Auf den Spuren von …
Fritz Hänni, Buschauffeur und Fahrbegleiter
Fritz Hänni ist gerne am Steuer. Früher fuhr er Lastwagen und Reisebusse, heute Busse der TPF und in den Ferien seinen Camper. Diese Fahrleidenschaft gibt er als Begleiter jungen Chauffeuren auf ihren ersten Einsätzen mit. Wir haben den Präsidenten der Sektion SEV-TPF besucht.
Wenn man Fritz Hännis Gesicht aufmerksam betrachtet, sieht man seine verschmitzt funkelnden Augen und ein offenes, sympathisches Lächeln. Er geht auf die sechzig zu, aber er wirkt so jugendlich, dass man es kaum glaubt. Sein feiner, gut gepflegter Schnurrbart ist eine Art Markenzeichen. Nur ein Mal hat er ihn wegrasiert. Das sagt viel über Fritz. Er ist eine Person mit Überzeugung und Treue. Er ist nicht der Typ, der den Leuten sagt, was sie hören wollen. Er mag Politiker nicht, die allzu schnell ihre Haltung ändern, um prestigeträchtige Posten zu erlangen. Er mag auch die Kolleginnen und Kollegen nicht, die vom GAV profitieren, ohne der Gewerkschaft beizutreten. Für ihn sind das Egoisten, die nicht dazugehören wollen.
Seine Herkunft aus bescheidenen Verhältnissen – sein Vater war Garagist – erklärt seinen vorbehaltlosen Einsatz für jene, die Gefahr laufen, abgehängt zu werden. «Wir waren wirklich arm, aber wir hatten nie Hunger. Meine Eltern haben hart gearbeitet. Vielleicht stehe ich deshalb links und setze mich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen meiner Kolleginnen und Kollegen ein. Wir dürfen unsere Menschlichkeit nicht verlieren.»
Fritz kam in Tavannes im Berner Jura zur Welt, zwei Jahre später zog die Familie in den Sensebezirk nach Heitenried. Wann hat er Französisch gelernt? «Ich spreche gar nicht Französisch, wie du siehst», antwortet er lachend in sehr gutem Französisch, auch wenn er es tatsächlich erst spät im SEV gelernt hat. Als er Sektionspräsident wurde, warfen ihm einzelne vor, aus dem deutschsprachigen Teil von Freiburg zu stammen. Das ist längst Geschichte.
Als einer der letzten von vier Schwestern und zwei Brüdern hat er seine Kindheit auf dem Land genossen. Anders als die Schule, wo er immer Probleme mit den Lehrern und der Disziplin hatte. Diesen Preis musste er für seine Offenheit bezahlen. Als es um die Berufswahl ging, drängte sich das Fahren auf: «Schon als ich ganz klein war, wollte ich ans Steuer!» Bei einem Lastwagenfahrer lernte er alle Finessen des Berufs. «Seither bin ich auf der Strasse. Seit bald 40 Jahren!» Er transportierte mit Lastwagen Waren durch ganz Europa und fuhr dann für Marti Reisebusse nach Spanien und Süditalien. Er hatte sich mal bei den GFM, aus denen später die Freiburger Verkehrsbetriebe TPF wurden, auf eine Warteliste für eine Anstellung eingeschrieben, aber jahrelang nichts gehört. Plötzlich, mit 40 Jahren, musste er sich innert einer Woche zwischen dem öffentlichen Verkehr und den Langstrecken bei Marti (Moskau, Skandinavien) entscheiden. Nach kurzem Zögern ging er zu GFM. «Heute bin ich mit dieser Wahl sehr zufrieden.»
Ich begleite Fritz an einem Arbeitstag, an dem er einen jungen Chauffeur auf einer Fahrt in der Region Freiburg betreut. Schon vor einiger Zeit hat er sich als Begleiter ausbilden lassen und macht heute mehr Begleitfahrten, als selbst am Steuer zu sitzen. «Ich kümmere mich gerne um die jungen Leute. Es ist äusserst wichtig, dass sie eine gute Ausbildung erhalten. So haben sie nachher auf der Strasse viel weniger Stress», sagt er. Er gibt Ratschläge. Jede Strecke hat ihre Besonderheiten: Kurven, die man weit anfahren muss, nicht markierte Haltestellen oder nicht beschilderte Strassen, die alle gleich aussehen.
Fritz sagt im Scherz: «Ich habe drei Berufe: Chauffeur, Begleiter und Gewerkschafter.» Das ist nicht ganz falsch. Er war vier Jahre Präsident der Sektion TPF Regionalverkehr, bevor er bei der Fusion vor vier Jahren Präsident der Sektion SEV-TPF wurde. Er wird noch den GAV neu verhandeln können. Für die Zeit danach ist er zuversichtlich. Es hat viele Junge im Vorstand. Sein Ziel ist, dass es keine Dienstschichten über 10 Stunden mehr gibt. Das dürfte allerdings noch eine gewisse Zeit brauchen. «In den nächsten Jahren fehlen uns Chauffeure. Deshalb braucht es gute Arbeitsbedingungen.»
Ein Grund für den Beitritt zur Gewerkschaft? «Der GAV, als Element der Solidarität. Und der Berufsrechtsschutz. Die Arbeitsbedingungen, die wir haben, hat die Gewerkschaft ausgehandelt. Bei den Chauffeuren klappt es gut mit fast 85 % Gewerkschaftsmitgliedern. Dieser hohe Organisationsgrad ist das Verdienst von allen, nicht nur des Vorstands», betont er. «Der Kreis der Personen, die über die Gewerkschaft sprechen und Mitglieder werben, ist sehr gross. Alle fühlen sich einbezogen.»
Zur Entspannung hört er Status Quo oder schaut ein Formel-1-Rennen mit Alonso. Neben Wanderungen in den Bergen, oft in Grindelwald, verreist er sehr gerne mit seiner Partnerin, seiner früheren Coiffeuse. Treu, wie er ist, kehrt er gerne nach Süditalien (Salento und Kalabrien) und Nordspanien (Asturien) zurück. Er ist Fan von Afrika, besonders Südafrika und Tansania. «Ich habe dort viel gelernt.» Er träumt noch von Botswana mit den weiten Landschaften im Land Rover. Sonst verreist er in den Ferien meistens … im Camper. «Ich bin ein wilder Mensch. Ich fahre, wohin ich will! Einmal hat Christian Fankhauser zu mir gesagt: ‹Ich verstehe dich überhaupt nicht: Du sitzt das ganze Jahr am Steuer, und in den Ferien steuerst du weiter!› Aber Fahren ist meine Leidenschaft!»
Yves Sancey