Finanzen des SEV unter dauerndem Spardruck
Budget trotz garstigem Umfeld ausgeglichen
Möglichst keine Mitglieder verlieren, möglichst viele zusätzliche werben und Ausgaben sorgfältig planen: Auf diesem Weg will der SEV seine finanzielle Zukunft sichern.
Vor rund einem Jahr diskutierte der Vorstand SEV Sparmassnahmen. Er setzte vor allem bei der Kommunikation an. Nun widmete er sich der andern Seite der Rechnung und besprach die Resultate einer Arbeitgruppe, die sich mit neuen Einnahmemöglichkeiten beschäftigt hatte.
Dabei zeigte sich: Neue Einnahmen sind fast noch schwieriger zu finden als Sparmöglichkeiten. Letztlich blieben zwei konkrete neue Massnahmen. Jugendliche sollen nach Abschluss der Ausbildung noch bis zum Jahresende beitragsfrei im SEV bleiben, damit sie in aller Ruhe die Vorteile der Mitgliedschaft erkennen können. Heute kommt es häufig vor, dass sie in der Hektik des Lehrabschlusses vorschnell die Mitgliedschaft aufkündigen.
Bei Bedarf Spenden suchen
Und: Wo es um bestimmte einzelne Aktionen oder Vorhaben geht, soll der SEV versuchen, Spendeaktionen durchzuführen; damit sind nicht Bettelbriefe gemeint, wie sie von andern Organisationen regelmässig ins Haus flattern, sondern punktuelle Anfragen.
Weitere Massnahmen werden ebenfalls geprüft, wobei diese aber auf Bestehendem aufbauen. So steht etwa eine Weiterentwicklung der Kalender-Unfallversicherung zur Diskussion. Es hat sich gezeigt, dass in gewissen Bereichen zwar die Versicherung erwünscht, der gedruckte Kalender aber entbehrlich ist. Da andere Berufsgruppen den Kalender nach wie vor sehr gut nützen, müssen Varianten entwickelt werden.
Einmal mehr wurden bessere Übergänge von den Aktiven zu den Pensionierten angeregt, und geeignete Aktivitäten für die Mitglieder und ihrer Lebenspartner/innen sollen dazu beitragen, dass diese stärker ins Sektionsleben eingebunden sind. Schliesslich gilt es, weitere Partnerschaften im Dienstleistungsbereich zu prüfen.
Vermögen bringt kein Geld mehr
Anschliessend an diese Diskussion folgte die Behandlung des Budgets 2016, wobei dieses trotz schwieriger Rahmenbedingungen praktisch ausgeglichen abschliesst, mit einem Defizit von 17000 Franken. Dies liegt daran, dass der SEV bei den Kosten angesetzt hat, indem die alltäglichen Abläufe überprüft und optimiert wurden, zudem greifen erste Massnahmen bei der Kommunikation. Weiter sind 2016 keine ausserordentlichen Ausgaben zu erwarten, und es ist kein Kongressjahr.
Finanzchef Aroldo Cambi nannte drei kritische Punkte, die die finanzielle Zukunft des SEV beeinflussen:
- Die sinkenden Mitgliederzahlen führen zwangsläufig zu einem Rückgang der Beiträge.
- Bei den festverzinslichen Anlagen, die rund 60% des Vermögens ausmachen, ist auf Jahre hinaus kaum mehr mit einer Rendite zu rechnen. Dadurch muss der SEV eine markante Reduktion des Finanzertrages in Kauf nehmen.
- Insgesamt bedeutet dies, dass der SEV mit schrumpfenden finanziellen Mitteln auskommen muss. Dies führt zwingend dazu, dass die Kosten gesenkt werden müssen.
Der Vorstand genehmigte das Budget und nahm die Ausführungen zur Kenntnis. Zudem passte er das Beitragsreglement an, einerseits um die Beitragspflicht nach der Erstausbildung erst im folgenden Kalenderjahr anzusetzen, andererseits um auch während Zweitausbildungen den Beitrag auf die Hälfte zu reduzieren.
Peter Moor
Ferner im Vorstand behandelt
Die Europäische Transportarbeiter-Föderation ETF lanciert eine sogenannte Bürgerinitiative für «Fairen Transport». Innert einem Jahr müssen innerhalb der EU eine Million Unterschriften gesammelt werden. Der SEV und allenfalls weitere Schweizer Gewerkschaften werden nach Möglichkeit in der Schweiz ebenfalls eine Sammelaktion bei EU-Bürgern lancieren.
Am 29. Oktober führt die (ETF) einen europaweiten Aktionstag der Zugbegleiter durch. Damit soll auf die Bedeutung der Kolleginnen und Kollegen für die Eisenbahnsicherheit sowie für Komfort und Sicherheit der Fahrgäste hingewiesen werden. Das im SEV organisierte Zugpersonal wird sich ebenfalls am Aktionstag beteiligen.
Der Vorstand führte eine Aussprache zur Reform der Altersvorsorge durch. Einzelne Elemente der Version des Ständerats fanden durchaus Zustimmung, wobei jedoch Befürchtungen dominieren, dass der Nationalrat daraus eine reine Abbauvorlage machen könnte. Umso mehr soll die Initiative AHVplus weiterhin als Druckmittel eingesetzt werden.
Der Bereich Touristik ist beim SEV weiterhin ein Aufbauprojekt. Der Vorstand stimmte einem Konzept zu, mit dem in den nächsten beiden Wintersaisons Mitglieder geworben werden sollen. Die zuständige Vizepräsidentin Barbara Spalinger sprach von einem Experiment: Im Sinn einer «Schnuppermitgliedschaft» sollen die Geworbenen erst nach der Wintersaison 2016/17 erstmals beitragspflichtig werden.
In Übereinstimmung mit dem neuen GAV der SBB passte der Vorstand das Personalreglement des SEV an: Mitarbeiterinnen haben neu Anrecht auf 18 (statt 16) Wochen Mutterschaftsurlaub, und Väter erhalten nach der Geburt eines Kindes neu 10 statt 5 Urlaubstage.
Nach wie vor beschäftigt sich der SEV mit der neuen Steuerpraxis bei den Fahrvergünstigungen. Die ursprüngliche Idee, die Rechtmässigkeit der neuen Vorschriften mit einem Gutachten in Frage zu stellen, wurde fallengelassen, da potenzielle Gutachter keine Aussicht auf Erfolg sahen. Es werden weitere Möglichkeiten zu einer Verbesserung geprüft.