. Auch an diese Lonhnstufen sollte man denken. Bei Toco hatten genau diese das Nachsehen.