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Auf den Spuren von ...

Lars Benninger, Zugverkehrsleiter

Lars Benninger will mehr Junge in den SEV bringen und ihnen mehr Gewicht geben.

Mit 24 Jahren ist Lars Benninger wohl eines der jüngsten Mitglieder, das sich aktiv im SEV organisiert. Seit Januar vertritt der 24-Jährige die Jugend in seinem Unterverband AS und schreckt trotz seines anspruchsvollen Berufes als Zugverkehrsleiter nicht vor mehr Verantwortung zurück.

Es ist kurz nach 22 Uhr nachts, Schichtbeginn für Lars Benninger in der SBB-Betriebszentrale Olten. Er hat geschlafen bis 15 Uhr, ein bisschen müde ist er noch, freut sich aber auf seine Schicht. «Man weiss nie, was kommt», sagt der junge Zugverkehrsleiter. Am spannendsten findet er es, wenn viel los ist. Lars arbeitet seit fünf Jahren als Zugverkehrsleiter in Olten, also seit Abschluss seiner KV-Lehre bei Login. Er wusste schon während der Lehre, dass er den Weg zum Zugverkehrsleiter einschlagen möchte und wählte die entsprechende Vertiefung bei Login. Auch die SEV-Mitgliedschaft überzeugte ihn seit Beginn seiner Lehre. Heute ist er zuständig für die Region Gurten und betreut bei jeder Schicht einen grossen Bahnhof, zum Beispiel Bern, oder mehrere kleine.

Verantwortlich für die Sicherheit

Die Betriebszentrale (BZ) Mitte ist für den Zugverkehr von Basel bis Luzern und Flamatt zuständig. So sind die ZVL verantwortlich dafür, dass alle Züge rechtzeitig ankommen, dass die Weichen richtig gestellt sind und die Züge am korrekten Ort durchfahren. «Somit sind wir auch hauptverantwortlich für die Sicherheit im Zugverkehr», sagt Lars Benninger. «Bei Störungen müssen wir rasch reagieren und die richtigen Entscheidungen treffen», erzählt er. Wird am Bahnhof also eine Stellwerkstörung durchgesagt, so ist in der Regel nicht die BZ schuld. Im Gegenteil: Die BZ ist die zuständige Stelle, die das Problem löst. Allerdings regelt die BZ nicht nur den Personenverkehr, sondern auch den Güterverkehr und Bauarbeiten, letztere finden vor allem in der Nacht statt. Nachtschichten gehören für einen ZVL daher zum Alltag und sind auch nicht weniger interessant als die Schichten tagsüber. «Kürzlich wurden zum Beispiel im Bahnhof Bern Weichen ausgewechselt», erzählt Lars. «Das war eine Riesensache und sehr spannend.»

Lars Benninger mit seinem Pony an einem Mounted-Games-Wettkampf.

Den nötigen Ausgleich nach den langen Nächten findet er zuhause bei seinem Pony – wobei es fast die Grösse eines Pferdes hat. Dieses besitzt er seit gut einem Jahr. Lars wohnt direkt neben dem Stall. Ein solches Tier braucht viel Zeit und Betreuung, daher ist es für Lars Benninger äusserst praktisch, vor Ort zu wohnen. «Ich nehme mit meinem Pony regelmässig an Mounted-Games-Wettkämpfen teil, unter anderem der Schweizermeisterschaft. Das sind schnelle Stafetten-Spiele auf und neben dem Pony.» Für diesen Sommer ist beispielsweise eine Teilnahme an der Europameisterschaft in Dänemark geplant. Doch auch ohne seinen Vierbeiner ist Lars Benninger gerne unterwegs: «Zugfahren ist auch gewissermassen ein Hobby von mir», sagt er. Seine bisher weiteste Zugreise führte ihn mit dem Nachtzug bis nach Kiew.

Vom SEV überzeugt

Trotz Pony und anspruchsvollem Job findet er noch Zeit, sich für den SEV zu engagieren. Mitglied ist er schon seit seiner Lehrzeit. «Ein Kollege hat mich einfach immer wieder darauf angesprochen und seine Argumente haben mich von Anfang an überzeugt, also wurde ich Mitglied», erinnert er sich. Inzwischen trägt er auch im SEV eine Menge Verantwortung: Seit Januar ist er der neue Jugendvertreter im Unterverband AS. «Unser Ziel ist es, mehr Junge in den SEV zu bringen; ihnen in der Gewerkschaft ein grösseres Gewicht zu geben.» Kein einfaches, aber ein umso wichtigeres Ziel. Ein Geheimrezept dafür hat er noch nicht. «Wir sind noch in der Ideenfindungsphase», sagt er. Aber an Motivation und Engagement fehlt es dem AS-Jugendvertreter sicher nicht.

Besonders wichtig sind für ihn Themen wie die Vereinbarkeit der Arbeit mit dem Privatleben. Gerade in Betrieben, wo Schichtarbeit üblich ist, kann dies problematisch sein. In den Betriebszentralen der SBB beispielsweise verschieben sich die Arbeitszeiten über die Arbeitstage immer weiter nach vorne, man beginnt also mit einer Nachtschicht, bis man schliesslich bei der Frühschicht ankommt. «Aber natürlich finde ich es auch wichtig, sich allgemein für gute Arbeitsbedingungen einzusetzen», sagt Lars Benninger. «Bei der SBB sind die Arbeitsbedingungen zwar gut, aber das ist nicht selbstverständlich!» Im Pandemiejahr war die Gewerkschaftsarbeit wie viele andere Bereiche des Lebens stark eingeschränkt. «Letztes Jahr ist die Delegiertenversammlung ausgefallen, und wir haben uns im Unterverband viele Monate lang fast gar nicht gesehen», erinnert sich Lars. So geht es zunächst einmal darum, sich endlich wieder in Person sehen und austauschen zu können – denn das Zwischenmenschliche ist vielleicht die grösste Stärke des SEV überhaupt.

Karin Taglang
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