| Aktuell / SEV Zeitung

Fragwürdiges Outsourcing beim Fahrbahnunterhalt

Als die Pläne für die massive Auslagerung im Fahrbahnbereich publik wurden, forderte der SEV eine sofortige Aussprache mit der SBB. Diese fand am 15. Oktober statt. Urs Huber, Leiter SEV-Team Infrastruktur SBB musste feststellen, dass die Bedenken des SEV zutreffen. Die SBB will im grossen Stil die Verantwortung vieler Arbeiten an Drittfirmen auslagern. Sie gibt zu, dass diese Firmen heute dazu gar nicht in der Lage sind, und will aktiv daran arbeiten, sie dazu «zu befähigen».

Ist es aber die Aufgabe eines Bundesbetriebs, private Firmen «aufzubauen»? Dieser Aufbau wird im Personalkörper der SBB zu einem weiteren dramatischen Knowhow-Verlust führen. Schon jetzt fehlen überall gute Fachleute, Bauführer und Projektleiter mit langjährigem Fachwissen. Die SBB geht inzwischen von einem Zeithorizont 2025 aus, bis Drittfirmen die Rolle spielen könnten, die die heutigen SBB-Chefs angedacht haben.

Urs Huber ist sich absolut sicher: «Wenn die Drittfirmen wirklich je ein solches Knowhow aufbauen können, ist es bei der SBB nicht mehr da. Und das wohl für immer. Damit würde die SBB in einem entscheidenden Bereich total abhängig von Dritten.»

Das Treffen hinterliess bei der SEV-Delegation gemischte Gefühle. Im HR-Bereich vermisst man das Bewusstsein für die heutigen Probleme bei Infrastruktur durch Dauerreorganisationen und den Exodus vieler Fachleute. Die Leitung des neuen Bereiches BGP (Beauftragung Grossunterhalt und Projekte) orientiert immerhin ehrlich: So sei «eine Verbesserung durch das Projekt nicht garantiert, zu Beginn würde es für die SBB wohl sogar teurer als heute.»

Die Geschäftsleitung der Division Infrastruktur hat noch nicht entschieden. Der SEV bleibt dran und wird die heute bekannten Pläne hinterfragen und bekämpfen.

chf

Beispiel Albistunnel – Ein Debakel

Anfang 2016 vergab die SBB die Erneuerungsarbeiten im Albistunnel zwischen Zürich und Zug an die Firma Sersa in Form eines Generalunternehmer-Auftrags. Aus heutiger Sicht ein Pilot für das geplante systematische Outsourcing von Fahrbahnarbeiten im grossen Stil. Das Resultat war ein totales Debakel, sowohl in der Organisation als auch für die Finanzen und die betroffenen Bahnkunden.

Geplant war die Sperrung des Tunnels und der Strecke an vier Wochenenden. Die Pendlerinnen und Pendler blieben schon am ersten Montagmorgen stehen und mussten via Notkonzepte befördert werden. Nach diesen vier Wochenenden und vielen Notanpassungen waren im Tunnel die Arbeiten längst nicht vollbracht. 2017 wurde deshalb nochmals an drei Wochenenden gearbeitet und der Tunnel gesperrt.

Schon Mitte 2016 verlangte Urs Huber eine Aussprache mit der SBB. Er war es leid, dass die SBB und ihre Mitarbeitenden darunter litten, wenn Privatfirmen schlecht arbeiteten. Auf seine konkreten Fragen zur Kooperation mit der Firma Sersa erhielt er keine klaren Antworten. Was verlangt die SBB von der Firma Sersa? Wer zahlt welche Aufwendungen? Was sind die Folgen für Sersa? Die SBB erwiderte nur, dass noch Diskussionen laufen und der Firma Sersa halt eine zentrale Rolle beim SBB-Unterhalt zukomme.

Heute wissen wir: Die schlechte Arbeit, die weitaus höheren Kosten als offeriert und die zahlreichen Kundenprobleme wurden mit noch höheren Zahlungen an die Sersa «abgegolten». Und dies soll nun also Schule machen? Der SEV fragt sich hier: Hat die SBB jetzt nur noch den Tunnelblick.

Kommentare

  • Willi Pfeiffer

    Willi Pfeiffer 25/10/2018 10:00:40

    Durch das Albistunnel-Debakel sollte die SBB-Leitung gemerkt haben, dass es mit der Auslagerung an Dritte nicht geht. Aber eben: "Die das oben wissen es immer besser." Aber sie wissen offenbar nicht, warum bei der Bahn sich die Räder rundum drehen.

  • Arthur

    Arthur 25/10/2018 19:49:46

    Die verantwortung hat immer die SBB .
    Wahr auch Früeher so