Ostschweizer Tagung des Unterverbands VPT auf dem Säntis
Brisante Themen in der Höhe
Auf dem höchsten Punkt des Appenzells, dem Säntis, trafen sich gut 170 Ostschweizer VPT-Mitglieder zum Austausch über aktuelle sozialpolitische und gewerkschaftliche Fragen.
Den genauen Tagungsort hatten die Organisator/innen lange nicht preisgegeben, damit sich niemand nur wegen des preisgünstigen Ausflugs in die Berge anmelden würde. Wer an der VPT-Tagung Ostschweiz teilnahm, kam also, um sich über gewerkschaftliche Themen zu orientieren, um der Gewerkschaft zu mehr Schwung und Erfolg zu verhelfen – und natürlich auch, um sich mit Kolleg/innen aus andern privaten Transportunternehmen auszutauschen.
«Sönd willkomm!» war also das Motto des Tages, in das auch die Wettergötter mit Sonnenschein über dem verzuckerten Gipfel einstimmten. Es gehört zu den guten Traditionen, dass sich die Gastgeber an VPT-Tagungen vorstellen dürfen. Weil OK-Präsident Ernst Naef Lokführer bei den Appenzeller Bahnen ist, konnte also AB-Direktor Thomas Baumgartner «sein» Unternehmen vorstellen. Dieses trägt den Plural im Namen, weil es ein Fusionsprodukt zahlreicher kleiner Nebenbahnen ist. Baumgartner dankte den 200 Mitarbeitenden, die gerade dabei sind, die Bahn bis 2019 komplett umzubauen. Auf Bewährtes will man dabei nicht verzichten: «Wir behalten unsere Verkaufsstellen!» Damit holte er einen Punkt bei den Gewerkschafter/innen, die sich an der VCS-Petition gegen die Verkaufsstellenschliessungen beteiligen.
SEV-Präsident Giorgio Tuti widmete sich in seinen obligaten «drei Punkten» politischen Aktualitäten: «Wir, der SGB und seine Mitgliedgewerkschaften bleiben bei der Altersvorsorge dran», versprach er. Was im Nationalrat beschlossen wurde, nannte er «eine Provokation»; nach der Debatte im Ständerat wird über ein Referendum beschlossen (siehe auch Resolution im Kasten). Schon im Februar wird über die Unternehmenssteuerreform III abgestimmt, gegen die die Linke das Referendum einreichte. Giorgio Tuti wandte sich gegen Privilegien für Reiche, für die wir alle mit Arbeitsplatzabbau und Steuererhöhungen bezahlen müssten. Als dritten Punkt geisselte Tuti den Liberalisierungswahn in Uvek und BAV, die Lokführerdumpinglöhne und Fernbusse in der Schweiz ermöglichen wollen. Der SEV wird sich weiterhin dagegen wehren.
Entlassungen wegen der Gesundheit
Die lebhafte Podiumsdiskussion unter der einfühlsamen Leitung von SEV-Sek- tionscoach Elena Obreschkow galt dem aktuellen und gut gewählten Thema «Entlassungen im öV infolge gesundheitlicher Probleme» – mit reger Beteiligung der Mitglieder im Saal. Mit René Taglang und Daniel Fischer sprachen zwei direktbetroffene Buschauffeure sehr konkret über ihre Erfahrungen. Thomas Baumgartner brachte die Sicht der Unternehmensleitung ein, Astrid Schoch von der IV-Stelle für berufliche Integration Appenzell Innerrhoden jene der Sozialversicherung und SEV-Sekretär Peter Peyer schliesslich jene des Gewerkschaftspraktikers.
Taglang berichtete anschaulich, wie er manchmal «in der Luft hing», sein Unternehmen wollte keinen Präzedenzfall und sich schützen. Für ihn, der sich mit drei Teilzeitjobs über die Runden bringt, dauert das Problem an. Auch für Fischer war es eine einschneidende Wende, als er, der Personalvertreter, der andern half, plötzlich selber Hilfe brauchte – seitens SEV insbesondere in rechtlichen Fragen.
Peyer kennt dieses Problem: Wenn alles reibungslos liefe, bräuchte es seine Unterstützungsarbeit als Gewerkschaftssekretär nicht – aber dies ist eben nur der (seltene) Idealfall. Es sei ein Risiko, nicht Gewerkschaftsmitglied zu sein. Er forderte Integrationsarbeitsplätze für Betroffene, gerade bei grossen Firmen harze es in dieser Beziehung. Baumgartner seinerseits forderte eine Regelung im GAV oder FAV als Grundlage: «Entlassung ist keine Lösung.» Schoch versprach individuelle und schnelle Hilfe der IV, forderte aber auch dazu auf, sich frühzeitig Hilfe zu suchen – dann sei die Chance, in die frühere Tätigkeit zurückkehren zu können, am grössten.
pan.
Resolution vom 5. November des VPT Ost: «Nein zum Projekt Altersvorsorge 2020!»
Am vergangenen 25. September entschied das Schweizer Volk, die AHV-Renten nicht zu erhöhen. Dieser Entscheid muss respektiert werden, denn so funktioniert die Demokratie. Bemerkenswert ist, dass nur 43 Prozent der Bevölkerung an die Urne gegangen sind. Das heisst aber noch lange nicht, dass die verbleibenden 57 Prozent– die stillen Wütenden – einen Abbau der Altersvorsorge hinnehmen. Ganz im Gegenteil. Die bürgerliche Mehrheit hat sich nach dieser Abstimmung sofort positioniert. Sie brachte die zuvor bereits in den Kommissionen vorbereiteten Angriffe auf die Altersvorsorge und ihre Abbauvorschläge unverzüglich ins Parlament ein.
Die Linke und die Gewerkschaften werden nicht aufgeben, sondern den Kampf weiter- führen. Wir verurteilen die arrogante Haltung der Rechten aufs Schärfste. Diese Vorgehensweise fährt uns direkt an die Wand.
Die VPT-Versammlung der Ostschweiz auf dem Säntis nahm am Samstag folgende Resolution an:
Nein zum Prinzip «Mehr bezahlen, weniger bekommen»
Wenn die Leistungen der 2. Säule gesenkt werden, muss der Ausgleich in der 1. Säule stattfinden und nicht durch Erhöhungen der BVG-Beiträge zulasten der Jungen gehen.
Nein zur Erhöhung des Frauenrentenalters
Das Rentenalter 65 für Männer und 64 für Frauen muss bleiben, solange die Lohngleichheit ein Mythos ist.
Nein zum Rentenalter 67
Das Schweizer Volk wird einen Automatismus für die Erhöhung des Rentenalters auf 67 nie hinnehmen.
Die Versammlung verlangt, dass der SGB am Kongress 2017 alles unternimmt, um dieses Projekt zu stoppen. Der SGB soll einen aus- serordentlichen Kongress einberufen, damit der Widerstand organisiert werden kann.
VPT Ost