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Kurzarbeit

Mit 2500 Franken durchkommen

Die Coronakrise fesselt die Flugzeuge an den Boden und zwingt das Personal in die Kurzarbeit, was eine drastische Einbusse bei der Kaufkraft bedeutet. Selma, Reinigerin bei ISS, und ihre Kolleginnen müssen seit diesem Sommer mit 2500 Franken monatlich auskommen. Eine Begegnung.

Wer als Reinigerin in der Flugbranche arbeitet, hat derzeit wenig zu putzen; und muss mit der Kurzarbeitsentschädigung durchkommen.

Selma (Vorname geändert) arbeitet seit vielen Jahren bei ISS Facility Services am Flughafen Genf. Der Bruttolohn für ihre Arbeit als Reinigerin – vorwiegend in Flugzeugen – liegt bei gut 3900 Franken. Normalerweise kann sie also mit netto 3200 Franken rechnen, dazu kommen noch 500 bis 600 Franken Zulagen für Sonntags- und Nachtarbeit. «In der Krise ist mein Nettolohn auf 2500 Franken gefallen, weil ich in Kurzarbeit bin und damit der Lohn um 20 Prozent gekürzt wird. Und die Zulagen sind weggeschmolzen wie Schnee in der Sonne, denn mit dem Rückgang des Flugverkehrs gibt es kaum mehr etwas zu putzen. Ich gehe manchmal für 20 Minuten oder eine Stunde zur Arbeit. Ich komme gerade mal auf etwa 200 Franken Zulagen, was kaum meine Wegkosten deckt.»

«Alles Überflüssige weg»

Die Lohneinbusse kam schrittweise. Bis Ende Juni hat ISS trotz Kurzarbeit den vollen Lohn bezahlt. Aber seit dem 1. Juli müssen die Reinigerinnen von ISS jeden Franken zweimal umdrehen. «Ich habe Fixkosten wie die Miete, die Krankenkasse. Du kannst diese Rechnung vergessen, aber sie, sie vergisst dich nicht!», mahnt Selma. «Also lasse ich alles Überflüssige weg, etwa die Maniküre. Man sucht nach einem günstigeren Handy-Abonnement. Und wenn das nicht reicht, verzichtet man auf die Zusatzversicherungen und wählt in der Grundversicherung eine höhere Franchise, mit allen Risiken, die das mit sich bringt. Ich überlege es mir zweimal, bevor ich etwas Neues zum Anziehen kaufe, und esse öfter Teigwaren.»

«Ich will keine Sozialhilfe»

Selma betont auch die emotionale Seite: «Ich habe mein ganzes Leben gearbeitet. Es ist belastend, wenn man sich abgerackert hat und nun plötzlich kaum mehr durchkommt. Das drückt auf die Moral. Man fragt sich, wie es weitergeht, man schläft schlecht und überlegt, wie man es schaffen kann. Das ist hart, mir geht es schlecht, wirklich schlecht.»

Als Krönung des Ganzen lastet über der gesamten Luftfahrtbranche eine ungewisse Zukunft. Also keine Beruhigung für Selma und ihre Kolleginnen. «Ich will wirklich nicht in die Arbeitslosigkeit oder gar zum Sozialamt.»

Vivian Bologna / Übersetzung: Peter Moor

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Petition bei Swissport

Das Personal von Swissport in Genf und die Gewerkschaften SEV-GATA und VPOD (SSP-TA) fordern von der Direktion die Wiederaufnahme der Verhandlungen. Seit dem 1. Oktober 2020 ist das Personal von Swissport in Genf nicht mehr durch einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geschützt. Trotz der Empfehlungen der kantonalen Schlichtungsstelle (CRCT), die zur Verhandlung eines GAV und eines Sozialplans rät, stellt sich die Direktion taub und geht nicht auf die Empfehlungen der CRCT ein.

Swissport wollte ihre Abbaumassnahmen bei den Arbeitsbedingungen durchdrücken: 25 % Einsparungen zulasten des Personals. Das ist für die Angestellten untragbar und wird deshalb von den Gewerkschaften abgelehnt. Angesichts der mehrfachen Weigerung der Direktion von Swissport, den GAV und einen Sozialplan zu verhandeln, sieht das Personal keinen Ausweg mehr und hat düstere Erwartungen für die Zukunft.

Die Gewerkschaften lancieren deshalb eine Petition beim Personal und der Öffentlichkeit mit dem Ziel, die Direktion an den Verhandlungstisch zurückzuholen. Sie appellieren auch an die politischen Verantwortlichen, um die Direktion dazu zu bewegen, die Empfehlungen der CRCT zu befolgen, die von den Mitarbeitenden akzeptiert worden sind, sowie die Lohnkürzungen zu verurteilen, die die Folge des Preiskriegs am Flughafen Genf sind. «Mit dieser Petition verlangen wir die sofortige Wiederaufnahme der Verhandlungen zum Abschluss eines GAV, der die Arbeitsbedingungen des Personals von Swissport schützt», sagt Pablo Guarino, Gewerkschaftssekretär von SEV-GATA.

Petition zum Online-Unterschreiben unter https://www.change.org/CCT-SWISSPORT

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