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Zugreinigungspersonal SBB

Cleantagung 2025: Der Mensch darf nicht vergessen werden

Die Teilnehmenden der SEV-Cleantagung 2025 in Arth-Goldau.

Am Samstag, 15. Februar fand die jährliche SEV-Cleantagung statt – eine Veranstaltung für Reiniger:innen der SBB. Die Tagung bot eine Plattform für den Austausch und die Diskussion über wichtige Themen rund um Digitalisierung, Temporärarbeit und Anstellungsbedingungen im öffentlichen Verkehr.

Der ehemalige SEV-Gewerkschaftssekretär Markus Cadosch eröffnet als Moderator die Veranstaltung und führt durch das Programm. Cadosch, der auf eine vielseitige Karriere im öffentlichen Verkehr zurückblicken kann, erinnert in seiner Begrüssungsrede daran, dass die fortschreitende Digitalisierung zwar viele Vorteile bringt, darin der Mensch aber nicht vergessen werden darf.

Ein zentrales Thema der Tagung ist denn auch die Digitalisierung und das Qualitätsmanagement im Bereich Cleaning. Jerre Steiger, Projektleiter Cleaning 4.0 bei der SBB, und Reto Näf, Regionenleiter Ost Kundenbegleitung und Cleaning, stellen das neue Konzept «OneCleaning» vor. Dieses zielt darauf ab, die Umlauf- und Basisreinigung zusammenzuführen und den Reinigungskräften mehr Handlungsspielraum zu geben. Damit einher geht die Einführung einer Cleaning-App «TCA» bei der Basisreinigung, die sich in der Umlaufreinigung bereits etabliert hat. Die App soll als digitales Hilfsmittel dabei unterstützen, die Reinigungsqualität weiter auszubauen und besser auf den aktuellen Zustand der Züge eingehen zu können. Die SBB will weg von starren Reinigungsplänen, mit denen sie nur schlecht auf äussere Einflüsse wie Fahrplanänderungen oder kurzfristige Änderungen an Zugskompositionen reagieren kann. Mit der TCA-App soll die bedarfsorientierte Reinigung im Vordergrund stehen, und die Mitarbeitenden sollen mehr Autonomie erhalten: Sie entscheiden mit Hilfe eines Ampelsystems selber, was sie prioritär reinigen wollen.

Die SBB will sich und den betroffenen Mitarbeitenden ein halbes Jahr Zeit geben, um sich an die Arbeit mit der App und dem Smartphone zu gewöhnen. Ab Sommer soll es interaktive Schulungen in einzelnen Sequenzen geben. Dazu erarbeitet die SBB aktuell ein Schulungskonzept, in das auch Feedback von Kolleginnen und Kollegen einfliessen soll, die bereits Erfahrungen mit der TCA-App gemacht haben. Ziel der SBB ist es, das digitale Hilfsmittel ungefähr im Oktober/November 2025 in den Serviceanlagen einzuführen.

Neue Regeln für Temporärarbeit

SBB-Regionenleiter Reto Näf nimmt die Gelegenheit wahr, um auch über die Situation der Temporärarbeitenden bei Cleaning zu informieren. «Wir haben einen wichtigen Schritt gemacht im Thema Personalverleih und einen sehr guten, nachhaltigen Entscheid getroffen, den wir auch mit der Peko und in der Sozialpartnerschaft diskutiert haben», klärt er auf. Seit 1.1.2023 gelte im SBB-Konzern grundsätzlich, dass externe Mitarbeitende maximal zwei Jahre temporär bei der SBB angestellt sein dürfen. Cleaning hat hierbei eine Ausnahmebewilligung erhalten, regelt aber den Umgang mit temporär angestellten Kolleginnen und Kollegen klarer. Neu wird die maximale Einsatzdauer von Temporären auf sechs Jahre beschränkt. Jedes Jahr ist ein Standortgespräch mit der vorgesetzten Person vorgesehen, bei dem die weitere Zusammenarbeit diskutiert wird. Nach vier Jahren führt der oder die Vorgesetzte ein klärendes Standortgespräch, bei dem darüber informiert wird, ob die Person spätestens am Ende des sechsten Anstellungsjahrs eine Festanstellung erhält oder der Vertrag aufgelöst wird. Diese Neuregelung gilt ab 1.1.2027.

Bei den bestehenden Temporären werden in der Übergangsphase nun viele Gespräche geführt. Vorgesetzte werden gemäss Reto Näf künftig enorm gefordert sein und mehr Verantwortung haben. Es braucht grundsätzlich eine Strategie und mehr Planung, denn unter Umständen müssen nach sechs Jahren wieder neue Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet werden. Mit dieser Regelung erhalten die temporär angestellten Kolleginnen und Kollegen mehr Klarheit und mehr Planbarkeit. Gemäss Näf «werden wir in diesem Geschäftsmodell aus Kostengründen auch weiterhin nicht allen eine Festanstellung bieten können; es wird immer einen Unterschied bei den Anstellungsbedingungen geben.» Doch Cleaning mache laufend weitere Schritte in Richtung Gleichbehandlung.

Mit Nachdruck erwähnt wird auch der Fonds «Temptraining», der Temporärmitarbeitende in ihrer Weiterentwicklung unterstützt und Weiterbildungen mitfinanziert.

Nach dem Mittagessen informiert SEV-Gewerkschaftssekretär René Zürcher die anwesenden Kollegen über das Arbeitszeitgesetz (AZG), ein «Nischengesetz», das schweizweit nur die rund 50000 öV-Angestellten betrifft, aber wesentlich ist für deren Gesundheit. Es sei sehr wichtig, die elementaren Regeln zu Arbeitszeit und Pausen zu kennen und Verstösse zu melden, betont René. «Wenn etwas passiert – ein Unfall beispielsweise –, weil das Gesetz nicht eingehalten wurde und ihr zum Beispiel keine Pause gemacht habt, dann seid ihr mitverantwortlich und könnt strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden.»

Herausforderung Arbeitszeitgesetz

Das Thema wirft viele Fragen auf bei den Kollegen im Saal und wird sehr lebhaft und emotional diskutiert. Der Austausch zeigt gut auf, wie die einzelnen Regeln unterschiedlich aufgefasst werden. René Zürcher ermutigt die Anwesenden, bei Fragen oder Problemen den SEV beizuziehen und sich Unterstützung zu holen.

Die nächste SEV-Cleantagung findet am 20. Februar 2026 in Arth-Goldau statt und wird wiederum von SEV-Gewerkschaftssekretärin Sheila Belometti zusammen mit Daniel und Giuditta Purtschert vom RPV organisiert.

Chantal Fischer