Auf den Spuren von ...
Andrea Cosenza, Streckenwärter bei der SBB
Sie kontrollieren, ob die Gleise und die Signalanlagen in Ordnung sind, ob sie funktionieren und ob die Züge sicher fahren können: Die Streckenwärter, ein wenig bekannter, aber sehr wichtiger Beruf. Andrea Cosenza ist einer von ihnen. Seine Arbeit führt ihn immer noch zu Fuss entlang der Gleise, um deren Zustand mit eigenen Augen zu prüfen.
Wir treffen Andrea Cosenza bei sich zu Hause, denn er hat keinen Job, den man «live» verfolgen kann, indem man ihn auf der Suche nach einem zu behebenden Defekt auf den Gleisen begleitet. Andrea ist nämlich Streckenwärter bei der SBB, d. h. er und seine Kollegen kümmern sich um alles, was das Schienennetz und die Sicherheitsanlagen betrifft. Jeden Tag inspiziert er zwischen neun und dreizehn Kilometer Gleis zu Fuss, trägt allfällige Mängel in eine Datenbank ein und prüft, ob die bereits bekannten stabil geblieben sind, oder ob sie sich verschlechtert haben. «Je nach Gefährlichkeit und Schaden geben wir Anweisungen, wie der Verkehr weitergehen soll», erklärt er, «bei schwerwiegenden Schäden alarmieren wir den Pikettdienst.»
Akribische Arbeit nicht ohne Risiko
Während wir uns unterhalten, erhält Andrea Cosenza einen Anruf vom Anlagenverantwortlichen, der ihn um nähere Details zu den am Morgen gefundenen Mängeln bittet. Dann zeigt er mir das Diagramm, auf dessen Grundlage er am Morgen gearbeitet hat: ein Wirrwarr von Linien, die den Bahnhof Bellinzona darstellen, wie er erklärt. «Man muss genau wissen, was man tut und wo man sich befindet, wenn man aufgefordert wird, die Gleise zu verlassen. Der Bahnhof Bellinzona ist vielleicht einer der schwierigsten, es gibt nicht viele Fluchtwege», erklärt Andrea.
Damit die Strecke gefahrlos inspiziert werden kann, muss sie gesperrt werden: «Auf meiner Kontrolltour entscheide ich, welche Sperrungen für mich am einfachsten sind. Ich kann verlangen, dass ein Zug angehalten wird. Aber sobald sie mich anrufen, muss ich das Gleis räumen. Hier geht es um Sekunden, also ist es sehr wichtig, den Überblick zu haben, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.»
Worin genau besteht die Arbeit? Streckenwärter kontrollieren Weichen mithilfe von Weichenmessgeräten; überprüfen die Grenzwerte; inspizieren die fachgerechte Durchführung von Reparaturarbeiten; und sie beurteilen, ob eine Situation stabil bleibt oder sich verschlechtert. Die Informationen werden dann an den Anlagenverantwortlichen weitergeleitet, der sich um die Behebung der Mängel kümmert.
Andrea Cosenza erklärt, dass es seit einigen Jahren Bestrebungen gibt, die visuelle Inspektion zu Fuss durch ein Computersystem zu ersetzen, das die Mängel mithilfe einer Kamera feststellt. Im Moment sind es aber noch er und seine Kollegen, die die zu inspizierenden Strecken begehen. Eine Arbeit, die weitgehend allein und nicht ohne Risiko ausgeführt wird, obwohl er von «kontrolliertem Risiko» spricht. Im Tessin sind die Streckenwärter auf zwei Standorte verteilt, einen in Balerna und einen (den von Andrea Cosenza) in Biasca: «Normalerweise kontrollieren wir vom Ceneri bis Airolo. Es kann aber auch vorkommen, dass wir in den Sottoceneri geschickt werden, und umgekehrt Kollegen von dort hierher kommen. In diesem Fall wird man jedoch immer von jemandem begleitet, der die Strecke gut kennt.»
Die Bedeutung der Gewerkschaft
«Ich bin Mitglied des SEV, seit ich bei der Bahn bin. Unser Unternehmen gehört bezüglich der Arbeitsbedingungen zu den besten in der Schweiz, aber ich bin mir bewusst, dass dies auch dem zu verdanken ist, was die Sozialpartner im Laufe der Jahre ausgehandelt und erreicht haben. Nur mit der Gewerkschaft können wir die aktuelle Situation verbessern oder zumindest aufrechterhalten», sagt Andrea Cosenza.
Nicht nur arbeiten
Seine Leidenschaften sind Skifahren und Angeln, aber jetzt hat er zwei kleine Kinder (2 und 5), darum lässt er seine Hobbys ruhen: «Ich bin in Airolo geboren, ich hatte im Winter fast immer Skier an den Füssen. Nun vertraue ich darauf, dass wir, wenn die Kinder älter sind, zusammen Ski fahren können, auch wenn meine Frau kein grosser Skifan ist.» Zudem liebt er gute Weine, die er auf Reisen zu Weinbergen in der ganzen Welt direkt bei den Erzeugern entdeckt.
Veronica Galster