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Vereinbarkeit

«Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen»

Im Frühling 2024 führte der SEV eine schweizweite Umfrage zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben im Schichtbetrieb durch. In einer ersten Auswertung der Resultate zeigt sich, dass die öV-Unternehmen zwar bereits einiges unternehmen, um die Vereinbarkeit im Schichtbetrieb zu fördern, dass aber nach wie vor grössere Hürden zu überwinden sind.

Grundsätzlich beurteilen die Kolleg:innen das Engagement ihrer Arbeitgeber hinsichtlich Vereinbarkeit positiv. Rund zwei Drittel der Befragten geben an, das Thema sei ihrem Arbeitgeber wichtig oder sehr wichtig. Dass es gerade in diesem Bereich gleichwohl weitere und verstärkte Anstrengungen benötigt, verdeutlichen die Werte zu «Vereinbarkeit ist schwierig in meinem Job, mein Privatleben leidet darunter»: Immerhin fast 60 Prozent haben diese Frage mit «voll und ganz» oder «eher zutreffend» beantwortet. Bei jener Gruppe, die einem Jobwechsel positiv gegenübersteht, fällt das Resultat noch deutlicher aus: Fast 80 Prozent dieser Kolleginnen und Kollegen sehen Schwierigkeiten, die Arbeit und das Privatleben zu vereinbaren. «Auch wenn wir hier nur einen Aspekt betrachten, erkennen wir doch einen Zusammenhang zwischen mangelnder Vereinbarkeit und dem Wunsch nach einem Stellenwechsel», erläutert Sibylle Lustenberger, seit 1. September neue Gleichstellungsbeauftragte im SEV. «Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der anstehenden Pensionierungen tut ein attraktiver Arbeitgeber gut daran, hier weitere Anstrengungen in diese Richtung zu unternehmen.» Wichtig hier anzufügen ist, dass 95 Prozent der Teilnehmenden gerne bis sehr gerne in ihrem Job arbeiten. Die Identifikation mit dem Beruf und mit dem eigenen Arbeitgeber ist – was wenig überrascht – grundsätzlich beeindruckend hoch.

Vereinbarkeit wegen Familienpflichten

Knapp die Hälfte aller Teilzeitangestellten (unter 100 Prozent) gibt an, neben der Arbeit regelmässig junge Familienangehörige zu betreuen. Auf die Betreuung älterer Familienangehöriger fallen gut 15 Prozent. Das macht gesamthaft gut 60 Prozent der Befragten, die Betreuungsarbeiten leisten, was Zeit und Planung erfordert. Möglichkeiten der Drittbetreuung setzen wiederum ebenso Planung und finanziellen Spielraum voraus. Umso mehr gelten diese Punkte im Schichtbetrieb, und umso dringlicher sind hier spezifische Lösungen gefragt.

«Insgesamt können wir aus der Umfrage herauslesen, dass die Unternehmen bereits Schritte unternommen haben, um die Vereinbarung von Berufs- und Privatleben im Schichtbetrieb zu erleichtern. Zugleich zeigt sich anhand der Umfrageresultate aber auch, dass wir noch nicht da angelangt sind, wo wir hinwollen», betont Sibylle Lustenberger, die sich in den nächsten Wochen der weiteren Auswertung der Umfrage widmen wird. «Wir werden daraus hoffentlich weitere Schlüsse und allenfalls auch Forderungen ziehen können», stellt sie abschliessend fest.

Chantal Fischer

Wer hat teilgenommen?

654 Personen haben bei der SEV-Umfrage mitgemacht. Die Generation «X» (1965–1979) mit 50 % und die Generation «Y» (1980–1994) mit 31 % sind übermässig stark vertreten. 70 % der Teilnehmenden sind männlich, 29 % weiblich und 1 % divers. Je rund ein Drittel der Kolleg:innen arbeitet bei der BLS oder bei der SBB.

Die grosse Mehrheit der Befragten arbeitet Vollzeit oder im hohen Teilzeitbereich von80–95 %. Die mit Abstand grösste Population der Teilnehmer:innen stammt aus der Gruppe des Zug-, Lok- und Buspersonals, weitere bedeutende Populationen finden sich in den Bereichen Bau, Unterhalt und Werkstätten, Leitstellen und Personaldisposition.