SBB Personenverkehr riskiert Eigentor
Der SBB Personenverkehr hat heute Mittwoch eine weitere Reorganisation angekündigt. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV beurteilt diese kritisch: 400 Mitarbeitende müssen den Arbeitsort wechseln. Das ist für sie keine Motivationsspritze. Es besteht die Gefahr, dass Mitarbeitende abspringen und mit ihnen Knowhow verloren geht. Die SBB unterläuft damit das eigene Ziel, die Qualität zu steigern.
«Diese neue Reorganisation kommt in einem Moment, in dem die vorhergehende noch nicht einmal umgesetzt ist», kritisiert SEV-Gewerkschaftssekretär Jürg Hurni. «Es handelt sich um eine weitere Zentralisierung. Zahlreiche Mitarbeitende sollen künftig an einem andern Ort arbeiten. Damit müssen sie längere Arbeitswege und finanzielle Einbussen in Kauf nehmen. Die Gefahr ist gross, dass Mitarbeitende demotiviert werden. Die SBB geht wissentlich das Risiko ein, dass erfahrene Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Dies ist dem eigentlichen Ziel, den Service für die Kundinnen und Kunden zu verbessern, nicht dienlich.»
Der SEV erwartet von der SBB, dass sie die Bedenken, die er während des Konsultationsverfahrens vorgebracht hat, stärker berücksichtigt. Der SEV fordert vor allem bessere Bedingungen für die vom Dienstortwechsel betroffenen 400 Mitarbeitenden. «Die Bedingungen müssen besser sein als das im GAV garantierte Minimum», betont Jürg Hurni. «Das ist im Interesse der Mitarbeitenden und des Unternehmens.»
Kommentare
Hampi Graf 14/11/2018 14:13:28
Was soll schon wieder reorganisiert werden und warum?
Peter Nef 14/11/2018 20:04:36
Kaltschnäuzigkeit
Das sich selbst beweihräuchernde Management der SBB behauptet ständig, die Zufriedenheit und Motivation des Personals sei ihm wichtig. Durch die Taten allerdings (versuchter Verriss des GAV’s, ständige Reorganisationen) entlarvt es diesen Anspruch als Lüge.
Auch dass das Knowhow verloren geht, ist ihm ziemlich egal. Und sollten Mitarbeiter kündigen, käme ihm das sogar gelegen.
Das irrgeleitete Management nimmt an, dass es sich in der Privatwirtschaft befindet und die Boni höher werden, je mehr es einspart – koste es, was es wolle. Dass die Mitarbeiter ihren Frust an die Kunden weitergeben und Dienst nach Vorschrift machen werden, schlimmstenfalls sich krankschreiben lassen, wird ignoriert oder sogar kaltschnäuzig in Kauf genommen.
Alles für das Wohl des Kunden? Wers glaubt, wird selig…
Ralf Hintermeister 14/11/2018 21:34:49
Vor 12 Jahren wurde in einem ersten Zentralisierungs-Hype beim Personenverkehr zahlreiche Stellen aus Zürich, Luzern und Lausanne in einem Operation Center Personenverkehr (OCP) in Bern "gebündelt" und über die Jahre erweitert und ausgedehnt. Es folgten zudem rund zweijährlich (!) interne Reorganisationen. Nun darf mit dieser "Weiterentwicklung Personenverkehr" die ganze einst geköderte Belegschaft künftig nach Olten fahren.
Den Lenkungen in Zürich geht es ähnlich. Die Lenkung Lokpersonal und Fernverkehr werden mitten durch die Teams geteilt und verlieren dadurch wertvolle und elementarste Synergien.
Insgesamt haben alle operativen Stellen seit Jahren grosse Probleme Vakanzen mit geeigneten Kandidaten zu besetzen. Ob bzw. wie lange nun die westlich von Bern oder östlich von Zürich wohnhaften Mitarbeiter bereit sind einen massiv längeren Arbeitsweg in Kauf zu nehmen wird sich zeigen. Die ohnehin angespannte Situation erträgt an sich schon keine weiteren Abgänge ohne dass das System "Eisenbahn" nicht empfindlich und für den Kunden spürbar geschädigt wird.
Somit erachte ich den Titel dieses SEV-Artikel als durchaus realistisch.
Max Krieg 15/11/2018 21:28:43
Eisenbahnverkehrsunternehmen sind nicht CocaCola-Vertrieb.
Verstehen sie es endlich?