Verpflegung, Pausen und Toiletten
Baupersonal: Covid verschärft alte Probleme
Wie wirkt sich der Corona-Lockdown für die Bauleute bei SBB und BLS punkto Verpflegung, Pausen und Toiletten aus? Die Mängel, die diesbezüglich schon in normalen Zeiten bestehen, werden noch offensichtlicher.
So führt die Schliessung der Restaurants dazu, dass längere Fahrzeiten zu Kantinen nötig sind, sofern die Zeit dafür reicht und die Kantinen nicht auch geschlossen wurden. Manchmal sind diese zudem überfüllt. Neu dürfen Restaurants zwischen 11 und 14 Uhr für Bauleute öffnen, wenn diese vom Arbeitgeber vorgängig angemeldet werden. Wie sich das bewährt, muss sich erst noch zeigen. Wegen Corona haben Bauleute auch weniger Zugang zu Personalräumen anderer SBB-Teams. Zurzeit sind sie z. B. an einigen Cargo-Standorten nicht mehr willkommen.
Somit müssen Bauleute zum Essen vermehrt mit Take-away-Food oder eigenem Picknick irgendwo ein Plätzchen suchen. Bei Sonnenschein draussen zu essen mag ja gehen, aber bei Kälte oder Nässe im Fahrzeug oder einem Relaisraum weniger. «Immerhin hat es die Leitung als notwendig erachtet, das Verbot des Essens in technischen Räumen temporär aufzuheben und dies nun unter gewissen Auflagen zu erlauben», sagt Hubert Koller, Vizepräsident des Unterverbands BAU, Mitglied der Peko Division Infra und selber Monteur bei Telecom DFF.
Aber auch bei Sonnenschein braucht man irgendwann ein WC und Wasser zum Händewaschen. «Leider sind heute an vielen Bahnhöfen die WCs abgeschlossen oder nicht mehr vorhanden», bedauert Jan Weber, Zentralpräsident BAU und Techniker für Sicherungsanlagen (SA) in Bern. «Unser Team hat nur für wenige Bahnhof-WCs einen Schlüssel.» Bei anderen Teams sieht es kaum besser aus. Immerhin in der Romandie scheinen die Bemühungen von Peko und SEV, die Bahnhof-WCs zugänglicher zu machen, allmählich zu fruchten. «Das Problem ist offenbar, dass SBB Immobilien von der Infrastruktur einen Beitrag erwartet.» Inzwischen organisiert Jan Webers Team selber den Zugang zu Toiletten von Nachbarfirmen. Und hat Wasserkanister und Seife auf dem VW-Bus.
«Grundsätzlich darf das Infrastruktur-Personal die Kosten für die Benutzung kostenpflichtiger Toiletten als Spesen abrechnen», ergänzt Hubert Koller. «Ebenso Kleinkonsumationen in Restaurants, um deren Toiletten zu benutzen.» Was zurzeit aber wenig hilft …
Auf Gleisbau-Baustellen ist ab drei Tagen Dauer das Aufstellen einer Toilette mit Wasser oder Desinfektionsmittel vorgeschrieben. «Wie gut das klappt, hängt stark vom Projektleiter ab», sagt Hubert Koller. Immer wieder ist zu hören, dass private Gleisbaufirmen weiter sind als die SBB, was Container fürs Personal mit geheizten Pausenräumen, Mikrowellenöfen und sanitären Anlagen mit Warmwasser und Licht betrifft. Immerhin für die Fahrleitungsteams sind solche Module bestellt und vereinzelt schon ausgeliefert worden. Auch beim Gleisbau fordern SEV und Peko einen solchen Effort.
Ähnliche Situation bei der BLS
Auch bei der BLS ist dies ein bekanntes Problem: Kollegen vom Gleis- und Fahrleitungsbau (Bau und Unterhalt) melden uns, dass sie im nasskalten Winterwetter und mit dem Corona-Lockdown auf einigen Baustellen keine Möglichkeit haben, sich in der Mittagspause warm zu verpflegen, aufzuwärmen und zu trocknen. Ein Pausenraum ist vielfach nicht vorhanden, oder zu weit weg. Mit der Folge, dass das Mittagessen im Einsatzfahrzeug – auf engstem Raum ohne Schutzmassnahmen – eingenommen wird. Auch vor der Coronakrise bestand das Problem. Mit den Restaurantschliessungen hat sich das Thema an einigen Standorten noch verschärft. Nicht so in Spiez. Die Kolleginnen und Kollegen von Bau und Unterhalt werden hier im Baudienstgebäude bekocht.
Die Mahlzeiten sind so organisiert, dass die Schutzmassnahmen eingehalten werden können. Der SEV hat das Gespräch mit der Leitung Bau und Unterhalt bei der BLS gesucht. Er fordert bei jeder länger dauernden Baustelle eine geeignete Pausenlösung für die Mitarbeitenden. Dies kann ein Baucontainer mit Kochgelegenheit sein, wenn kein Baudienstgebäude oder Personalrestaurant in angemessener Distanz zur Verfügung steht. Mit der Möglichkeit, die Restaurants zu öffnen für gewisse Berufskategorien, hat die BLS eine Option mehr. Allerdings sind damit noch viele Unklarheiten und Fragen verbunden.
Die BLS hat den Handlungsbedarf erkannt und dem SEV versichert, entsprechende Verpflegungsmöglichkeiten zu organisieren. Bisher ist diesbezüglich aber noch nichts geschehen. Ein nächster Austausch hat nach Redaktionsschluss stattgefunden. Der SEV wird das Unternehmen an seinen Taten messen und steht allen SEV-Mitgliedern bei der BLS bei Problemen mit der Umsetzung der Gesundheitsmassnahmen zur Seite.
Unabhängig von der Pandemiesituation ist es dem SEV wichtig, dass auch das Baupersonal in absehbarer Zeit bei allen planbaren Baustellen eine Rückzugs- und Verpflegungsmöglichkeit erhält, die diesen Namen auch verdient.
Markus Fischer und Chantal Fischer
Lösungen statt verschlossene Türen
Verpflegung und Toiletten, das waren bei den Mitarbeitenden in den Unterhalts- und Baubereichen schon immer Themen, die zu reden gaben. Früher war nicht alles besser, aber da gab es z. B. wenigstens noch viele Rottenküchen, und die Bahnhöfe waren bedient.
Die allerletzten Rottenküchen verschwinden dieser Tage, Bahnhöfe gibt es noch, meist ohne Personal. Aber vorhandene Toiletten sind für Infra-Mitarbeitende verschlossen, sie arbeiten in der «falschen» Division, etc. Wegen Corona gab es jetzt einzelne pragmatische Lösungen, die zeigen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Der SEV fordert, dass für die Infra-Mitarbeitenden in den Unterhalts- und Baubereichen mögliche Lösungen gefunden und schnell umgesetzt werden. Das Silo-Denken müsse verschwinden, fordern SBB-Manager immer wieder. Wir sind schon froh, wenn zum Beispiel die geschlossenen Toilettentüren verschwinden.
Kommentar von Urs Huber, SEV-Gewerkschaftssekretär und Leiter SEV-Team Infrastruktur SBB
Kommentare
GIBI 09/03/2021 20:28:27
Mense???? Quali mense esistono ancora in Ticino ,a disposizione dei operai dove si può prendere un pasto caldo a qualsiasi orario ??
Gavin.M 11/03/2021 16:10:27
Merci pour cette article, en effet les collaborateurs de la ligne de contact disposais déjà d'un wagon refectoire utiliser pour les transports et pour les pauses. Le service de la voie n'avait rien en Suisse romande. Pourtant la ligne de contact reçois de nouveau un wagon tout neuf. Croisons les doigts pour qu'un wagon soie également commandé prochainement.
Sandro 11/03/2021 17:00:35
Lachhaft diese Bemühungen, seit Jahren gibt es Defizite, während dem Corona konnte ich noch auf keiner Baustelle mich angemessen verpflegen oder Hände waschen....... jeden Tag eine andere Lok und andere Arbeitsorte..... und nirgends ist das oben erwähnte vorhanden, Millionen ausgeben für die Teppichetage aber uns nichts zur Verfügung stellen, Rottenküchen wurden abgeschafft, Wc Anlagen geschlossen und und und, aber grossartig von 25.- auf 19.- Zulagen kürzen. Die Zustände werden mit jedem Tag schlimmer und nichts bewegt sich, sehe in den letzten Kahren nur Abbau und nirgends etwas das besser wurde..........
Stefan 13/03/2021 18:42:31
Ich kann auch nirgends irgend eine verbesserung sehen... seit Jahren reklamieren wir das keine WC etc. für uns vorhanden sind.
Was bringr mir ein Toitoi auf baustellen ab 3 Tagen?
Es gibt Leute die sind zu 100% mobil unterwegs mit dem VW-Bus... von Bahnhof zu Bahnhof, von Weiche zu Weiche und nirgends ist ein WC offen!
Aber hauptsache man weis im Wankdorf immer welche Zeit ist...
Eigentlich Höchste Zeit das die Büezer mal aufstehen!