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Auf den Spuren von ...

Walter Pizzolante, Mechaniker

Walter Pizzolante ist seit 33 Jahren bei der SBB und beim SEV. Er arbeitet als Mechaniker im Industriewerk Olten und revidiert Wagen des SBB-Personenverkehrs. Für die Gewerkschaft ist er Vertrauensmann. Er ist aktiv beim SEV-Unterverband Technisches Servicepersonal TS. In der Freizeit trainiert er die Junioren des FC Rothrist.

«Das Schönste an meinem Beruf ist die Abwechslung. Wenn ich zurückschaue auf das, was ich in den letzten drei Jahrzehnten für die SBB tun konnte ... Von der Bremse bis zur Türe habe ich wohl alles schon einmal gemacht», sagt Walter Pizzolante. Er steht neben einem Eurocity-Wagen, den er und seine Kollegen im Moment revidieren müssen. Im Moment ist es dieser bestimmte Wagentyp, der ihn hauptsächlich beschäftigt.

Über 1000 Menschen arbeiten im Industriewerk Olten, dem Instandhaltungswerk der SBB-Flotte. Walter Pizzolante ist einer von ihnen. Tagtäglich revidiert oder repariert er Wagen des Typen Einheitswagen 4 (EW4), ein Pendelwagen, der sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland unterwegs ist.

Vom Autogewerbe zur Bahn

Seine berufliche Laufbahn begann er im Autogewerbe. Er machte eine Lehre als Automonteur, ein Beruf, den es in dieser Form nicht mehr gibt. Mit 22 Jahren kam der Oftringer zur SBB. Heute bildet er den SBB-Nachwuchs aus. Er ist Berufsbildner und führt angehende Polymechaniker und Produktionsmechanikerinnen in den Beruf ein.

Walter Pizzolante ist Mitglied des TS Nordwestschweiz. Im IW Olten ist er einer der Vertrauensleute des SEV. Gewerkschaftsmitglied ist er seit seiner Berufslehre. Bevor er bei der SBB zu arbeiten begann, war er beim Smuv, einer der Vorgängergewerkschaften der Unia. «Selbstverständlich wurde ich Mitglied beim SEV, als ich zur SBB wechselte. Damals gab es viele fremdsprachige Kollegen hier im Werk, die nur schlecht Deutsch sprachen. Da ich mehrere Sprachen spreche, konnte ich ihnen helfen, zum Beispiel bei rechtlichen Fragen.»

Ein Vertrauensmann, den alle kennen

Wenn Walter Pizzolante durch die riesigen Hallen des Werks geht, wird er von allen Seiten gegrüsst. «Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl, dass jede und jeder etwas von mir will. Meine Erfahrung in der Gewerkschaftsarbeit wird sehr geschätzt. Wenn ich nicht selbst helfen kann, weiss ich genau, wohin ich meine Kolleginnen und Kollegen schicken kann, zum Beispiel zum Rechtsdienst des SEV oder zur Sozialberatung der SBB. Oder ich helfe ihnen, wenn sie die Rechtsschutzversicherung in Anspruch nehmen müssen.» Die meisten Probleme liessen sich in bilateralen Gesprächen lösen, ohne dass es einen aufwändigen Rechtsschutz braucht. Kein Wunder gewinnt Walter Pizzolante jedes Jahr Dutzende von neuen SEV-Mitgliedern. «Die beste Werbung ist der Erfolg der Gewerkschaft. Obwohl wir gute Arbeitsbedingungen bei der SBB haben, braucht es den SEV. Je mehr wir sind, desto erfolgreicher sind wir bei Verhandlungen, sei es zu Löhnen oder zum GAV.»

Sein Vorbild ist Niklaus Blättler, der inzwischen pensioniert ist und früher sein Vertrauensmann war. «Eines Tages hat Niklaus zu mir gesagt, du machst so viel für die Leute hier. Du solltest auch Vertrauensmann werden.» Das Wichtigste sei, dass man sich Zeit nehme, sagt Walter Pizzolante. Manchmal seien es nicht nur gewerkschaftliche Angelegenheiten, bei denen er helfen müsse, sondern auch private Probleme, welche die Leute beschäftigten. Auch da gibt es Stellen, die professionelle Beratung anbieten. «Viele wissen nicht, dass die SBB eine eigene Sozialberatung hat, die man beanspruchen kann.»

Fussballtrainer bei den Junioren

Wenn er etwas tut, dann richtig. Und so ist Walter Pizzolante nicht nur ein leidenschaftlicher Mechaniker und Gewerkschafter, sondern auch ein Fussballtrainer mit viel Herzblut. Früher hat der zweifache Familienvater die Aktiven beim FC Oftringen trainiert. «Dann habe ich gemerkt, dass viele erwachsene Fussballer nicht so motiviert sind. Sie kommen von der Arbeit, sind kaputt und müssen dann ins Training. Ich habe oft erlebt, dass sie dann nicht aufgetaucht sind. Deshalb habe ich eines Tages zu den Junioren gewechselt.»

Auch dort leistet der 55-Jährige nachhaltige Arbeit. Er hat einige Spieler trainiert, die dann später zu einem professionellen Verein gewechselt haben. Im Moment trainiert er die C-Jugend beim FC Rothrist. Wichtig ist ihm der Spass. «Sobald es um Geld geht, ist es nicht mehr lustig. Ich habe Freude, wenn die Jungen einfach spielen, weil sie den Fussball lieben. Wenn sie mit ihren Young Boys-, Juventus- oder Barcelona-Trikots auftauchen und du die Freude in ihren Augen siehst.»

Michael Spahr