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Delegiertenversammlung AS

Aktiver SEV-AS trotz Covid

An der 14. Delegiertenversammlung des Unterverbandes Administration und Services (AS) vom 18. August in Olten waren wiederum strikte Hygienemassnahmen zu befolgen, was aber einer guten kameradschaftlichen Stimmung nicht im Wege stand. Neben statutarischen Geschäften waren Referate zum gewerkschaftlichen Bildungsinstitut Movendo und zur Verkehrspolitik angesagt. SEV-Präsident Giorgio Tuti und die Koordinatorin Verkehrspolitik des SEV, Daniela Lehmann, legten eindrücklich dar, wie bei den Bahnreformen die neoliberalistischen Konzepte Schiffbruch erlitten hatten.

Zentralpräsident Peter Käppler verabschiedet den langjährigen Zentralkassier Alois Bucher (links).

Der Präsident der Delegiertenversammlung, Rolf Feier, und DV-Vizepräsident Patrick Bellon durften 39 Delegierte sowie Gäste begrüssen. Mit einer speziellen Bestuhlung des Sitzungssaals und adäquaten Hygienemassnahmen wurden optimale Voraussetzungen geschaffen, um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden. Es war spürbar, wie sich die Delegierten freuten, sich nicht über Skype oder Zoom miteinander austauschen zu müssen.

Finanzen und Jahresrückblick

Die Jahresrechnung 2020 und das Budget 2022 konnten dank der guten Unterlagen zügig genehmigt werden, obwohl Zentralkassierin Viviane Mumenthaler der DV wegen einer Covid-Quarantäne fernbleiben musste. Für ihre gewissenhafte Arbeit erhielt sie von der Geschäftsprüfungskommission grosses Lob und von den Delegierten Applaus.

Der wiederum sehr lesenswerte und mit guten Fotos illustrierte Tätigkeitsbericht von Zentralpräsident Peter Käppler zeigte, was der AS im 2020 trotz der Pandemie wieder geleistet hat. Die Branchen und Sektionen kümmerten sich im Rahmen der Möglichkeiten um die gewerkschaftlichen Aufgaben, und die intensive Arbeit des Zentralvorstandes an der Klausurtagung in Delémont trug Früchte bei der Mitgliederwerbung: Dort legten die Sektionen noch einen «Zacken» zu, motiviert von unserem unermüdlichen Werbeverantwortlichen Andrea Calogero Pace. Er und Zentralpräsident Peter Käppler ernteten für ihr grosses Engagement wohlverdienten Beifall. Dank dem guten Zusammenhalt im Unterverband kommen die Sozialpartner am AS nicht vorbei.

Standing Ovation für Alois Bucher

Nachdem der langjährige Zentralkassier an der letzten DV wegen gesundheitlicher Probleme nicht verabschiedet werden konnte, durfte Alois Bucher dieses Jahr bei bester Gesundheit eine Standing Ovation entgegennehmen, neben einem Reisegutschein und ein paar Flaschen Wein und Grappa. Mit seiner hervorragenden Kassenführung, seiner nachhaltigen Finanzpolitik und seiner Weitsicht hat er sich für den Vorgänger-Unterverband SBV und dann für den AS sehr verdient gemacht. Das Vermögen des AS ist solid und vor allem im Sinne der Gewerkschaftsbewegung angelegt.

Attraktive Movendo-Kurse

Lucie Waser stellte den Delegierten das Angebot des gewerkschaftlichen Bildungsinstituts Movendo vor. «Bildung ist unverzichtbar und darf in der heutigen schnelllebigen Zeit nicht vernachlässigt werden», betonte die Gewerkschaftssekretärin. Die Movendo-Kurse öffnen neue Horizonte und stärken das Bewusstsein für die gewerkschaftliche Tätigkeit. Im Angebot sind auch Kurse für den privaten Alltag wie Computerkurse oder solche zur Pensionierung.

Für’s Klima die Bahn

SEV-Präsident Giorgio Tuti berichtete über das Europäische Jahr der Schiene 2021 und zeigte auf, wie der Klimawandel die Eisenbahn beflügelt hat und hoffentlich in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig prägen wird. Als klimafreundliches Verkehrsmittel muss die Bahn derart gefördert werden, dass es selbstverständlich wird, freiwillig auf den Individualverkehr oder das Flugzeug zu verzichten, weil die Bahn eine viel bessere Reisequalität garantiert.

Bei Investitionen in die Bahn darf das Personal nicht vergessen werden. Dank guten, familienfreundlichen Arbeitsbedingungen soll es immer selbstverständlicher werden, dass auch Frauen bei der Bahn arbeiten. Als Präsident der Bahnsektion der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) ist es Giorgio Tuti soeben gelungen, mit einer sonst ausschliesslich weiblichen ETF-Verhandlungsdelegation mit dem europäischen Dachverband der Bahnen im Rahmen des europäischen sektoralen Sozialdialogs ein verbindliches frauen- und familienfreundliches Abkommen auszuhandeln. Die Unterzeichnung ist im November geplant.

Verkehrspolitik ist «Knochenarbeit»

Die Koordinatorin Verkehrspolitik des SEV, Daniela Lehmann legte die Eckpunkte der Verkehrspolitik der Europäischen Union und der Schweiz in den letzten Jahren dar. Anhand der verschiedenen EU-Bahnpakete zeigte sie auf, wie der SEV gegen den neoliberalen Mainstream kämpfte und die integrierte Bahn verteidigte. Auch gegen die liberalistischen Entgleisungen des Bundesamts für Verkehr (BAV), beispielsweise bei der Vergabe der Fernverkehrskonzessionen und beim Güterverkehr, setzte sich der SEV zur Wehr.

Daniela Lehmann erklärte, warum die Eisenbahn nur dank Kooperation nachhaltig und erfolgreich funktionieren kann. Europa blickt nun in die Schweiz und scheint langsam zu begreifen, dass Konkurrenzdenken zu Misswirtschaft führt. Und dass die Experimente mit neoliberalen Konzepten von Technokraten, die nicht mit der Eisenbahnwelt aufgewachsen sind, der Bahn nicht den erhofften Erfolg gebracht haben – im Gegenteil. Inzwischen hat die hartnäckige Überzeugungsarbeit des SEV (und seiner Koordinatorin Verkehrspolitik) beim BAV einen Sinneswandel bewirkt.

Werner Amrein, AS
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