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Grosskundgebung des SEV in Bern

Tausende «gegen den Pensionskassenbschiss»

Mit einem Grossaufmarsch demonstrierte das Personal des öffentlichen Verkehrs für korrekte Pensionskassen. Der Protest richtet sich gegen Bund und Kantone, die die Ausfinanzierung der Pensionskassen SBB und Ascoop nicht vornehmen. «Wir wollen gerecht behandelt werden, und zwar jetzt», verlangen die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter.

SEV-Demonstrantinnen am 19. 9. 09

«Stopp! Halte! Basta!»: Das ist die klare Aussage der ungeachtet des strömenden Regens über 7 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SEV-Kundgebung in Bern, die die Rednerinnen und Redner wiederholt mit Applaus unterbrachen. Besondere Begeisterung lösten jeweils Lokomotivführer aus, die auf der Fahrt über die neben der Schützenmatte liegende Lorrainebrücke mit lautem Hupen ihre Solidarität zeigten.

Aktive und Pensionierte von der SBB, der BLS und unzähligen andern Unternehmen des öffentlichen und touristischen Verkehrs sind nach Bern gereist, um ein Zeichen für ihre Pensionskasse zu setzen. Erst vor Wochenfrist hat das SBB-Personal erfahren, dass es weitere, höhere Sanierungsbeiträge entrichten, auf eine Verzinsung des Pensionskassenguthabens verzichten und länger bis zur Rente arbeiten muss. Die Empörung der Betroffenen ist gross; sie richtet sich insbesondere gegen den Bund, der 1999 die Pensionskasse nicht korrekt ausfinanziert und zudem ohne Reserven verselbständigt hat. Inzwischen hat der Bund zwar eingestanden, dass er eine Schuld hat, doch bis Geld fliesst, steht ein langer politischer Weg mit ungewissem Ausgang bevor.

Klare Schuld des Bundes

«Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner wollen keine Geschenke, sie wollen aber, dass der Bund endlich seine Schulden bezahlt», hielt SEV-Präsident Giorgio Tuti in seiner Rede fest. «Ihr tragt weder eine Schuld an der Finanzkrise noch tragt ihr eine Schuld an der unkorrekten Ausfinanzierung der Pensionskasse SBB. Die Fehler hat der Bund gemacht, und dafür trägt er auch die Verantwortung!», ergänzte er, an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung gewandt. Das gelte ähnlich auch bei der Pensionskasse Ascoop. Tuti schloss: «Wir werden nicht locker lassen!»

Der pensionierte Eisenbahner und alt Ständerat Michel Béguelin fragte rhetorisch: «Warum werden die Eisenbahner und Eisenbahnerinnen im Vergleich zu den Angestellten von Swisscom, RUAG und Skyguide bestraft?» Nicht einmal das Argument der internationalen Konkurrenz gelte nämlich, denn auch die SBB stehe ausländischen Konkurrenten gegenüber, schon länger im Güter-, ab nächstem Jahr auch im Personenverkehr. Besonders wehrte sich Béguelin gegen Ansinnen aus politischen Kreisen, die Rentner zur Sanierung der Pensionskasse beizuziehen: «Die gegenwärtigen Rentnerinnen und Rentner haben ihre Pension gemäss Gesetz und Verordnung finanziert, als sie berufstätig waren. Sie haben nichts gestohlen!»

Stimmen aus der Basis

Aus Sicht der Betroffenen sprachen eine Zugbegleiterin und ein Lokomotivführer. «Wir bezahlen schon lange, und jetzt will man noch viel mehr von uns», betonte Madeleine Wüthrich, die zudem darauf hinwies, dass Frauen bei der Altersvorsorge noch aus mehreren andern Gründen benachteiligt sind, beispielsweise wegen reduzierten Pensen während der Kinderphase.

Beni Kälin, als BLS-Mitarbeiter bei Ascoop versichert, hielt klar fest: «Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft des öffentlichen und touristischen Verkehrs in der Schweiz.» Die Pensionskassen seien ein offensichtlicher Wettbewerbsnachteil für viele Schweizer Verkehrsunternehmen, der weder im Interesse des Personals, noch des Unternehmens oder der Allgemeinheit sein könne.

Kunst vor Ort

Die Kundgebung war begleitet von Auftritten des St. Galler Slam-Poeten Etrit Hasler, und der international bekannte Aktionsmaler Franck Bouroullec hielt die Stimmung auf der Schützenmatte in einem Grossgemälde fest, das er während dem Anlass kreierte.

Nach Abschluss der Kundgebung «gegen den Pensionskassenbschiss» formierten die Aktivistinnen und Aktivisten des SEV einen bunten und lauten Demonstrationszug und begaben sich auf den Bundesplatz zur Kundgebung des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds für Arbeit, Lohn und Rente.