Delegiertenversammlung RPV
SEV-RPV: Löhne, GAV und Digitalisierung
Rund 30 Delegierte und Gäste trafen sich am 15. Mai im Hotel Bern in Bern. Die Delegierten des Unterverbands des Rangierpersonals (RPV) diskutierten angeregt über diverse Themen wie die Digitalisierung ihres Berufs, zu kurze Ausbildungen, über ihre Arbeitsbedingungen und Lohnfragen.
RPV-Zentralpräsident Danilo Tonina freute sich über die gute Beteiligung an der Versammlung und die Entwicklung der Mitgliederzahlen: Er gratulierte den Kolleginnen und Kollegen zu 77 geworbenen Neumitgliedern im Jahr 2022.
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In oden letzten sechs Jahren sei die Zahl der RPV-Mitglieder nur um 70 gesunken. Natürlich gebe es Regionen mit mehr Dynamik bei der Werbung wie Genf, Zürich, Tessin oder Basel und andere mit weniger Dynamik wie Bern oder die Zentralschweiz. Er hofft, dass dieses Jahr die vielen SEV-Besuche in der Fläche, die von oder mit dem RPV geplant sind, die Mitgliederzahl steigen lassen. Geplant sind Besuche in Oberwinterthur (8.6.), Basel (22.6), Luzern (26.6.), Muttenz (29.8), Lausanne Triage (1.9.), Lausanne Gleis 1 (15.9.) und Chiasso (22.9.). Bisher konnten die Neuzugänge die Todesfälle, die Austritte nach Pensionierungen oder die Wechsel zu anderen Unterverbänden nicht ausgleichen.
Danilo nutzte die Gelegenheit, um daran zu erinnern, dass Pensionierte von zahlreichen Leistungen profitieren, angefangen beim Coop-Rechtsschutz, und dass es sich wirklich lohnt, im Ruhestand weiterhin PV-Mitglied zu sein: «Viele glauben, wenn sie die SBB verlassen, müsse man auch den SEV verlassen, das ist falsch!» Danilo betonte, dass auch Anstrengungen unternommen werden müssen, um mit jungen Leuten, die uns nicht immer kennen, über den SEV zu sprechen. Man müsse ihnen von den kostenlosen Movendo-Kursen erzählen oder vom SEV-Taschenkalender mit einer Versicherung von 5000 Franken im Fall von Unfalltod oder Berufsunfähigkeit.
Die Jahresrechnung und das Budget 2024 wurden einstimmig angenommen. Anschliessend wurden zwei Anträge der Sektion Zürich diskutiert. Der erste betraf die Unterstellung des Rangierpersonals und der Lokführer Kat. A 40 mit und ohne Zugvorbereitung unter die Bereichsspezifischen Arbeitszeitregelungen der Lokführer ZFR (Zugführung und Rangieren). Diese BAR müssen zwischen dem SEV und SBB ZFR ausgehandelt werden. Sie wurden seit 2011 nicht mehr erneuert und haben sich sogar verschlechtert. Der Antrag wurde einstimmig, bei drei Enthaltungen, angenommen und wird bei den nächsten Verhandlungen auf den Tisch gebracht. Der zweite Antrag verlangte eine Erhöhung der SEV-Kalenderversicherung von bisher 5000 auf 10 000 Franken. Weil Juristen der Coop-Versicherung rieten, dass es klüger sei, das Angebot unverändert beizubehalten, lehnte die Versammlung den Antrag einstimmig – bei drei Enthaltungen – ab.
Der von Danilo Tonina präsentierte ausführliche Jahresbericht wurde einstimmig angenommen und mit grossem Applaus verdankt. Den vier im Jahr 2022 verstorbenen RPV-Mitgliedern gedachte die Versammlung mit einer Schweigeminute. Christian Eichenberger, RPV Bern und Bruno Schmid, RPV Thurtal wurden einstimmig in die GAV-Konferenz SBB Cargo gewählt, doch fehlen noch zwei Delegierte. Interessierte können sich bei Danilo Tonina melden. Yüksel Ilican (RPV Bern) wurde einstimmig als Ersatzmitglied der Geschäftsprüfungskommission gewählt. Fritz Zimmermann (RPV Zentralschweiz) erhielt für seine achtjährige GPK-Tätigkeit ein Geschenk und viel Applaus.
Danach wurden verschiedene Problemfelder diskutiert. Der RPV Zürich dankte allen für die Unterstützung der Petition, die 250 Kollegen des Rangierbahnhofs Limmattal (RBL) unterzeichnet haben. Delegierte zeigten sich besorgt über die sehr kurze Ausbildungsdauer von drei Monaten in Zürich und Basel. Auch die Fortschritte bei der Digitalisierung führten zu einer sehr leidenschaftlichen Debatte vor dem Hintergrund der eventuellen Streichung von Rangierpersonal. Im April wurde eine SBB-Ausschreibung publik mit dem Ziel, in einer viermonatigen Testphase ab November zu untersuchen, inwieweit der Bahnbetrieb automatisiert werden kann, insbesondere durch die Fernsteuerung von Rangiermanövern zwischen Bahnhöfen und den Abstellgleisen über eine Zentrale. Das Projekt trägt den Namen «Fast», eine Abkürzung für «Full Automation Specification Testing». Worauf läuft das hinaus? Auf Einsparungen, wie viele vermuteten? Der Artikel auf www.inside-it.ch beschwichtigt mit dem Hinweis: «Jedenfalls dürften bis zur flächendeckenden Automatisierung des Bahnbetriebs noch Jahre vergehen, aber die SBB hat nun den Grundstein dafür gelegt.»
Am Nachmittag stellte sich SEV-Präsident Matthias Hartwich vor und unterstrich vier Werte, auf denen seine Arbeit beruht: Transparenz, Respekt, Solidarität und Demokratie. Zur Frage der Digitalisierung sagte er, dass sich die Bahn zweifellos verändern werde, aber die Veränderungen dürften nicht auf Kosten der Arbeitnehmenden gehen.
Patrick Kummer, der im Moment die SBB-Dossiers leitet, sprach vier wichtige Themen an: die kommenden Lohnverhandlungen im Herbst, die Umsetzung des SBB-Lohnsystems und der Lohngespräche, den GAV und die nationalen SEV-Werbe- und Besuchstage 2023. Es ist wichtig für den SEV, gewerkschaftlich gut und stark organisiert zu sein, um Einfluss auf den Verhandlungsprozess sowohl bei den jährlichen Lohnverhandlungen als auch beim GAV nehmen zu können. Wir müssen neue Mitglieder gewinnen, um auch zukünftig in Verhandlungen stark auftreten und gute Resultate erzielen zu können.
Yves Sancey