Auf den Spuren von ...
Norbert Heldner, Zugbegleiter MG-Bahn
Norbert Heldner ist Zugbegleiter bei der Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn). Seit 41 Jahren im Zugdienst tätig, bezeichnet er sich als leidenschaftlichen Eisenbähnler. Gästen begegnet er stets zuvorkommend und mit einer Prise Humor. Bereits seit seinem Einstieg ins Berufsleben ist Norbert Heldner gewerkschaftlich beim SEV organisiert. Seit Frühjahr 2022 ist er Vizepräsident der SEV-VPT-Sektion Matterhorn Gotthard.
Kurz nach neun Uhr morgens startet Norbert Heldner in Visp seine zweite Tour nach Zermatt. Seine Schicht hat er bereits um fünf Uhr morgens begonnen, wirkt aber kein bisschen müde. «Die unterschiedlichen Schichten sind Gewohnheitssache», meint Norbert. Vor der Abfahrt muss der Zug kontrolliert und abgefertigt werden – ein Routineablauf, der Konzentration bedarf und an allen Haltestellen wiederholt wird. Beim Abschreiten der Wagen bedient Norbert den Funk und wird von Reisenden nach dem passendenden Anschluss oder einer bestimmten Haltestelle gefragt.
Nach der Ausfahrt aus dem Visper Bahnhof steht im Zug der nächste Kontrollgang an: Norbert überprüft nicht nur Billette, sondern schaut auch nach der Technik. Durch regelmässige Schulungen ist er auf dem neuesten Stand. Eine Störung bei der Toilettentüre im «Orion»-Zug ist mit einem Knopfdruck auf dem hinter dem ToilettenSpiegel verborgenen «BoardComputer» schnell identifiziert und bedarf einer Meldung.
Nahe bei den Gästen
Norbert schätzt an seinem Beruf die Vielseitigkeit und den Kontakt zu ganz unterschiedlichen Menschen. Dabei spricht er stets von Gästen – ein Wording, das sich mit jenem der MGBahn deckt. Nebst dem Kontrollieren von Billetten, Tageskarten und Abonnementen erteilt er in mehreren Sprachen Auskünfte, gibt den Touristinnen und Touristen von nah und fern – viele kommen aus Asien – auch mal den einen oder anderen Tipp für den geplanten Ausflug. Halten Gäste ihre Füsse mitsamt Schuhen auf den gegenüberliegenden Sitzplatz, werden sie freundlich, aber bestimmt gebeten, dies zu unterlassen. Das sei doch ganz einfach, meint Norbert: «Wie du in den Wald rufst, so tönt es zurück. Ich behandle unsere Gäste so, wie ich selbst auch behandelt werden möchte». Dazu gehören auch eine Prise Humor, ein Lächeln oder ein Schwatz mit einem Stammgast, für den dies besonders wichtig sei. Sogar dem Schwarzfahrer wünscht Norbert – nachdem er diesen beim Aussteigen gerade noch erwischt und ihm ein Billett verkauft hat – einen schönen Tag. «Erwische ich ihn ein zweites Mal beim Schwarzfahren, kommt er nicht mehr ohne Busse davon.»
Grosse Verantwortung
In seinen 41 Dienstjahren hat Norbert nahezu alles erlebt, was es als Zugbegleiter zu erleben gibt. «Nur eine Geburt fehlt mir noch», sagt Norbert mit einem Anflug von Schalk. Pöbeleien und Belästigungen kämen glücklicherweise selten vor. Allerdings musste Norbert schon schwierige Situationen wegstecken, etwa tragische Unfälle oder gar Todesfälle. Die Verantwortung, die ein Zugbegleiter für «seine Gäste und seinen Zug» trägt, hat es in sich. «Es ist enorm hilfreich, dass wir ein Care-Team haben. Das gilt besonders für die jungen Kollegen», meint Norbert, der sich an andere Zeiten erinnern mag: «Früher konnte man höchstens mit Kollegen über solche Erlebnisse sprechen.»
Gewerkschafter aus Solidarität
Über seine Arbeitgeberin, die MGBahn, weiss Norbert Heldner nur Positives zu berichten. «Wir haben ein gutes Einvernehmen mit der Geschäftsleitung der MGBahn, können aber in der Sache hart verhandeln», erzählt Norbert. Als Gewerkschafter sieht er Gespräche auf Augenhöhe als Schlüssel zum Erfolg. Ein Erfolg, der sich in den guten Arbeitsbedingungen und Löhnen des MGBahn-Personals widerspiegelt. Ausschlaggebend für den Beitritt zum SEV waren für Norbert der Solidaritätsgedanke und das Wissen, dass die Gewerkschaft jederzeit hinter ihm steht. Diese Überzeugung trägt er zusammen mit einem engagierten Vorstand weiter, wobei der hohe Organisationsgrad unter dem MGBahn-Fahrpersonal bemerkenswert ist.
Eva Schmid
Kommentare
Anja Reinhardt 24/09/2023 20:47:36
Bravo Norbi!!