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An diesem Gewinn beteiligt zu sein hat sehr wohl mit Wertschätzung zu tun

SBB-Erfolg 2018: SEV fordert Beteiligung für das Personal

568 Mio. Franken Gewinn hat die SBB 2018 erzielt. Ein solches Resultat war nur dank Mitarbeitenden möglich, die den Erfolg mit ihrem Engagement und unter Inkaufnahme zusätzlicher Belastungen durch Sparprogramme und Produktivitätssteigerungen erarbeitet haben. Als Danke-schön sollen sie leer ausgehen. Denn der Personalchef behauptet keck, sie hätten ihren Anteil schon bekommen – was überhaupt nicht stimmt.

«Unsere Mitarbeitenden profitieren sehr wohl vom guten Ergebnis – und zwar nachhaltig», beteuert HR-Leiter Markus Jordi im SBB-Intranet. Das gute Jahresergebnis 2018 habe sich bereits im letzten Quartal 2018 abgezeichnet und die Konzernleitung habe dann «intensiv diskutiert», wie die vier Anspruchsgruppen Kundschaft, Eigner, Besteller und Mitarbeitende ausgewogen daran beteiligt werden könnten. «Beim Personal war uns wichtig, kein Strohfeuer zu veranstalten und nicht einfach Geld zu verteilen. Das wirkt lediglich kurzfristig und hat mit eigentlicher Wertschätzung nichts zu tun», erklärt Jordi. Darum habe die Konzernleitung vier Massnahmen zugunsten der Mitarbeitenden «definiert». Dieses Verb ist klug gewählt, denn alle vier Massnahmen wurden schon vorher aufgegleist, unabhängig vom Jahresergebnis. Alle vier haben mit der geforderten Gewinnbeteiligung nichts zu tun, weil die Mitarbeitenden sie nicht direkt spüren. Und sie sind auch dem Unternehmen nützlich.

  1. Die 10-Millionen-Einzahlung in den Digitalisierungsfonds hatte die SBB den Sozialpartnern schon im Rahmen der GAV-Verhandlungen zugesagt. «Die damit bezweckte Weiterentwicklung und Befähigung der Mitarbeitenden gehört zu den Pflichten jeder Unternehmung, nämlich ihre Mitarbeitenden so zu schulen und weiterzuentwickeln, dass sie den digitalen Wandel bewältigen können, natürlich auch zu Gunsten des Arbeitgebers», sagt SEV-Vizepräsident Manuel Avallone. «Diese Pflicht gilt für jedes Unternehmen auch in gewinnschwachen Jahren.»
  2. Die Einzahlung von 5,5 Mio. in die paritätische Stiftung Valida (für vorzeitige Pensionierungen von Mitarbeitenden in besonders belasteten Berufsgruppen und mit tiefem Lohnniveau) wurde vom Stiftungsrat bereits im 2. Quartal 2018 in die Wege geleitet. Dies auf Empfehlung des neuen Pensionskassenexperten. Denn dieser hatte berechnet, dass das Startkapital, welches die SBB 2015 für die Stiftung bereitgestellt hatte, aufgrund von Fehleinschätzungen (u.a. der Anzahl Frühpensionierungen) zu klein bemessen war. «Wir müssen klar sagen, dass an der Möglichkeit, Mitarbeitende frühzeitig in Pension zu schicken, auch die SBB ein vitales Interesse hat. Denn erstens können damit bei Reorganisationen (bei der SBB nicht zu knapp) für ältere Mitarbeitende sozialverträgliche Lösungen gefunden werden. Zweitens werden Morbiditätskosten durch die SBB eingespart», hält Manuel Avallone fest. «Zudem tragen die Valida-Versicherten selber mit einem Lohnprozent zur Finanzierung der Stiftung bei.»
  3. «Die 5 Millionen Franken für den nationalen Asbestfonds als Gewinnbeteiligung zu verkaufen ist geradezu zynisch, denn von diesem Fonds profitieren nur Asbestopfer und ihre Angehörigen», stellt Avallone klar. «Weil die SBB mit Asbest lange allzu sorglos umgegangen ist, ist heute das Mindeste, was sie noch tun kann, sich bei den Opfern und Angehörigen zu entschuldigen und sich an der Entschädigung der Opfer angemessen zu beteiligen.»
  4. Die SBB-Garantie von 116,5 Millionen für die Pensionskasse als Gewinnbeteiligung darzustellen, ist ebenfalls abstrus. «Denn dieses Geld muss die SBB nur im hypothetischen Fall bezahlen, dass die PK in den nächsten fünf Jahren in eine Unterdeckung gerät und saniert werden muss», ruft Manuel Avallone in Erinnerung. «Zu dieser Sanierung müssten dann auch die Versicherten beitragen und z.B. eine Minderverzinsung des Alterskapitals hinnehmen. Zudem verzichten die Mitarbeitenden auf einen Ferientag und bis 2020 auch auf generelle Lohnmassnahmen. Weiter haben die Gewerkschaften eine Erhöhung des Kontingents der OR-Verträge von 5% auf 7,5% akzeptiert.» Die Garantie ist nur eine von verschiedenen Massnahmen, auf die sich SBB und Gewerkschaften im Februar 2018 geeinigt haben, um die Rentensenkung von 6,5% infolge der Umwandlungssatzsenkung abzufedern. Insbesondere hat die PK zu diesem Zweck alle Altersguthaben per 1. März 2019 um 2,5% erhöht – mit eigenem Kapital. Insgesamt federn die vereinbarten Massnahmen die Rentensenkung für einen heute 50-Jährigen auf rund 3% ab. Trotz SBB-Garantie bleibt die Umwandlungssatzsenkung für die Mitarbeitenden also letztlich ein Verlustgeschäft. Zumal sie ab Alter 40 neu 1% höhere Pensionskassenbeiträge bezahlen müssen.

Schlaumeyerei

«Die vier angeblichen Massnahmen sind Augenwischerei, um den Mitarbeitenden weis zu machen, sie hätten ihren Anteil schon bekommen», fasst Manuel Avallone zusammen. «Diese Massnahmen haben mit der geforderten Gewinnbeteiligung des Personals nichts zu tun, denn der SEV will, dass eine solche im Portemonnaie spürbar ist. Wie nachhaltig die Mitarbeitenden ihren Anteil dann verwenden, braucht nicht die Sorge des Personalchefs zu sein.»

Wasser predigen und Wein trinken?

Falls die Konzernleitung aber Nachhaltigkeit bei der Gewinnbeteiligung tatsächlich so versteht, dass Geldauszahlungen nur «Strohfeuer» sind und mit echter Wertschätzung nichts zu tun haben, «dann muss sie konsequenterweise auf ihren Bonus verzichten», fordert Manuel Avallone. «Denn Boni kassieren und zugleich der grossen Mehrheit der Mitarbeitenden einen Gewinnanteil vorenthalten, das geht nicht – und hat sehr wohl mit Wertschätzung zu tun!»

Kommentare

  • Martinez Jose

    Martinez Jose 26/04/2019 11:19:48

    La recompense que l'on a eu depuis 2 ans, c'est des declassement, des garanties de salaire, dont certaines vont être supprimées, etc., la motivation et satisfaction du personnel (celui du terrain) sont au plus bas, mais la direction ne réagit pas, on prefère faire des économies sur le dos de ces employés, jusqu'à quand ? on verra les conséquences !!