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Buchstabiert SBB Cargo zurück?

Das Schrumpfen im Wagenladungsverkehr muss ein Ende haben

Der Sanierungsplan, wie ihn SBB Cargo im Januar 2018 vorgelegt hat, ist gescheitert. Tiefgreifende Projektanpassungen und eine Vorverschiebung der Phase II (2020-2023) der Netzfokussierungen führten zu einer beschleunigten, angepassten Reorganisation. SBB Cargo missachtete dabei die vereinbarte und zugesicherte Möglichkeit eines Konsultationsverfahrens. Trotz laufender Umsetzung versucht SBB Cargo nun aufgrund der Intervention des SEV und seiner Partner (Verhandlungsgemeinschaft), die Mitwirkung noch sicherzustellen. Für den SEV ist klar: Es darf keinen weiteren Abbau geben.

Ein Beispiel für den Abbau im WLV: Im Dezember 2017 wurde der Mülltransport mit solchen ACTS-Wagen von Emmenmatt und Interlaken Ost in die Kehrichtverbrennungsanlage Thun eingestellt. Damit fahren seither jährlich rund 1500 Lkw mehr nach Thun.

Scheinbar traumatisiert von den roten Zahlen vergangener Jahrergebnisse und dem Bundesratsentscheid, dass dem CEO der SBB das Präsidium des Verwaltungsrats (VR) von SBB Cargo zeitnah entzogen wird, unterbreitete SBB Cargo im Januar 2018 den Sozialpartnern eine tiefgreifende Reorganisation mit einem beabsichtigten Abbau von rund 700 Stellen, d.h. 1/3 aller Mitarbeitenden! Als erste Tranche bis 2020 wurde ein Abbau von 300 Stellen inkl. einer teilweisen Überprüfung einer ersten Gruppe von Bedienpunkten vorgesehen. Kommuniziert wurde auch die Absicht einer zweiten Tranche mit Abbau von weiteren 400 Stellen und Überprüfung weiterer Bedienpunkte (d.h. insgesamt der Hälfte). Explizit zur ersten Tranche wurde ein Konsultationsverfahren durchgeführt und für die zweite Tranche die zustehende Mitwirkung ausdrücklich zugesichert.

Im Rahmen der Konsultation legte der SEV dar, dass dieses Vorhaben die Entwicklungschancen des Unternehmens schwer beeinträchtigt und faktisch nicht umsetzbar ist. Der SEV vermisste eine Berücksichtigung der positiven Auswirkungen von «WLV 17» und des neuen Gütertransportgesetzes. Und er kritisierte, dass SBB Cargo damit die Option einer neuen Strategie durch einen neu zusammengesetzten VR hintergeht.

SBB Cargo startete die Umsetzung trotz der Vorbehalte und Warnungen des SEV, musste aber schon bald feststellen, dass die gesteckten Ziele weder erreichbar noch wirklich zweckmässig waren. Trotz positivem Betriebsergebnis im 2018 löste SBB Cargo unter Missachtung unserer Mitwirkungsrechte Anfang 2019 die Phase II der Reorganisation aus. Obwohl der SEV mit Bekanntgabe dieser Aktivitäten im Februar 2019 umgehend die Vereinbarungsverletzung geltend machte, bequemte sich CEO Nicolas Perrin erst nach erneuter Intervention zu einer Aussprache mit den Sozialpartnern. Immerhin entschuldigte er sich am 20. Mai 2019 gegenüber den Sozialpartnern für das fehlerhafte Vorgehen seitens SBB Cargo.

Am 27. Mai findet nun die offizielle Information der Sozialpartner statt. Anschliessend werden diese entscheiden, ob sie ein ordentliches «Konsultationsverfahren gemäss Leitfaden» verlangen. Während der Konsultationsphase ist es SBB Cargo untersagt, Reorganisationsschritte mit personalrelevanten Auswirkungen zu unternehmen – und vorher sowieso!

Neu erhaltene Informationen während des Verfahrens unterliegen einer gewissen Vertraulichkeit.

Der SEV setzt sich für den Erhalt der Arbeitsplätze bei SBB Cargo ein. Dazu braucht es auch Rahmenbedingungen und eine Aufstellung der Unternehmung, die eine Teilhabe am Wachstumsmarkt des Güterverkehrs ermöglicht.

Der ausgebliebene Erfolg der bisherigen Schrumpfstrategie von SBB Cargo sollte zur Genüge gezeigt haben, dass dies nicht der richtige Weg ist. Der SEV wird einen weiteren Abbau auf jeden Fall bekämpfen – für eine erfolgreiche Verkehrsverlagerung und zur Sicherung der Arbeitsplätze!

Für weitere Auskünfte:

Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär SEV
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079 600 96 70