GAV-Verhandlungen bei den Verkehrsbetrieben der Region Lausanne TL und LEB
GAV-TL: 110 zu 0 gegen den Leistungslohn
An die SEV-GAV-Konferenz TL vom 18. Mai kamen 111 Stimmberechtigte. Von ihnen lehnten 110 den Leistungslohn ab, bei einer Enthaltung. Klarer hätte das Signal nicht sein können.
Bereits im Oktober/November 2014 ergab eine Umfrage des SEV bei seinen Mitgliedern bei den Lausanner Verkehrsbetrieben (TL) und der Bahn Lausanne–Echallens–Bercher (LEB), für die der neue GAV TL(-LEB) auch gelten soll, bei einer 60-prozentigen Beteiligung eine 93-prozentige Ablehnung des Leistungslohns. «Wenn die Direktion weiter am individuellen Leistungslohnbestandteil («contribution» genannt, Red.) festhält, werden unsere Mitglieder den GAV ablehnen», analysiert Christian Fankhauser, der für die TL und die LEB zuständige Gewerkschaftssekretär.
Zwar hat die Direktion dem Fahrpersonal schon zugestanden, dass bei ihm die «contribution» nicht auf der individuellen Leistung, sondern auf der Teamleistung basieren soll. Doch nachdem die TL endlich konkrete Zahlen dazu vorgelegt haben, wie sich das neue System mit kollektiven Lohnbestandteilen – respektive individuellen für das übrige Personal – auf die Lohnentwicklung auswirken würde, hat der Leistungslohn nun beim Personal definitiv keine Chance mehr. «Ein Chauffeur muss 44 Jahre warten, bis er in seiner Lohnklasse den Maximallohn erreicht hat, selbst wenn er jedes Jahr eine Topleistung erbringt», erklärt Christian Fankhauser. «Falls er 'nur' als 'performant' (leistungsfähig) beurteilt wird, dauert der Aufstieg gar 58 Jahre.»
Die Versammlung lehnte das Leistungslohnsystem auch deshalb ab, weil den Mitarbeitenden die «contributions» nur dann sicher wären, wenn die Unternehmung über das nötige Geld verfügt. Dies kann sie aber nur für die nächsten drei Jahre garantieren. «Wir haben im Kanton Zürich gesehen, dass der Leistungslohn dort dazu geführt hat, dass die Löhne seit 2010 stehengeblieben sind», warnte ein Teilnehmer. «Theoretisch wäre dieses Szenario auch bei den TL schon bisher möglich gewesen», präzisierte Christian Fankhauser. «Es ist in den letzten Jahren aber nie eingetroffen, weil die TL bisher mit uns über einen Verzicht verhandeln mussten. Mit dem neuen System könnten sie einfach sagen, dass sie kein Geld hätten.»
Christian Fankhauser machte auch da-rauf aufmerksam, dass nur ein kleiner Teil der Mitarbeitenden die verlockenden Höchstbeträge der «contributions» erhalten würden, weil sonst die Lohnsumme explodieren würde. Gegen das Leistungslohnsystem wurde weiter vorgebracht, dass es der Willkür Tür und Tor öffne, ungerecht und intransparent sei. Kritisiert wurde zudem die Einreihung bestimmter Funktionen gegenüber anderen.
Für die nächsten Verhandlungen Anfang Juni mandatierte die Versammlung den SEV, die lohnwirksame individuelle Leistungsbeurteilung abzulehnen, die Funktionseinreihungen neu auszuhandeln und weitere Aktionen zu planen.
vbo / Fi