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Freiburgische Verkehrsbetriebe

Neuer GAV TPF unter Dach

Ein Teil der Vorstandsmitglieder der SEV-VPT-Sektion TPF an der SEV-Sektionskonferenz vom 28. Februar in Lausanne mit SEV-Gewerkschaftssekretär Pablo Guarino (2. von links).

Nach fast vier Jahren Verhandlungen – inklusive einer langen Pause – ist am 7. Februar am Sitz der Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) in Givisiez der neue GAV offiziell unterzeichnet worden. Die SEV-Mitglieder hatten ihn zuvor in einer Urabstimmung sehr deutlich angenommen. Der neue Vertrag tritt am 1. Januar 2026 für vier Jahre in Kraft und betrifft die grosse Mehrheit der TPF-Mitarbeitenden.

Der GAV ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen und führt Errungenschaften des Personals weiter, die die TPF-Leitung zuerst abschaffen wollte. Zu den Neuerungen gehört das neugestaltete Lohnsystem mit aktualisierten Funktionen. Für die Mehrheit der Funktionen wird der Höchstlohn angehoben, insbesondere für das Fahrpersonal. Der Lohnaufstieg wird zwar langsamer, doch für die meisten Mitarbeitenden resultiert über die gesamte Karriere hinweg ein höheres Gehalt. Der SEV wird die Interessen des Personals bei der Einführung des neuen Lohnsystems verteidigen, insbesondere in der neu zu schaffenden Funktionskommission.

Neben der Besitzstandswahrung wurden zahlreiche Verbesserungen erreicht – wie eine Aufwertung der Sonntagsarbeit und des Pikettdienstes, ein dreiwöchiger Urlaub für «andere Eltern», überarbeitete Zulagen oder neu definierte Treueprämien.

Die Mitglieder der SEV-VPT-Sektion TPF nahmen das Verhandlungsresultat in einer schriftlichen Urabstimmung klar an. Dabei lag die Stimmbeteiligung bei über 70% und der Ja-Stimmen-Anteil bei 91%!

Solidarische Mobilisierung hat sich gelohnt

Der GAV ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen, die schon im März 2021 begannen, aber zwischen Oktober 2021 und Ende 2023 ausgesetzt waren. Der SEV verliess damals den Verhandlungstisch nach mehreren unfruchtbaren Treffen, bei denen die Geschäftsleitung statt konkreter Vorschläge eine Produktivitätsforderung vorbrachte und darauf beharrte, auf dem Rücken des Personals zu sparen (siehe Box). Zwei sehr gut besuchte SEV-Generalversammlungen zeigten dann die Entschlossenheit und Kampfbereitschaft der Basis und trugen wesentlich dazu bei, dass ab Ende 2023 auf einer viel besseren Grundlage weiterverhandelt wurde.

«Die Mobilisierung und die an der ersten Versammlung im November 2021 lancierte Petition ‹für echte Verhandlungen und einen GAV auf hohem Niveau›, die der Direktion mit 711 Unterschriften übergeben wurde, verbesserten das Kräfteverhältnis zugunsten der Arbeitnehmenden», sagt der zuständige SEV-Gewerkschaftssekretär Pablo Guarino (zweiter von links im Gruppenbild).

Für Fritz Hänni (dritter von links), Präsident der SEV-VPT-Sektion TPF, «waren die Verhandlungen zwar hart, aber der ausgezeichnete gewerkschaftliche Organisationsgrad bei den TPF hat dazu geführt, dass die Geschäftsleitung auf uns gehört hat. Dank der Mobilisierung der Sektionsmitglieder konnten wir das bestmögliche Ergebnis herausholen, das durch Verhandlungen erreichbar war.» Diese Meinung wird von der Basis weitgehend geteilt, wie die Urabstimmung zeigte. «Ein Vertrauensbeweis für die Arbeit, die wir in der Verhandlungsdelegation geleistet haben», freut sich Fritz Hänni. «Es war aber auch viel Arbeit vor Ort nötig, um die Kolleginnen und Kollegen zu informieren.»

Yves Sancey

Chronologie

März 2021: Die erste Sitzung zur Erneuerung des GAV beginnt schlecht. Die Geschäftsleitung fordert eine Erhöhung der Produktivität um 42 Stunden pro Jahr und Mitarbeiter:in, ohne zu sagen wie konkret. Der SEV stellt klar, dass er sich gegen jede Verschlechterung für das Personal wehren wird.

15.10.2021: Der SEV setzt die Verhandlungen aus. Denn die TPF-Leitung will – im Gegenzug zu einer Senkung der Wochenarbeitszeit von 42 auf 41 Stunden – sieben Ferientage und den Ausgleich von Feiertagen streichen. Auch will sie für einen Grossteil des Personals die Ortszulagen senken und die Zeitgutschrift von 5% für das Fahren auf dem Stadtnetz streichen.

18.11.2021: Eine über 140-köpfige SEV-Generalversammlung (GV) lanciert eine Petition «für echte Verhandlungen und einen GAV auf hohem Niveau».

28.3.2022: Die Petition wird mit 711 Unterschriften in Givisiez an den TPF-Direktor übergeben.

14.12.2022: Eine GV mit über 150 Personen (und 70 Entschuldigungen) zeigt den Kampfgeist des Personals.

Dezember 2023: Wiederaufnahme der Verhandlungen auf besserer Grundlage.

20.11.2024: 120 Versammlungsteilnehmende nehmen Kenntnis vom Verhandlungsstand und bekräftigen ihr Vertrauen in die SEV-Verhandlungsdelegation.

7.2.2025: Offizielle Unterzeichnung des GAV, den zuvor über 70% der SEV-Mitglieder in einer schriftlichen Urabstimmung mit 91% Ja-Stimmen-Anteil genehmigt haben.