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Covid-19

Rote SBB-Zahlen: Jetzt kein Schnellschuss

Die SBB hat am 10. September ihre Bilanz des ersten Halbjahres präsentiert. Sie schreibt einen Verlust von 479 Mio. Franken wegen der Coronakrise. Im Lockdown sind die Erträge stark zurückgegangen, während die Kosten wegen der Weiterführung des Grundangebots nur leicht sanken. Seit Juni nehmen die Passagierzahlen wieder zu, doch die SBB erwartet wegen Corona mittelfristig Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten.

«Trotz der roten Zahlen darf man jetzt nicht den Kopf verlieren», unterstreicht SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger. «Die Bahn ist ein langfristiges Geschäft, deren Wert in der Jahresbetrachtung nur unzureichend dargestellt werden kann.»

Für den SEV zeigt sich dies exemplarisch am Lokführermangel. «Zwar hat die SBB endlich zugegeben, dass sie grobe Planungsfehler bei der Prognose ihres Personalbedarfs gemacht hat. Dies ist ein guter erster Schritt. Aber nun geht sie die schwierige Finanzlage aufgrund von Corona an, als ob es kein Morgen gäbe», ärgert sich Spalinger. «Mitarbeitende sollen Opfer bringen. Gleichzeitig mit der Weiterentwicklung des Lohnsystems soll eine Sparübung stattfinden: Das ist ein schwieriges Signal, auch wenn die beiden Themen nicht zusammenhängen.»

Natürlich sind nun Massnahmen zu prüfen, aber für Beschlüsse ist es noch zu früh, wie Spalinger betont. «Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, denn wir wissen nicht, wie sich die Situation entwickelt. Die Zukunft ist unklarer als auch schon. Die SBB hat in den letzten Jahren mit ihren Sparübungen die Mitarbeitenden schwer belastet und das Unternehmen an seine Grenzen gebracht. Aufgrund dieser Erfahrung sind wir bereit mitzudenken, wie intelligent gespart werden kann. Aber einen Schnellschuss zulasten des Personals wollen wir nicht.»

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