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100 Jahre PV

«Eigentlich müsste es unseren PV nicht mehr brauchen»

Der PV hat seine 100 Jahre am 13. Juni an Bord der «MS Oberland» gefeiert. Die über 270 Eingeladenen erlebten eine Gourmetfahrt auf dem Thunersee, umrahmt von Ansprachen und Musik.

Das Organisationskomitee (ohne Egon Minikus): Pierre Rouvinez, Otto Huser und Ruedi Flückiger umrahmen Zentralpräsident Roland Schwager (zweiter von rechts).

Am Hafen von Thun ist es 15 Uhr. Per Handschlag verabschiedet Zentralpräsident Roland Schwager nach den Feierlichkeiten jeden Gast, der von Bord geht. Allein diese Geste symbolisiert den Geist, der bei den Pensionierten vorherrscht. Er schliesst sich damit den Bemerkungen an, die SEV-Präsident Giorgio Tuti zuvor an Bord der «MS Oberland» gemacht hat: «SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass man diese Freundschaft und Kollegialität im SEV spüre. Wir sind eine grosse Familie und das soll so weitergehen. Wir haben das Privileg, dass wir auf die Unterstützung der Pensionierten zählen können. Euer Engagement ist immens. Die Pensionierten haben das Potenzial, Veranstaltungen zu organisieren, die begrüssenswert sind. Das macht stolz! Die Pensionierten sind ein Leben lang SEV-Mitglied».

Glückwünsche haben auch Andreas Menet (Zentralpräsident ZPV) und Gilbert d’Allessandro (Zentralpräsident VPT) im Namen aller Unterverbände überbracht: «Es ist wertvoll, mit Pensionierten zusammen zu arbeiten, die ihre Interessen entschlossen vertreten», betonte Menet. D’Allessandro seinerseits hat das Lächeln beim heutigen Wiedersehen hervorgehoben.

Für diesen Anlass hatte der grösste Unterverband des SEV mit seinen 13000 Mitgliedern keinen Aufwand gescheut. Verständlicherweise konnten nicht alle Mitglieder an Bord geladen werden, aber alle erhielten eine Broschüre und einen Schokoladentaler zugeschickt, hob der Zentralpräsident hervor. «Dieses Fest habt ihr verdient, ihr, die Aktiven oder die aktiv gewesenen! Heute ist es wichtig, an diejenigen zu denken, die vor 100 Jahren die Notwendigkeit zur Gründung des PV erkannt haben. Sie hatten verstanden, dass man sich zum Durchsetzen der Interessen zusammenschliessen muss. Eigentlich müsste man annehmen, dass es unseren PV – und ebenso die Gewerkschaften – nach so langer Zeit nicht mehr brauchen würde. Aber dass sie noch existieren, liegt daran, dass es noch viel zu tun gibt, um sicherzustellen, dass die Arbeitnehmenden und die Pensionierten wirklich von den Früchten des wirtschaftlichen Erfolgs ernten können.» Roland Schwager traf den Nagel auf den Kopf und verwies auf das noch nicht erreichte Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit: «Es gibt zu viele Zeichen, die darauf hindeuten, dass sich die Kluft zwischen Reich und Arm zusehends vergrössert.»

Die Rentnerinnen und Rentner begrüssten auch Peter Siegenthaler, Gemeinderat der Stadt Thun, der den Entscheid begrüsste, dass die Pensionierten ihre 100-Jahr-Feier in Thun begingen: «Ihr habt einen guten Geschmack». Humor beiseite, plädierte er für bediente Bahnhöfe, weil digitale Technik den Menschen nicht ersetzen kann. «Wenn ich durch Bahnhöfe gehe, sehe ich immer weniger Angestellte», bedauerte er.

Pierre-Yves Maillard, der neue Präsident des Gewerkschaftsbundes, kam auf eine persönliche Geschichte zu sprechen, die das Publikum berührte: «Einer meiner Onkel war Eisenbahner. Und als ich klein war, lebte ich beim Bahnhof Sébeillon. Der nächtliche Bahnlärm hat mich schlafen gemacht. Als ich dann an einen ruhigeren Ort umgezogen bin, hat meine Schlaflosigkeit begonnen!» Gelächter und das Publikum in der Tasche. Ernster bemerkte er, dass keine Gewerkschaft zu viele Pensionierte hat. «Ihr seid das Gewissen und die Geschichte der Gewerkschaft. Sie sind zentral.»

Nach einem Programm, das sich wie Musik auf Papier anhörte, konnten die Teilnehmenden die Spontaneität von René Bolzern geniessen. Er ist einer von ihnen. Der pensionierte Schaffhauser verzauberte das Publikum mit seiner schönen Tenorstimme und den Tönen der Gruppe «Oldies de Fribourg», die mit seiner Musik die Kreuzfahrt bereicherte.

Vivian Bologna/Übersetzung: Nick Raduner

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