Offener Brief an den Bundesrat
Luftfahrt: «Quarantäne-Regime» verschlimmert Krise
Die Gewerkschaften und Personalverbände der Schweizer Luftfahrt fordern in einem offenen Brief an den Bundesrat, das aktuell in der Schweiz geltende «Quarantäne-Regime» zu überdenken.
«Die gegenwärtigen Einreisebestimmungen sind klar ein Nachteil für die hiesige Luftfahrt und gefährden unnötig zehntausende Arbeitsplätze in der Schweiz», betont Philipp Hadorn, Präsident von SEV-GATA.
Während in Nachbarländern nach einem negativen Coronatest bei der Einreise die Quarantänepflicht entfällt, muss hierzulande jede und jeder Einreisende aus einem Risikogebiet für zehn Tage in Quarantäne. «Als Gewerkschaften und Personalverbände massen wir es uns nicht an zu beurteilen, welche Massnahmen zum Schutz von Passagieren und Mitarbeitenden effektiv und erforderlich sind», stellt Philipp Hadorn im offenen Brief klar. Doch die Ungleichbehandlung in verschiedenen Ländern und gegenüber anderen Mobilitätsformen führe klar zu einem Wettbewerbsnachteil für die Schweizer Luftfahrt und verschärfe die Krise noch weiter. Der Bundesrat wird deshalb eindringlich gebeten, sich rasch zusammen mit den europäischen Ländern für ein angemessenes und möglichst einheitliches «Test- und Quarantänesystem» einzusetzen.
Verlängerung der Kurzarbeit
Weiter fordern die Gewerkschaften und Personalverbände im offenen Brief zusätzliche unterstützende Massnahmen, sollte sich die Luftfahrt erst verzögert von der Coronakrise erholen. «Hier gilt es rechtzeitig zu prüfen, ob eine Verlängerung der Kurzarbeit in der Branche sinnvoll ist», erklärt Hadorn. Die Gefahr ist nämlich sonst, dass die Unternehmen Personal vorzeitig entlassen müssen, auf welches sie wieder angewiesen sind, sobald sich die Branche von der Krise erholt hat. «Für die Luftfahrt bietet sich eine bedarfsabhängige und wirkungsorientierte Option einer weiteren Verlängerung der Kurzarbeit geradezu an, gerade auch um die ‹spezifisch qualifizierten› Arbeitnehmenden für die Luftfahrt längerfristig erhalten zu können», so Hadorn.
Die Krise wirkt sich bereits jetzt – trotz Kurzarbeitsentschädigung – dramatisch auf die Löhne aus. Dies ist umso drastischer für Mitarbeitende, die bereits vorher im prekären Niedriglohnsegement angestellt waren. Deshalb fordern die Vertreter des Personals, dass die Kreditrückzahlungen nicht zur Existenzbedrohung vieler Angestellter führen dürfen. Zudem sollte die Sicherung der Arbeitsplätze unter Einhaltung der Gesamtarbeitsverträge Teil der Bedingungen für Kreditverträge sein.
Ebenfalls solle der Bundesrat prüfen, wie branchenübergreifende Grundausbildungen angepasst werden können, damit Schwankungen besser aufgefangen werden können. Philipp Hadorn denkt hier zum Beispiel an eine gemeinsame Grundausbildung für Lokführer und Piloten, welche dann mit einer Spezialisierung für die Schiene oder für die Luft abgeschlossen werden könnte. «So könnte flexibler auf die Nachfrage in beiden Berufen eingegangen werden.»
Elisa Lanthaler