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Jacques Zulauff

Am Coronavirus fast gestorben

Jacques Zulauff (71), ehemaliger SBB-Sprecher und früherer Sekretär der Sektion PV Freiburg, war mit dem Coronavirus infiziert. Nach drei Monaten im Spital, darunter 16 Tage im künstlichen Koma, konnte er endlich in sein Zuhause in Payerne zurückkehren. Ein Erfahrungsbericht.

Ein glücklicher Jacques Zulauff: Er hat einen langen Leidensweg hinter sich.

Es ist Sonntag, 22. März. Jacques Zulauff fühlt sich unwohl. Am nächsten Morgen bringt ihn seine Frau ins Spital in Payerne. Er hat Symptome des Coronavirus. Drei aufeinanderfolgende Tests sind negativ. Am sechsten Tag seines Spitalaufenthaltes zeigt der vierte Test schliesslich ein positives Ergebnis. Jacques wird auf die Intensivstation verlegt.

Künstliches Koma

Das Intensivpflegepersonal führt ein Logbuch über Jacques’ medizinische Versorgung. Die ersten Zeilen lauten: «Sie sind durch einen Schlauch in Ihrem Mund mit einer Maschine verbunden, um atmen zu können. Sie erhalten kontinuierlich intravenöse Medikamente, damit Sie schlafen können. Sie haben hohes Fieber, bis zu 40 Grad. Wir massieren Sie regelmässig, um Rötungen zu vermeiden. Auch wenn Sie nicht bei Bewusstsein sind, sprechen wir mit Ihnen, um Ihnen unsere Handlungen zu erklären. Ihre Familie hat Ihnen geschrieben und Ihre Enkelkinder haben Zeichnungen gemacht, die wir in ihrem Zimmer ausgestellt haben. Es ist nicht leicht für Ihre Familie, dass sie wegen dem Virus nicht zu Ihnen kommen dürfen, aber wir tun alles, um sie laufend über die Situation zu informieren. Kämpfen Sie weiter!»

Engagiertes Pflegepersonal

Vor seiner Erkrankung führte der ehemalige SBB-Sprecher ein aktives und sportliches Leben. Der Vater von vier Kindern und zweifache Grossvater musste vor fünfzehn Jahren für eine dreifache Bypass-Operation unters Messer. Somit gehörte er zu den besonders gefährdeten Personen. Jacques Zulauff weiss nicht, wo er sich mit Covid-19 angesteckt hat. Bewusstlos und in einem künstlichen Koma kämpft er gegen ein Virus, für das es keinen Impfstoff gibt und das bereits über hunderttausend Menschenleben gefordert hat. Auf den Seiten des Logbuchs bewundern wir die Arbeit und die Menschlichkeit des Pflegepersonals im Spital Payerne. Am 31. März schreibt eine Krankenpflegerin: «Ich spreche regelmässig mit Ihnen. Ich versuche, Sie zu beruhigen. Ich habe das Telefon für fünf Minuten auf Ihr Herz gelegt. Das hat Ihrer Tochter gutgetan. Sie haben Fotos und ein Gedicht erhalten, das ich Ihnen vorgelesen habe (ein sehr bewegender Moment für mich). Sie müssen kämpfen. Ich tue alles, was ich kann, damit sich Ihr Zustand verbessert.» Auch einige Tage später hat sich die Situation noch nicht entspannt: «Dieses Virus ist in Ihrer Lunge immer noch sehr präsent. Daher werden Sie künstlich beatmet und erhalten Beruhigungsmittel, damit Ihr Zustand für Sie so angenehm wie möglich ist. Zudem bereitet uns die Niereninsuffizienz Sorgen. Die Nahrung fliesst durch einen Schlauch in Ihren Magen und liefert die nötigen Kalorien, damit Sie weiterkämpfen können.»

Der Wendepunkt

Am Osterwochenende verbessert sich Jacques’ Zustand endlich – zum Glück! «Es ist wirklich erfreulich zu sehen, dass all unsere Bemühungen (einschliesslich Ihre eigenen!) endlich Wirkung zeigen. Wir werden versuchen, Sie langsam und sanft aufzuwecken. Das geht leider nicht von einem Moment auf den anderen. Wir sind da, um Sie zu beruhigen und Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Sohn Sie jeden Tag anruft. Trotzdem werden Sie sich wegen den Kathetern und den kleinen Wunden in Ihrem Mund nicht besonders wohlfühlen. Wir versuchen, möglichst vorsichtig zu sein. Bisher bleibt Ihr Gesicht entspannt, was uns beruhigt. Die Dialyse wird heute Morgen gestoppt, um die Autonomie Ihrer Nieren zu testen. Kommen Sie, nur Mut, es geht aufwärts…»

Fünf Tage später ist der Kampf zwar noch nicht gewonnen, aber das Koma wird beendet: «Wir lösen Sie langsam vom Beatmungsgerät, doch Sie haben viele Sekrete und atmen immer sehr schnell. Sie sind angespannt, die Spannung steigt, plötzlich wirken die Beruhigungsmittel nicht mehr richtig.» Eine Woche vergeht und Jacques Zulauffs Gesundheitszustand verbessert sich diesmal deutlich: «Dies war ein guter Tag. Sie bewegen sich immer mehr. Ich habe Ihnen Briefe von der Familie vorgelesen, das hat Sie wirklich glücklich gemacht. Ich habe das Gefühl, dass Sie kämpfen. Sie sind sehr mutig. Ich habe Ihnen auch ein Video Ihrer Enkelkinder gezeigt. Wir sind auf einem guten Weg!»

«Meine Zeit ist noch nicht gekommen»

Am 7. Mai, nach 44 Tagen Trennung, kann Jacques Zulauff seine Frau wiedersehen. Ein Foto im Logbuch zeigt, wie das Paar endlich wieder glücklich vereint ist. Eine Woche später verlässt Jacques die Intensivstation und kehrt auf die medizinische Abteilung zurück. Am 20. Mai wird Jacques Zulauff nach 58 Tagen im Spital Payerne ins interkantonale Krankenhaus Estavayer-le-Lac verlegt. In Estavayer bleibt Jacques Zulauff vier Wochen in der Rehabilitation, bevor er nach Hause zurückkehren kann. Insgesamt verbrachte er fast drei Monate im Spital. «Ein Arzt sagte zu mir: ‹Herr Zulauff, Sie sind dem Tod nur knapp entronnen.› Fast könnte man darüber lachen, sich so etwas sagen zu hören. Ich glaube, meine Zeit ist einfach noch nicht gekommen.»

Alberto Cherubini, ehemaliger Redakteur des kontakt.sev /Übersetzung: Karin Taglang

Kommentare

  • Blanc

    Blanc 27/06/2020 14:34:35

    Bon rétablissement Jacques.
    Pierre-Alain Blanc et Martine Blanc.

  • Jungo claude

    Jungo claude 04/07/2020 19:32:23

    Super article.bons voeux de retablissement a mon ancien collegue apprenti en 1964.