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B100-Tagung: Höhere Löhne dringend nötig

Die B100 der Infrastruktur verlangen rasch mehr Lohn für alle, und die B100 von Cargo wollen nach zwei Jahren im Level 2 die Level-3-Prüfung machen können. Beides würde den vielen Abgängen entgegenwirken.

B100-Lokführer von SBB Cargo mit zwei Zentralpräsidenten, Philipp Hadorn und Übersetzerin.

«Ich will hören, was euch am Herzen liegt», sagte SEV-Präsident Matthias Hartwich einleitend zur zweiten B100-Tagung des SEV am 5. Juni in Olten zu den mehreren Dutzend angereisten Triebfahrzeugführenden (TFF) – und kam voll auf die Rechnung. Denn schon am Morgen im Plenum nahmen die Kollegen kein Blatt vor den Mund und erst recht nicht am Nachmittag, als sie aufgeteilt nach Arbeitsbereichen diskutierten. Rund die Hälfte kam von Infrastruktur Verfügbarkeit und Unterhalt (VU) und weitere von Infrastruktur Intervention, von SBB Cargo und von SBB Personenverkehr. Letzterer will keine neuen B100 mehr anstellen und ausbilden, sondern auf andere Kategorien wie A40 setzen. Anwesend waren auch die Zentralpräsidenten der Unterverbände BAU, LPV, RPV und TS, bei denen die meisten B100 innerhalb des SEV organisiert sind.

Baubereich (Infrastruktur VU): Zu wenig und zu langsam

Gewerkschaftssekretär Urs Huber erinnerte an den langen Kampf für eine bessere Entlöhnung der B100, nachdem diesen 2011 bei der Einführung des Toco-Lohnsystems die Lokführerkurve vorenthalten wurde. 2019 erreichte der SEV eine Marktzulage von 3000 Franken für rund 280 Mitarbeitende und 2021 für weitere 40 bei Infra VU. Die Leitung VU wollte dann die Zulage eigentlich per Anfang 2023 in den Lohn integrieren, doch weil sie keine akzeptable Lösung ohne Abbaugefahr vorschlug, wurde eine Verlängerung vereinbart. Per 1. Juni 2023 brachte das Projekt «Weiterentwicklung TFF» ein neues Laufbahnmodell, das zwei zusätzliche Funktionen vorsieht: Zu den bisher 244 TFF B100, die neu «Bauzugführer:innen Level 1» heissen sollen, sollen bis in vier Jahren zusätzliche ca. 70 Mitarbeitende hinzukommen . Folgende Bestände sind bis 2027 geplant: 40 Bauzugbegleiter:innen mit Anforderungsniveau E zur Entlastung der B100, 283 Bauzugführer:innen Level 1 mit AN F wie bisher und 30 Bauzugführer:innen Level 2 mit AN G dank einer Zusatzausbildung.

Damit war im Saal niemand wirklich zufrieden. Der Personalaufbau gehe zu langsam. Warum so wenig Begleiter auf so viele TFF? Vor allem aber geht die grosse Mehrheit beim Lohn leer aus, weil ja nur wenige zum Bauzugführer Level 2 gehoben werden sollen! Für die meisten ändert nur ihre Bezeichnung, die als Affront empfunden wird: «Wir sind doch Lokführer!» Vor allem aber müssten die Löhne für alle und rasch steigen, damit nicht laufend Kollegen zu privaten Firmen abspringen, die höhere Löhne bezahlen, vor allem an jüngere Mitarbeitende, wurde betont. Und zusätzliche Ausbildungsmodule sind zusätzlich zu honorieren. «Da braucht es eine Eins vor der Marktzulage!» sagte ein Kollege. An einigen Orten sind die vielen kurzfristigen Änderungen der Schichteinteilung und überlange Dienstschichten ein grosses Problem. Die Zugvorbereitung, der Weg zur Baustelle, der Rückweg und die Aufräumarbeiten müssen korrekt eingeplant werden, sonst resultieren Zeitdruck, Stress und Überzeiten. Thematisiert wurden auch die fehlenden Toiletten und die oft ungenügenden Strecken- und Bahnhofskenntnisse bei Mitarbeitenden von Privatfirmen: «Das müsst ihr euern Vorgesetzten melden, weil es gefährlich ist, auch wenn es ‹Kollegen› sind», wurde festgehalten.

Zum Thema Baustellensicherheit stellte Urs Huber die seit Herbst in sieben Arbeitsgruppen behandelten Problemfelder vor. Man werde in naher Zukunft mit der SBB auch konkrete Massnahmen definieren. Urs Huber mahnte mehrmals, dass Sicherheit beim Arbeiten immer die Priorität Nummer 1 sein muss.

Bereich Intervention

Den B100 der Lösch- und Rettungszüge wurde bei der Diskussion um den Beschluss 25 u. a. die Lokführerkurve verweigert, damit sie nicht mehr verdienen als die Offiziere. Als ihnen auch die Marktzulage vorenthalten wurde, unterschrieben 129 die Petition des SEV-LPV gegen ihre Diskriminierung beim Lohn, die im Februar 2022 an den Leiter Intervention übergeben wurde. Seither laufen Gespräche über neue Laufbahnmodelle. Zum Beispiel sollte ein B100 auch aufsteigen können, ohne auf das Fahren verzichten zu müssen. Und Stellvertreter- und Zusatzfunktionen müssen honoriert werden, denn die B100 bei Intervention sind ja neben B100 auch schon Feuerwehrleute, ohne davon in der Einreihung zu profitieren. Aus dem Treffen mit der Führung Intervention nach der Petition sind immer noch Arbeitsgruppen am Arbeiten. Man will nun sehen, was da in nächster Zeit rauskommt, und dann als SEV weiter vorgehen. Immerhin haben schon die bisherigen Treffen des SEV mit der Leitung Intervention zu einzelnen Lohnkorrekturen nach oben geführt.

SBB Cargo

Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn fasste die vor einem Jahr mit Cargo vereinbarte neue Lokführerlaufbahn zusammen: B100 Level 2 mit AN F, B100 Level 3 im AN G mit den drei Modulen Betriebliche Zugsuntersuchung, Funkfernsteuerung und Überprüfer Wagenladung sowie Lokführende B mit AN H auch mit diesen Modulen, aber nur bei Bedarf und vorläufig freiwillig. Eine Sorge der B100 Level 2 ist, dass sie nach zwei Jahren nicht zur Level-3-Prüfung zugelassen werden, weil B100 zum Einsatz fehlen. Aber auch bei der Weiterentwicklung zum B-Lokführer hapert es oft. Cargo soll Interessierten die Laufbahn bis zum AN H nicht verweigern, diese sind ja weiterhin polyvalent einsetzbar!

Markus Fischer

Kommentare

  • R.Grossenbacher

    R.Grossenbacher 22/06/2023 14:39:41

    Alles schön und gut.
    Aber wo bleiben die A40 TFF ?
    Da wäre auch mal was nötig,In Sachen Lohn

  • B100

    B100 16/08/2024 20:19:51

    **Betreff: Unzufriedenheit mit der Lohnpolitik bei den SBB**

    Hallo,

    was mich stört, ist die Diskrepanz zwischen den im Inserat angegebenen Löhnen und der Realität. In den Stellenausschreibungen werden Löhne in Abhängigkeit vom Alter kommuniziert, diese Versprechen werden jedoch häufig nicht eingehalten. Stattdessen werden die Abweichungen als Fehler abgetan. Es kann jedoch nicht sein, dass Fehler als Ausrede für unfaire Entlohnung genutzt werden.

    Die Verantwortung, die wir als Bauzug-Lokführer bei der SBB tragen, muss auch fair entlohnt werden. Die im Inserat kommunizierten Löhne sollten tatsächlich gezahlt und auch bei bestehenden Mitarbeitern angepasst werden, wenn sie niedriger sind. Es ist schwer vorstellbar, dass Manager bereit wären, bei ihren eigenen Gehältern Kompromisse einzugehen.

    Die SBB investiert in die Ausbildung, hält aber die Lohnversprechen nicht ein. Kein Wunder, dass viele junge und frisch ausgebildete B100-Mitarbeiter in die Privatwirtschaft abwandern, wo sie oft bessere Gehälter erhalten. Wenn sich an der aktuellen Finanzpolitik nichts ändert, wird es eng für die SBB. Es ist an der Zeit, nicht nur darauf zu achten, dass es „oben“ passt. Wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie ausgenutzt werden, kann dies langfristig negative Folgen für das Unternehmen haben.

    Mit freundlichen Grüßen

    B100 Lokführer der sich überlegt in die Privatwirtschaft zu gehen.