Nur die Chefs profitieren vom guten SBB-Abschluss
Geringschätzung des Personals
Der SEV ist empört über die Geringschätzung des Personals, die aus der Jahresrechnung 2009 der SBB zu ersehen ist: Während die Chefs mit Buchhaltungstricks versuchten, ihre Boni aufzustocken, verwehrten sie dem Personal eine Lohnerhöhung.
Die Medien haben es im Vorfeld ans Tageslicht gebracht: Die Zahlen, die die SBB heute präsentiert hat, sind geschönt. Eigentlich wäre der Konzerngewinn noch grösser ausgefallen, was den Chefs noch höhere Boni gebracht hätte. (Nun, da der Zusammenhang zwischen Übertreffen der Gewinnvorgabe und persönlicher Bereicherung bekannt ist, wird auch klar, weshalb sich die SBB-Führung vom Bundesrat fürs laufende Jahr das äusserst bescheidene Ziel von 170 Millionen Franken Gewinn hat geben lassen...)
Auch die ausgewiesenen Zahlen sind bedenklich: Eine Million Franken insgesamt für SBB-Chef Andreas Meyer aufgrund eines Jahresabschlusses, in dem die wahren Probleme des Güterverkehrs und der Infrastruktur verborgen bleiben: Das ist mehr als fragwürdig.
Empörend ist das Ganze jedoch, wenn man zudem einbezieht, dass sich die SBB mit Händen und Füssen gegen eine generelle Lohnerhöhung für ihr Personal gewehrt hat. Dabei hat dieses mit seinem Engagement und seinem Einsatz ermöglicht, dass solche Zahlen überhaupt erreicht wurden. Zwar lässt sich die SBB von deutschen Beratern Konzepte für den Umgang mit dem Personal schreiben, schafft es aber nicht, deren einfachstes Rezept umzusetzen: die Wertschätzung nicht nur als Worthülse auszudrücken, sondern zu leben.
Der SEV erwartet, dass die SBB-Führung ein Umdenken zeigt: Bescheidenheit bei den eigenen Ansprüchen und eine vernünftige Grosszügigkeit gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Gebot der Stunde. Die SBB ist auf motiviertes Personal angewiesen. Nur so lassen sich Qualität und Sicherheit der Dienstleistungen auch in Zukunft gewährleisten.
SEV präsentiert Personalpolitik der Zukunft
Mit seinem Forderungskatalog «Aufbau statt Abbau» hat der SEV der SBB seine Erwartungen für die Personalpolitik der Zukunft vorgestellt. Der SEV nennt dabei die Hauptelemente, um der SBB genügend, motiviertes und gut qualifiziertes Personal zu sichern:
- Weiterentwicklung des Personals
Die laufende Entwicklung und Weiterbildung des Personals, losgelöst von kurzfristigen Reorganisationen - Überprüfung von Insourcing
Die Übernahme von Aufgaben, die zum Kerngeschäft der Bahn gehören, aber heute durch Dritte ausgeführt werden - Nischenarbeitsplätze
Arbeitsplätze für Menschen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit; die Mehrkosten dürfen nicht den Kostenstellen belastet werden - Integrierte Unternehmung
Durchlässigkeit beim internen Stellenwechsel, unabhängig von Divisionen und Ausbildungsgängen - Sicherheit der Kundinnen und Kunden wie auch des Personals
Genügend Menschen auf den Bahnhöfen und in den Zügen – denn diese sind ebenso wichtig wie die Technik
Bei den nun anlaufenden Verhandlungen um ein neues Lohnsystem müssen diese Ansätze im Mittelpunkt stehen.